Mönchengladbach Einbrüche: Wachdienst auch für Hockstein

Mönchengladbach · 16 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche in nur fünf Monaten an vier Straßen: Den Bürgern reicht es. Wie in Großheide und am Bunten Garten bereits geschehen, engagieren nun auch die Hocksteiner private Sicherheitsleute.

Viele Hocksteiner fühlen sich nicht mehr sicher. In der Polizeistatistik wurde im vergangenen Halbjahr zwar kein Anstieg der Wohnungseinbrüche im Stadtgebiet verzeichnet, die Bürger aber haben einen ganz anderen Eindruck. "Es vergeht keine Woche, in der ich nicht fremde Leute auf meiner Straße entdecke, die sich verdächtig umsehen und sofort weglaufen, wenn sie angesprochen werden", sagt Klaus Oberem, der an der Eichhornstraße wohnt. Zuletzt sei in seinem Wohngebiet ein Mann aufgetaucht, der angeblich für Prothesen sammelte, später aber bei einem Einbruchversuch in einem Einfamilienhaus auf den Bildern der Überwachungskamera zu sehen war.

Mönchengladbach: Einbrüche: Wachdienst auch für Hockstein
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

"Von März bis Juli haben wir hier alleine 16 versuchte und vollendete Einbrüche gezählt. Und das an nur vier Straßen", sagt FWG-Politiker Oberem. Eine Familie habe alleine drei Einbruchsversuche erleben müssen. Ein Haus sei komplett leergeräumt worden, dabei waren die Bewohner nur zwei Stunden weg. Als sie zurückkehrten, war auch das Auto verschwunden. Ebenfalls gestohlen. Darüber hinaus seien oft Menschen in Hockstein unterwegs, die ganz offensichtlich Häuser ausspähen und dabei auch Fotos machen. Klaus Oberem hat selbst zuletzt am Sonntagabend das Autokennzeichen eines Essener Schrotthändlers notiert. In dem Wagen saßen zwei Männer, die fotografierten. "Ich frage Sie, was macht ein Essener Schrotthändler sonntags um 19 Uhr in Hockstein?"

"Das alles hat unser Sicherheitsempfinden entschieden verändert", sagt Klaus Oberem. Bereits seit einiger Zeit patrouilliert ein privater Sicherheitsdienst durch Hocksteins Straßen, jetzt soll das Überwachungsnetz ausgedehnt und engmaschiger werden. "Wir wollen keine Bürgerwehr und auch keine Polizeiarbeit übernehmen", betont Oberem. Und ja, man wisse, dass die Polizei den "aufmerksamen Nachbarn" als den wirksamsten Einbruchschutz propagiere, "aber bei uns wohnen viele Unternehmer, die sind tagsüber bei der Arbeit und auch sonst oft unterwegs. Und die Polizei kann nicht überall sein", sagt Oberem.

Der private Sicherheitsdienst soll nun tagsüber und nachts in Hockstein patrouillieren. Die Wachleute sollen das tun, was die Anwohner bisher machen, wenn sie etwas Verdächtiges beobachten: Kennzeichen notieren, Ausbaldowernde im Auge behalten und gegebenenfalls die Polizei alarmieren. 26 Familien haben sich als Initiative Hockstein bereits zusammengefunden. In einer Mischung aus verdeckter und im Straßenbild erkennbarer Präsenz des Streifendienstes werden nun die Straßenzüge und Grundstücke der Anwohner bewacht.

Hockstein ist damit der dritte Stadtteil, in dem die Bürgerschaft auf eine veränderte Bedrohungslage und das verstärkte Sicherungsbedürfnis reagiert. Interessenten, die der Initiative beitreten wollen, können sich unter der E-Mail-Adresse sicherheit.hockstein@web.de melden und informieren. In Großheide und Hockstein patrouillieren bereits private Wachleute.

411 Einbrüche gab es insgesamt in Mönchengladbach in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 489 Fälle. Die rückläufigen Zahlen können die Hocksteiner nicht beruhigen. Denn vieles tauche in Statistiken gar nicht auf. Zum Beispiel der Fall, bei dem ein Unbekannter bei einem Nachbarn versucht hatte, ins Haus zu gelangen, aber vom Eigentümer erwischt wurde, bevor überhaupt Einbruchsspuren entstanden. In Hockstein will man den privaten Sicherheitsdienst nun für ein Jahr engagieren und dann eine Bilanz ziehen, um zu entscheiden, ob die Verträge verlängert werden.

(RP)
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