Mönchengladbach Ein Tempel für Indiens Kinder

Mönchengladbach · Hella Mundhras Verein heißt Shishu Mandir. Das bedeutet Tempel für Kinder. Seit der Gründung im Jahr 1983 konnte vielen Kindern aus den Slums der südindischen Millionenstadt Bangalore ein besseres Leben geboten werden. Und Hoffnung für die Zukunft.

Die Gladbacher Ärztin Hella Mundhra kann stolz auf ihr Lebenswerk zurückblicken. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gründete sie 1973 ein Krankenhaus in der indischen Millionenstadt Bangalore. Als sie dort immer stärker mit dem Elend und der Not der in den Slums lebenden Kinder konfrontiert wurde, beschloss sie 1983, den Verein "Shishu Mandir" – Tempel für Kinder – zu gründen.

Seitdem konnten ein Kinderheim, eine Schule und ein Ausbildungszentrum aufgebaut werden. Zuerst wurde ein Jahr nach der Vereinsgründung das Kinderheim eröffnet. 30 Kindern wurde dort eine ausgewogene Ernährung, ein angemessenes Maß an Hygiene und eine pädagogische Betreuung geboten. Trotzdem besuchten die Kinder weiterhin indische Schulen, in denen sie, laut Mundhra, nicht ausreichend gefördert wurden. "Die Unterrichtsmethoden in Indien sind überhaupt nicht vergleichbar mit denen in Deutschland. Alles ist auf Frontalunterricht und Auswendiglernen ausgelegt", erzählt sie. Außerdem sei der Unterrichtsstil der Lehrer sehr autoritär, so dass die Kinder oftmals sehr verschüchtert sind und sich keine eigene Meinung bilden können.

Also gründete sie 1993 eine Schule, die sich in ihren Unterrichtsmethoden an den hiesigen orientierte. "Ich wollte das Glück, dass ich persönlich in der Schule erlebt habe, auch an die dort lebenden Kinder weitergeben". So konnten die Kinder – ab dem Jahr 2000 im eigenen Schulgebäude – Schule auf eine ganz neue Art und Weise erleben. Wo anfangs zwölf Schüler unterrichtet wurden, sind mittlerweile 163 Kinder auf zwölf Klassenstufen (davon zwei Vorschulklassen, um eventuelle Defizite aufzuarbeiten) unterteilt. "Einerseits ist es natürlich sehr erfreulich, da inzwischen auch Kinder, die nicht im Heim leben, die Schule besuchen können. Andererseits haben wir immer noch große Probleme, qualifizierte Lehrer zu finden. Viel zu viele sind einfach noch zu sehr auf den Frontalunterricht gepolt."

Der Schulabschluss, den die Kinder an der Shishu Mandir Schule erlangen, kann mit der Mittleren Reife verglichen werden. Im Ausbildungszentrum des Vereins wird Jugendlichen handwerkliche oder technische Berufe zu erlenen. Auch dort gibt es das selbe Problem wie bei den Schulen: "Wir suchen händeringend nach Ausbildern im Metall-, Holz- und Elektrobereich. Die einzige Voraussetzung sind grundlegende Englischkenntnisse, wobei wir natürlich auch einen Übersetzer stellen könnten. Für eine Unterkunft wäre gesorgt."

Auch in diesem Jahr hat "Shishu Mandir" viel erreicht. Zum Beispiel wurden die Klassen 1 bis 5 der Schule staatlich anerkannt, die Anerkennung der Klassen 6 bis 10 erfolgt dann im nächsten Jahr. Außerdem wurden im vergangenen Jahr auch viele kleinere Projekte vor allem zu Gunsten der Dorfbewohner durchgeführt: 88 Familien erhielten einen Wasserfilter, für 40 Familien und Betriebe wurden Solarlampen gestellt. Es wurde eine Hausaufgabenbetreuung für insgesamt 180 Kinder, die nicht die Shishu Mandir Schule besuchen, eingeführt und ein Kindergarten erhielt drei weitere Mitarbeiterinnen, die vom Verein bezahlt werden.

Für die Zukunft ist geplant, das Kinderheim umzusiedeln. Zum einen wird so der Schulweg (momentan benötigen die Kinder pro Strecke 90 Minuten). Zum anderen können die Kinder dann viel mehr im Freien spielen. Das neue Kinderheim wird dann mit 40 Plätzen auch etwas größer sein als das bisherige. "Ein Grundstück haben wir bereits gefunden und mittlerweile liegen schon erste architektonische Pläne vor", erzählt Mundhra.

(RP)
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