Mönchengladbach Ein Stück neues Gladbach

Mönchengladbach · Die Bleichwiese an der Lüpertzender Straße verleitet viele Besucher zum Grillen und Erholen in der City. Für viele ist sie ein Symbol, dass die Stadt sich verändert. Man kann ein Stück altes Gladbach von dort sehr gut sehen.

Das ist der City-Strand in Mönchengladbach
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Das ist der City-Strand in Mönchengladbach

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Foto: Stephan Rauter

Die Wurst hätte er auch zu Hause auf den Grill legen können. Daheim im Garten. Schön haben sie's da, sagt er. "Und das mach' ich auch gleich noch", sagt Malte Rüscher, als er das letzte Stück Nackensteak fertiggekaut hat. Er schaut über den Sand, den Teich, die Wiese, die Liegestühle — zwei davon haben seine Frau Melanie und die kleine Tochter Suri Marie (4) belegt — und denkt über seine fleischige Vorspeise nach. Dann schiebt er den gemieteten Tischgrill beiseite. "Es ist doch schön, dass die Stadt sich mittlerweile auf solche Dinge wie die Bleichwiese einlässt", sagt der Familienvater. "Und das da, das ist für mich ein wunderbares Symbol des alten Mönchengladbachs."

Das da, das ist die halbe Brücke über die Lüpertzender Straße, die im Nichts endet. Abgesperrt mit einem Gitter, eine Sackgasse. Die Bleichwiese hingegen, auf der es sich an diesem Samstag knapp 100 Gäste gemütlich gemacht haben, das ist so etwas wie das neue Mönchengladbach. Ein kleines Stück Oase, eine Vorschau auf das, was die Stadt einmal werden könnte. Eine kreative Idee, was man mit einer 15 000-Quadratmeter-Brache mal machen kann, wenn sich kein Investor findet, der dort Millionen verbaut. Einen City-Strand, eine "Monkey Island", wie sie Düsseldorf einmal hatte. Ein schmuckes Gelände mit Liegewiese, und vom Liegestuhl aus kann man wunderbar die halbe Brücke, das alte Gladbach, ein Relikt grauer Langweiligkeit beobachten.

Es sind vor allem junge Leute in Shorts, mit Sonnenbrillen, die auf der Bleichwiese hocken. Junge Kreative wie der Werbeagent Malte Rüscher. Andere junge neugierige mit rosa Poloshirt und hochgeklapptem Kragen. Aber auch Herrschaften, die den Bau des Zentralbades an selbiger Stelle vor 40 Jahren noch miterlebt haben, mischen sich darunter. Einige wenige haben sich wie Familie Rüscher am Dock, wie die Bar heißt, einen Grill besorgt und die Fleischhappen gleich mit dazu. Die Club-Musik aus den Boxen ist vielleicht einen Tick zu laut. Die Liegestühle sind fast alle belegt, an den Tischen ist noch Platz. An Ostern war das nicht so: Die Bleichwiese war voll. Und das hat sie neugierig gemacht, erklärt Hans-Jürgen Klaps (60): "Wir sind immer auf der Suche nach neuen, spannenden Locations."

Dass sie aber mal in Gladbach so etwas finden würden, wäre lange nahezu ausgeschlossen gewesen. Klaps hat sich ein Fläschchen Bier organisiert, seine Frau Walburga trinkt Bitter Lemon. "Wir sind Mitglieder im Verein für den Gladbacher Masterplan. Ich hoffe einfach, dass sich in Gladbach etwas tut, dass ein Wandel einsetzt." Und der beginnt mit einem Bier auf der Bleichwiese. "Schade, dass die Wiese irgendwann wegkommt", sagt Klaps. "Aber das verstehen wir."

Die Frage ist doch: Wie lang kann man die halbe Brücke noch sehen?

(RP)
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