Mönchengladbach Ein schweres Los

Mönchengladbach · Eine DAK-Ausstellung im Krankenhaus Neuwerk will Vorurteile über Fettleibigkeit bekämpfen und über Adipositas aufklären.

 "Frau im Spiegel" lautet der Titel des Werkes, das in der Ausstellung im Krankenhaus Neuwerk zu sehen ist.

"Frau im Spiegel" lautet der Titel des Werkes, das in der Ausstellung im Krankenhaus Neuwerk zu sehen ist.

Foto: Bogner/DAK

Erstmals leben weltweit mehr Fettleibige als Untergewichtige. Eine gute Nachricht, weil weniger Menschen hungern? Nein, ganz und gar nicht. Adipositas, die Fettleibigkeit, ist eine ernstzunehmende Krankheit, die große Probleme mit sich bringt. Und eine enorme finanzielle Belastung. Allein in Deutschland entstehen durch Fettleibigkeit und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken Kosten in Höhe von 20 Milliarden Euro jährlich. Das ist mehr als Alkoholmissbrauch und Rauchen zusammen verursachen. Von den physischen und psychischen Leiden der Betroffenen ganz zu schweigen. In einer Ausstellung im Krankenhaus Neuwerk macht die Krankenkasse DAK auf die Problematik aufmerksam.

Bei einem Rundgang durch die Info-Tafeln und -Stände bleibt Tanja Siekmann vor einem Foto stehen. "Das beeindruckt mich besonders", sagt die Fachkoordinatorin des Adipositas-Zentrums Niederrhein im Krankenhaus Neuwerk. Es zeigt eine schwergewichtige Frau, die von Ketten umwunden ist. "Man ist als adipöser Mensch in der eigenen Haut wie gefangen", sagt Tanja Siekmann. "Oft kommt es zu einem Rückzug aus der Gesellschaft, weil man die Hürden des Alltags nicht mehr meistern kann." Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie hat selbst jahrelang unter Adipositas gelitten. "Es ist einfach furchtbar peinlich, wenn man im Flugzeug mit dem Gurt nicht mehr klarkommt oder den Tisch nicht nach unten klappen kann", erklärt sie.

Fettleibige erfahren meist eher Diskriminierung als Hilfe. "Das Denken muss sich ändern", meint Siekmann. "Ein Adipöser muss seine Krankheit erst anerkennen lassen. Bei anderen Krankheiten kann man sofort aktiv werden." Ihr selbst hat eine Magen-OP geholfen - eine wie sie im vergangenen Jahr 84 Mal im Adipositas-Zentrum Niederrhein durchgeführt wurde. Die OP, betont Siekmann, sei aber nur ein kleiner Baustein in der Therapie. "Es muss im Kopf klick machen."

Immer gehört zu einer erfolgreichen Behandlung eine Ernährungsberatung und -umstellung. Und auch präventiv ist das Wissen über Ernährung ein entscheidender Faktor. In der Ausstellung wird am Beispiel der Getränke gezeigt, wie sich überschüssige Kalorien in den Körper mogeln. Auf flüssigem Weg nämlich. "Über Getränke kann man den Tagesbedarf an Kalorien decken und hat noch nicht einmal angefangen zu essen", weiß Siekmann. Ein Glas Orangensaft enthält 16 Gramm Zucker, Cola sogar 22 Gramm. Während aber bei Limo den meisten Menschen klar ist, dass sie viel Zucker enthält, gilt Fruchtsaft als gesund. Ebenso wie Kakao, der in gesüßter Instant-Form eine wahre Kalorienbombe ist. Oder wie der beliebte Latte Macchiato. "Alles, was wir kaufen, ist angeblich light und hört sich supergesund an", sagt Monika Welker von der DAK Mönchengladbach. Aufklärung tue not. Ja, ihr würde eine Ampelkennzeichnung, mit der auf besonders süße Produkte hingewiesen wird, gefallen.

Adipositas in Deutschland ist ein Massenphänomen. Ein Viertel der Erwachsenen ist fettleibig. Das sind 16 Millionen Menschen mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30. Bei vielen hilft nur noch der chirurgische Eingriff. Allein bei den Versicherten der DAK hat sich die Zahl der Magen-OPs in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Es ist Zeit, gegenzusteuern. Zum Beispiel mit der Aufklärungskampagne "Schwere(s)los".

(RP)
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