Mönchengladbach Ein Solist am Cello zum Gernhaben

Mönchengladbach · Der brillante Alban Gerhardt überzeugte beim 6. Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker gleich doppelt.

 Alban Gerhardt (vorn) spielt an seinem Goffriller-Cello den Solopart in den Rokoko-Variationen von Peter Tschaikowsky. Darauf folgte mit dem 2. Cellokonzert von Wilhelm Fitzenhagen ein weiteres Werk dieser Gattung.

Alban Gerhardt (vorn) spielt an seinem Goffriller-Cello den Solopart in den Rokoko-Variationen von Peter Tschaikowsky. Darauf folgte mit dem 2. Cellokonzert von Wilhelm Fitzenhagen ein weiteres Werk dieser Gattung.

Foto: D. Ilgner

Das hört man wirklich selten - dass nämlich ein Solist gleich zwei Konzerte an einem Abend hintereinander spielt. Alban Gerhardt, deutscher Cello-Star ohne Star-Allüren, macht sich nichts aus solchen Konventionen, sondern gibt reichlich in diesem sechsten Sinfoniekonzert:

Üppig schwelgt sein Ton, flink und sicher wuseln seine Finger das Griffbrett rauf und runter, der Bogen scheint sich förmlich in die Saiten seines ungemein warmtönigen Cellos aus der Werkstatt Matteo Goffriller zu saugen. So war der Ohrenschmaus beim 6. Sinfoniekonzert im Konzertsaal des Theaters wahrhaft opulent, der Applaus entsprechend. Und auch die Feinschmecker unter den zahlreichen Konzertbesuchern waren's zufrieden - ist doch die Kombination von Tschaikowskys "Rokoko-Variationen" mit dem 2. Cellokonzert von Wilhelm Fitzenhagen auf diverse Weisen delikat.

Fitzenhagen ist der Widmungsträger jener Rokoko-Variationen, seine private Zusammenstellung dieses in Farben und Stimmungen schwelgenden Klanggemäldes hat sich gegenüber der Originalfassung auf dem Markt durchgesetzt. Gleichzeitig hat er nirgends so kantabel und virtuos anspruchsvoll für sein Instrument komponiert wie im 2. Cellokonzert. Formal durchaus interessant mit seinen ineinander übergehenden Sätzen und der auskomponierten Kadenz als Schlusssatz überzeugt das Werk durch schöne Melodien und allerlei Kabinettstückchen. Besonders die Oktaven haben es dem unbekannten Meister angetan. Alban Gerhardt schwelgt nach Lust und Laune in dem von ihm selbst ausgegrabenen Werk. So richtig schön allerdings wird's beim Tschaikowsky, dem der Virtuose ein "Moderato" von Rostropowitsch als Zugabe anhängt, das an eine Zirkuspolka erinnert.

Schwelgen durften die Niederrheinischen Sinfoniker nach der Pause auch allein - und natürlich unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson. Smetanas "Mein Vaterland" erklingt auch in den drei aus dem Zyklus gewählten Sätzen pompös nach Nationaldenkmal. Neben etlichen Bläser-Solisten hatte auch Gertrude Endrödy an der Harfe alle Hände voll zu tun. Und die "Moldau" plätscherte bis strömte (unter Sonderapplaus) herzallerliebst durch den Saal. Am Schluss, in "Sarka", wird die Musik turbulent bis tumultuös. Finales Schrummschrumm beendet schließlich einen köstlichen Konzertabend im Theater.

(ark)
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