Circus Roncalli In drei Tagen eine fertige Show

Mönchengladbach · 150 Roncalli-Mitarbeiter kommen für die Zirkusvorstellung zusammen. Ein exklusiver Blick hinter die Kulissen bei den Proben.

 Clown Chistirrin macht sich mit allerlei Schminke, Babypuder und Perücke in der Künstler-Garderobe für seine Proben fertig.

Clown Chistirrin macht sich mit allerlei Schminke, Babypuder und Perücke in der Künstler-Garderobe für seine Proben fertig.

Foto: Markus Rick (rick)

Nur drei Tage! So lange haben die Artisten Zeit, sich aneinander zu gewöhnen, miteinander zu proben und eine fertige und perfekt ineinander greifende Aufführung in die Roncalli-Manege am Geroweiher zu bringen. „Wir haben die Show zwar bereits im vergangenen Jahr aufgeführt, aber es sind wieder zwei neue Acts mit dabei“, sagt Pressesprecher Markus Strobl. Er meint zum einen den chinesischen Handstandkünstler Zhenyu Li und zum anderen eine akrobatische Nummer auf Roboter Pauline von Erfinder Ulrich Kahlert, kurz Ulik.

Ulik kennt Zirkusdirektor Paul bereits seit Jahrzehnten, Zhenyu Li hingegen ist ganz frisch im Team mit dabei. Comedian Kai Eikermann, der in der Show als Clown und Breakdancer auftritt, weiß, wie man sich als Neuzugang fühlt. Er ist schon in der zweiten Saison Teil der Roncalli-Show und für ihn bedeutet der Probenbeginn in Mönchengladbach ein großes Wiedersehen. Fröhlich rufen Mitarbeiter aus 28 verschiedenen Nationen durcheinander, begrüßen sich und fallen einander mit ihren meist gefütterten Winterjacken in die Arme. „Es hat etwas sehr Familiäres für mich“, sagt Eikermann. Man verbringe immerhin sehr viel Zeit miteinander. Im Bauwagen und vor allem beim Training. Alle Artisten haben Zugang zum Fitnessstudio eines benachbarten Hotels, denn sie müssen sich fit halten. Besonders Adéle Fame nimmt das sehr erst. Sie wird von ihren Kollegen auch „Frau Liegestütze“ genannt. Muskulös und beweglich schwebt sie in schwindelerregender Höhe an sogenannten Stapaten – zwei Bändern – durch die Manege und vollführt an ihnen Spagate und Drehungen.

Jetzt bei der Probe macht sie all das noch in Jogginghose und bequemem Pulli. Neben ihr proben die drei Bello Sisters ein paar Körperstatuen, und am anderen Rand der Manege liegt Quincy Azzario im Spagat, um sich für ihre Handstand-Performance aufzuwärmen. Das Smartphone ist bei ihr immer dabei, wobei auch sie darauf achten muss, was sie dem Zuschauer aus der Manege zeigt. „Ein gefilmter Trick oder ein ungeschminkter Clown – das wären Dinge, die die Spannung beim Publikum vorweg nehmen würden“, sagt Strobl.

 Im entspannten Spagat hat Quincy Azzario immer noch ein bisschen Zeit für ihre Social Media Accounts.

Im entspannten Spagat hat Quincy Azzario immer noch ein bisschen Zeit für ihre Social Media Accounts.

Foto: Markus Rick (rick)

Damit die einzelnen Zirkusnummern nahtlos ineinander übergehen, gibt Regisseur Patrick Philadelphia genaue Anweisungen durch ein Mikrofon: lässt die Manege fegen, probt die Seilläufe und ruft die Artisten auf, während im Hintergrund Dudelsackmusik und Songs von AC/DC zum Soundcheck durch das Zelt hallen. Philadelphia ist selbst im Zirkus aufgewachsen und seit 24 Jahren Teil des Roncalli-Teams. Die Proben mit ihrer Lautstärke, den quirligen Zirkusmitgliedern und allerlei kleinen Verzögerungen nimmt Philadelphia gelassen. In den drei Tagen Vorbereitungszeit konzentriere er sich auf das Wesentliche, und wenn Zirkus-Direktor Bernhard Paul kurz vor der Show komme, übernehme dieser das i-Tüpfelchen – oder wie Philadelphia sagt: „den Puderzucker“.

Außerdem unterstützen acht Requisiteure die Zirkus-Show. Besonders beliebt: der zwei Meter große Tristan. „Es ist super praktisch, dass er so groß ist, so können wir oft auf die Leiter verzichten“, sagt Assistentin Neele Ziesing. Damit die Requisiteure ihre Arbeit schnell leisten können, herrscht hinter den Kulissen eine penible Ordnung. Tüftler Ulik hat sogar eigene Warnschilder, die er rund um seinen Roboter Pauline aufgestellt hat. „Ulik at Work. Danger!“ steht auf ihnen, was so viel bedeutet wie: „Ulik am Werk. Gefahr!“

 Im Wagen von Schneiderin Sophie Plautz riecht es nach frisch gewaschener Wäsche.

Im Wagen von Schneiderin Sophie Plautz riecht es nach frisch gewaschener Wäsche.

Foto: Marie Ludwig

Seine Roboterdame ist zwar nicht bissig, aber empfindlich und wird von ihrem Schöpfer stets umsorgt. Direkt neben dem Parkplatz von Pauline stehen in einem Kreis Bauwagen mit Garderoben für die 25 Artisten. Ein Bauwagen gehört Roncalli-Schneiderin Sophie Plautz. Hier riecht es nach frisch gewaschener Wäsche, und jedes Teil hat seinen Platz. „Damit alles gut klappt, bereite ich für jeden ein kleines Päckchen mit seiner Ausrüstung vor“, sagt Plautz. Denn bei der Vorstellung wollen rund 150 Mitarbeiter schick ausstaffiert werden.

Darunter auch Clown Chistirrin. Er hat sich selbst nigelnagelneue Schuhe, eine frische Perücke und neue Nasen mitgebracht. „Die Nasen habe ich leider im Koffer vergessen“, bedauert er, zaubert sich aber kurzerhand aus Rouge eine rote Ersatznase ins Gesicht. Der gebürtige Mexikaner gab vor zwei Jahren sein Debüt beim Zirkus Roncalli in Mönchengladbach. Damals reiste er mit seiner gesamten Familie an. In diesem Jahr kann sie ihn leider nicht begleiten und sein Saxophon, das Teil der Show ist, wurde ihm bei dem Heimatbesuch geklaut. Ob sich wohl bis zur Premiere noch ein Ersatz findet? Das können Zuschauer am kommenden Donnerstag, 14. März, in der Vorstellung herausfinden.

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