Taubenhütte Ein Altar aus Zigarrenkisten

Taubenhütte · Es war vor drei Jahren, als sich Albert Sautner und Klaus Boß an einen alten Schrein erinnerten. Eine Art Altar, den die Urväter der heutigen Bewohner Taubenhüttes einst aus alten Zigarrenkisten zusammengezimmert hatten.

Boß' Urgroßvater Nikolaus war daran noch beteiligt. "Wäre doch ganz schön, wenn wir den mal wieder rausholen würden", sagte der Eine zum Anderen. Das war ganz praktisch, denn Sautner kennt sich mit dem Zusammenzimmern gut aus. Er ist Schreiner.

Die Suche nach dem alten Schmuckstück, man möchte sagen: nach der Dorfreliquie, war schnell erledigt. Das gute Stück stand bei Katharina Hoppe, genannte Hoppe-Kathrinchen, mit 90 Jahren die Seniorin des Dorfes. Das schwere, meterhohe Ungetüm, das nicht einmal im Entferntesten an eine Zigarrenkiste erinnert, wurde in die Werkstatt von Albert Sautner gebracht.

Und dort begann die Arbeit, denn Holzwürmer hatten sich in dem Stück bereits häuslich niedergelassen. Um die Kosten für deren Beseitigung in einem Ofen zu bezahlen, legte die Nachbarschaft ein Sparbuch an. Das gibt es auch heute noch, damit der Altar weiterhin gut gepflegt werden kann. Diese Aufgabe haben nun Agnes Bolten und Käthe Kaumanns übernommen, während der Altar weiter in Sautners Werkstatt eingelagert ist.

Nur einmal im Jahr kommt er nach draußen, und zwar zu Fronleichnam. Dann nämlich wird auf der größten Wiese im Dorf die Fronleichnamsmesse mit anschließender Prozession gefeiert. Dann kommt der Pfarrer der St. Josef-Gemeinde Schelsen rübergefahren und etwa 200 Katholiken aus der Gemeinde feiern in Taubenhütte zusammen — der jährliche Rekordbesuch in dem Nest.

Um das zweite Dorfheiligtum kümmert sich ebenfalls die Nachbarschaft. Seit 45 Jahren ziert ein kleines Kapellchen die Dorfeinfahrt. Der damalige Pfarrer von St. Josef Schelsen war der Marienverehrung besonders verbunden. Seitdem wird dort bei einem Todesfall im Dorf gebetet. Das alles ist Klaus Boß sehr wichtig: "Man muss immer etwas für die Nachbarschaft tun."

(RP)
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