Mönchengladbach Ein Konzert der Raritäten

Mönchengladbach · Frühbarock und Spätromantik - in Harmonie vereint: Der Niederrheinische Konzertchor, die Blechbläser der Niederrheinischen Sinfoniker und Solisten boten in der evangelischen Hauptkirche ein ausgefallenes Programm.

 Chordirektorin Maria Benyumova präsentierte den von ihr geleiteten Niederrheinischen Konzertchor im zweiten Städtischen Chorkonzert gemeinsam mit den Blechbläsern der Niederrheinischen Sinfoniker.

Chordirektorin Maria Benyumova präsentierte den von ihr geleiteten Niederrheinischen Konzertchor im zweiten Städtischen Chorkonzert gemeinsam mit den Blechbläsern der Niederrheinischen Sinfoniker.

Foto: Jörg Knappe

Chordirektorin Maria Benyumova ist das Wagnis eingegangen, und das Ergebnis gab ihr recht. Sie präsentierte den von ihr geleiteten Niederrheinischen Konzertchor im zweiten Städtischen Chorkonzert gemeinsam mit den Blechbläsern der Niederrheinischen Sinfoniker, und das Publikum in der evangelischen Hauptkirche am Markt zeigte sich von dem ganz besonderen Programm, das Frühbarockes mit Spätromantischem verband, und dem klanglichen Ergebnis äußerst angetan. Der Schlussbeifall war intensiv und ausdauernd.

"Deus in adjutorium meum intende" - Herr, eile mir zur Hilfe": Diesen Einstieg in die "Marienvesper" von Claudio Monteverdi (1567-1643) sang James Park mit volumenreichem Tenor von der Empore aus. Darauf folgte der erste Teil dieser Vesper in einer makellos interpretierten Bläserbearbeitung von Matthias Linke. Robert King hat den elften Satz der Vesper für reines Bläserensemble bearbeitet - hier tritt, von Monteverdi vorgesehen, zu den Instrumentalisten noch eine Gesangsstimme hinzu, die die Bitte um Fürsprache der Gottesmutter mit dem immer wiederkehrenden Satz "Sancta Maria, ora pro nobis" - Heilige Maria, bitte für uns" - intoniert.

Julia Danz stand dazu ebenfalls auf der Empore - doch ihr der Komposition entsprechend lyrisch eingesetzter Sopran konnte sich leider gegen die Übermacht vor allem der tieferen Blasinstrumente nicht so recht behaupten. Vielleicht wäre es günstiger gewesen, die Sängerin vor den Blechbläsern zu positionieren, um dadurch die Abstimmung besser ausloten zu können.

Mit einem "Canzon" aus den "Sacrae Symphoniae" demonstrierten die durchgängig bestens disponierten Bläser die festliche und kontrastreiche Kunst Giovanni Gabrielis (1557-1612), der die vor allem im Markusdom von Venedig gepflegte vokale Mehrchörigkeit auf die Instrumentalmusik übertrug. Mit dem Psalm 137 aus den "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz (1585-1672) war ein erster vokaler Höhepunkt des Abends zu bewundern.

Ein Solistenquartett aus den Opernstudio-Mitgliedern Julia Danz (Sopran), Agnes Thorsteins (Mezzosopran), Xianghu Alexander Liu (Tenor) und Shinyoung Yeo (Bass-Bariton) und ein mit Lisa Kaltenmeier und Pia Melenk (Sopran), Birgitta Henze und Pelagia Psaltopoulou (Alt), Jae Sung An und James Park (Tenor) sowie Frank Rammelmüller und Dae Jin Kim (Bass) besetztes "Kammerensemble" vermochten, begleitet von vier Bläsern, die farbige, konturenreiche, ganz am Wort orientierte Klangsprache des Gabrieli-Schülers Schütz spannungsvoll und bewundernswert stilgerecht zu interpretieren.

Die erst im Jahre 1990 uraufgeführte "Messe vom Allerheiligsten Altarssakrament" des belgischen Komponisten Joseph Jongen (1873-1953) für Chor, vier Solisten, Blechbläser und Orgel war Glanz- und Schlusspunkt dieses "Konzertes der Raritäten". Die spätromantische Klangsprache mit Einflüssen des französischen Impressionismus, aber auch der Klassik (Benedictus), und - in manchen Strukturen - des Frühbarock, stellte die Choristen vor immense Schwierigkeiten. Doch die sehr engagiert und aufmerksam der ausdrucksvollen Zeichengebung ihrer Dirigentin folgenden Sängerinnen und Sänger meisterten bewundernswert die zahlreichen Klippen der komplizierten Partitur und erreichten - nicht zuletzt dank der einfühlsamen Unterstützung durch die präsenten Bläser und die punktgenaue Orgelbegleitung (Karsten Seefing) - eine mitreißende, teils klangintensive, teils auch ganz zurückgenommene Wiedergabe, die ungemein fesselte.

Nicht vergessen sei dabei das schon erwähnte Opernstudio-Quartett, das dem melodienseligen "Benedictus" fein abgestimmte Innigkeit verlieh.

(oeh)
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