Serie Mein Erstes Auto (4) Ein VW-Käfer voller Marienkäfer

Am 4. Juli 1977 machte Jürgen Meis seinen Führerschein. "Da ich der Älteste meiner Geschwister war, habe ich natürlich sofort ein Fahrzeug anschaffen wollen", erzählt der 57-Jährige. Durch eine Bekannte bekam er die "einmalige Chance", sein Traumauto, einen Käfer, für 600 DM zu kaufen. "Es war ein Käfer voller Marienkäfer. Voller Stolz präsentierte ich mein neu erworbenes Schmuckkästchen allen, die es sehen wollten", berichtet der städtische Mitarbeiter, der im Radio eine eigene Oldiesendung (ausgestrahlt über Bürgerfunk-Niersradio im offenen Kanal von 90,1) hat.

Doch es gab auch einige Probleme mit dem geliebten Auto. Da es ein Sechs-Volt-Käfer war, konnte man die Lichtleistung bei den Nachtfahrten zum Teil mit einem Fahrrad vergleichen. "Und auch das Tempo erschien mir für das Fahrzeug nicht so schnell, wie ich es erwartet hatte", berichtet Jürgen Meis. "Nun gut. Mit dem Licht konnte ich mich abfinden. Fuhr ich halt öfter im Hellen. Doch die Schnelligkeit konnte nicht geändert werden - noch nicht." Einige Zeit später erzählte ihm ein Freund, dass das doch machbar wäre - das mit der Geschwindigkeit. Jürgen Meis sollte mehrere Gaszüge beschaffen, was ihn zunächst wunderte. "Anschließend sollte ich das Pedal abmachen und dann nur noch den Gaszug mit einer Schraube befestigen, damit ich beide nun vorhandenen Teile weiter durchtreten konnte", erzählt der 57-Jährige. Gesagt, getan. Es dauerte nicht lange, und Jürgen Meis wusste, warum er mehrere Gaszüge hatte besorgen müssen. Egal ob bei einer Tour in die Eifel oder beim Besuch des Autokinos in Pulheim - bei fast jeder Fahrt riss ein Gaszug.

"Aber das Gefühl von Freiheit und Abenteuer blieb", erinnert sich der 57-Jährige. Leider nur für zwei Jahre, bis der nächste Käfer vor der Türe stand. "Zwölf Volt und mehr PS. Ein Traum", so Meis. Aber auch dieser Käfer musste "leider frühzeitig die Segel streichen". Ein Trittbrett auf der Beifahrerseite war lose, und es kamen nur noch die beiden Haltestangen zum Vorschein. Jürgen Meis hatte sich zwar etliche Male vorgenommen, das Brett wieder anzubringen. Aber dann ließ er es doch: So blieb das Trittbrett hochkant im Fahrzeug stehen.

Doch dann passierte es. Jürgen Meis kam auf der Konstantinstraße in Giesenkirchen in eine Polizeikontrolle. "Der freundliche Beamte stellte die Frage, ob ich keine Radfahrer möge. Etwas verwirrt fragte ich ihn, wieso er diese Frage stellen würde. Er sagte dann leicht verärgert, dass ich mit den beiden freiliegenden Stangen des nicht mehr vorhandenen Trittbrettes die vorbeifahrenden Fahrradfahrer aufschlitzen könnte." Der Polizist stellte Jürgen Meis eine Mängelkarte aus. Der ließ den Wagen sofort reparieren - und musste ihn kurz darauf verkaufen, "da die Bundeswehr meine Mitarbeit benötigte und ich mir kein Auto mehr leisten konnte." Aber nach der Bundeswehr...ja, da folgten die Käfer Nummer 3 und 4. Leider aber ohne Fotos.

(RP)
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