Mönchengladbach Ein Haus zum Sterben

Mönchengladbach · Wer ins Hospiz einzieht, ist austherapiert. Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer im St. Christophorus-Hospiz kümmern sich intensiv darum, den Patienten ein würdevolles Lebensende zu bereiten.

 Maike Andersen und Elvira Biallas vom Mönchengladbacher Hospiz.

Maike Andersen und Elvira Biallas vom Mönchengladbacher Hospiz.

Foto: Detlef Ilgner

Das Haus, das Menschen zum Sterben besuchen, ist ein freundlich wirkendes Gebäude in der Mönchengladbacher Altstadt. Direkt gegenüber vom Rathaus, sonnendurchflutet an diesem Morgen, hell eingerichtet. Einmal hat im gemeinsamen Wohnzimmer ein Patient kurz vor seinem Tod seine Jugendliebe geheiratet. Der Standesbeamte kam kurz rüber.

"Und Geburtstage haben wir hier gefeiert”, sagt Elvira Biallas. Das ist die eine Seite des St.-Christophorus-Hospizes, dessen Leiterin Elvira Biallas ist. Die schöne Seite.

Die andere Seite ist die des Leids. Die Menschen, die in den zehn Zimmern ihre letzten Lebenstage verbringen, sind austherapiert. Krebs oder Aids. Sie sind gekommen, um zu sterben. Das, so der Sinn eines Hospizes, aber so würdevoll, wie es geht. "Man stirbt so, wie man lebt”, sagt Elvira Biallas. Angehörige, Mitarbeiter und Helfer belastet das nicht selten. Fröhlich sehen die Besucher jedenfalls nicht aus, die ins Hospiz kommen und einen Angehörigen besuchen.

Das St.-Christophorus-Hospiz -­ es gibt keine vergleichbare Einrichtung in der Stadt. 1987 gründete sich in Mönchengladbach ein Verein mit dem Ziel, ein Hospiz zu gründen. 1991 war es soweit, möglich machten dies Gelder der Josef-und-Hilde-Wilberz-Stiftung.

Das St. Christophorus-Hospiz war das dritte überhaupt in Nordrhein-Westfalen. Heute gibt es in nahezu jeder Stadt ringsum ein eigenes Hospiz. Der Gedanke, den absehbaren Lebensabend bei professioneller Betreuung zu verbringen, hat in der Gesellschaft Fuß gefasst.

Man könnte auch sagen: Krankenhäuser entlassen heute ihre todkranken Patienten zügiger. Wenn sie alleinstehend sind oder die Familien sich nicht um sie sorgen können, ist das Hospiz die letzte Lösung. Die 25 Mitarbeiter übernehmen die zum Teil sehr intensive Körperpflege. Sie kochen und backen selbst, notfalls auch mitten in der Nacht, wenn der Patient es wünscht. Sie sind rund um die Uhr mit mehreren Kräften im Haus vertreten. Sie führen in Abstimmung mit Arztpraxen Schmerztherapien durch.

"Es entsteht intensives Vertrauen zwischen Patient und Pflegepersonal, wie es Krankenhäuser kaum erreichen können”, sagt die stellvertretende Pflegedienstleiterin Maike Andersen, die seit dem ersten Tag im Hospiz dabei ist. Hinzu kommen zehn ehrenamtliche Helfer, die mit den Patienten auch mal in die Stadt gehen oder im Garten grillen. "Man muss empathisch und lebensbejahend sein. Depressive Stimmung ist hier nicht gut aufgehoben”, sagt Maike Andersen.

"Nur darf nie Freundschaft entstehen. Das kann nur hinderlich sein.” Manchmal ist das aber gar nicht so einfach. Etwa zehn Patienten verabschieden die Hospiz-Mitarbeiter im Monat. Manche waren nur wenige Tage da, andere aber bleiben über Monate oder sogar Jahre.

Einer lebte ganze viereinhalb Jahr in dem hellen, freundlichen Haus an der Rathausstraße, es war ein junger, an Aids erkrankter Patient. Für Maike Andersen und das Pflegepersonal im Haus ist klar: "Das Zimmer wird irgendwie immer seines bleiben.”

(RP)
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