Mönchengladbach Eine Amerikanerin in Gladbach

Mönchengladbach · Für Austauschschülerin Rachel Silverio geht ein aufregendes Jahr zu Ende. Die Amerikanerin fand viele Freunde und spielte auch sehr erfolgreich Bratsche: Beim Wettbewerb "Jugend musiziert" belegte sie den zweiten Platz.

 Ein Leben ohne ihre Musik kann sich die Amerikanerin nicht vorstellen. Die Zwölftklässlerin hat auch in Deutschland viel musiziert.

Ein Leben ohne ihre Musik kann sich die Amerikanerin nicht vorstellen. Die Zwölftklässlerin hat auch in Deutschland viel musiziert.

Foto: Raupold

Etwas verlegen sieht Rachel Silverio aus, als Wilhelm Oberdörster ein Loblied auf sie anstimmt. "Rachel ist wirklich eine Ausnahmeerscheinung", sagt der Leiter der Bischöflichen Marienschule. "Am liebsten würden wir sie gar nicht gehen lassen."

Das muss Oberdörster aber, und zwar sehr bald. Am 7. Juli steigt die 17-Jährige in den Flieger, der sie zurück in die USA bringt. Knapp ein Jahr hat die junge Amerikanerin hier gelebt, in der Zeit ihre Familie, Freunde, die Schule, die Borussia, den Bunten Garten und das Museum Abteiberg ins Herz geschlossen. Außerdem hat sie viel Musik gemacht, und das mit Erfolg: Rachel belegte jetzt zusammen mit ihrer besten Freundin Christine Beimel einen zweiten Preis beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert. "Mit dem zweiten Preis sind wir total zufrieden", sagt Rachel.

Ohne Deutschkenntnisse

Egal, was die Zwölftklässlerin erzählt, während sie da im Verwaltungstrakt der Marienschule mit übereinander geschlagenen Beinen auf ihrem Stuhl sitzt: Sie lächelt. Die Stimme klingt fröhlich, ihr Deutsch ist sehr gut, gewürzt mit einem unüberhörbaren amerikanischen Akzent. Ab und zu schickt Rachel ihren Sätzen ein kurzes "You know?" hinterher. "Als ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch", erinnert sie sich.

Rachel kommt aus einer Kleinstadt, ihr Heimatort Chelsea in Michigan zählt rund 3000 Einwohner. "So etwas wie die Hindenburgstraße gibt es da nicht", sagt sie und lacht. Mit einem Koffer und Bratsche im Gepäck reiste sie in Mönchengladbach an und zog bei der Hardter Gastfamilie Alex-Schrammen ein. Rachel hat drei Gastgeschwister. "Meine fünf Jahre alte Gastschwester hat jetzt auch angefangen, Geige zu spielen", erzählt sie. Ein Leben ohne Musik kann sich die 17-Jährige nicht vorstellen, mit vier Jahren hielt sie zum ersten Mal eine Violine in den Händen. Vor zwei Jahren entdeckte sie die Bratsche für sich. Mit der trat sie bei "Jugend musiziert" an, Freundin Christine spielte Geige. "Unser Lehrer in der Musikschule hat uns auf die Idee gebracht, da mitzumachen", erzählt Rachel.

Schon kurz nach ihrer Ankunft meldete sie sich an der Musikschule an, sie tritt mit den Rock-Streichern und dem Jugendsinfonieorchester auf. Auch in der Marienschule macht sie Musik, Rachel spielt im Sinfonieorchester. Heute Abend bricht sie mit dem Schulorchester zu einer achttägigen Konzertreise ins französische Montpellier auf, "das wird sowas von schön", sagt sie. Danach bleiben Rachel ein paar Tage Zeit, sich von Familie, Freunden und Mönchengladbach zu verabschieden, bevor sie nach Washington fliegt. In zwei Monaten beginnt ihr Studium am Swarthmore College in Philadelphia, sie hat sich für die Fächer Wirtschaft und Mathematik entschieden. "Im dritten Jahr studiere ich vielleicht in Hamburg", sagt Rachel. Vielleicht schaut sie dann auch mal wieder in Mönchengladbach vorbei.

(RP)
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