Prozess in Mönchengladbach Ehemann bestreitet Missbrauch an Stiefkindern

Mönchengladbach · Der Familienvater beschreibt sich selbst lediglich als "strengen Vater". Die Mutter der Kinder belastete ihn jedoch.

Erst am zweiten Prozesstag vor der Ersten Jugendkammer des Mönchengladbacher Landgerichts war der Angeklagte (44) aussagebereit. Aber der aus Serbien stammende Familienvater legte kein Geständnis ab, sondern bestritt die Vorwürfe der Staatsanwältin. Tatsächlich soll sich der 44-Jährige zwischen Mitte 2009 und Herbst 20010 in der gemeinsamen Wohnung in Grevenbroich und während des Sommerurlaubs in Serbien an den damals zwölf und acht Jahre alten Töchtern sowie dem neunjährigen Jungen vergangen haben. Die Kinder stammen aus der ersten Ehe der Frau. Der 35-jährigen mitangeklagten Ehefrau wirft die Staatsanwältin in einigen Fällen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern Beihilfe vor.

Die Kindesmutter hatte den Partner, von dem sie inzwischen getrennt lebt, bereits am ersten Prozesstag belastet. Der neunjährige Junge habe bei den sexuellen Handlungen des Ehepaares zusehen müssen. Das Kind sei doch ein Junge und müsse das wissen, habe der 44-Jährige damals der Ehefrau kaltschnäuzig erklärt. "Ich habe mich aus Angst gefügt", hatte die Frau zugegeben. Sie hatte den Partner außerdem beschuldigt, sie geschlagen zu haben. Vor allem, wenn er getrunken hatte, sei der Mann gewalttätig gewesen. Bei einer anderen Gelegenheit habe er die Familie ins Wohnzimmer gerufen: "Wir sollten alle zusehen, als er sich an dem Jungen vergriff". Heftig reagierte der Angeklagte gestern auf diese Beschuldigungen: "Wenn ich so gefährlich bin, warum hat sie sich dann nicht von mir getrennt?" Sie sei doch immer wieder zurückgekommen. "Warum ging sie nicht zur Polizei? Warum lügt sie so?", schrie der Angeklagte in den merkwürdig stillen Schwurgerichtssaal.

Die Frage des Kammervorsitzenden, warum er auch von den Kindern belastet worden sei, konnte der 44-Jährige nicht beantworten. Er gab lediglich zu, "ein strenger Vater" gewesen zu sein. Ja, er habe auch Ohrfeigen und Klapse aufs Hinterteil verteilt, gestand der 44-Jährige ein. Sexuellen Missbrauch habe es aber nicht gegeben, beharrte der Mann. Dagegen war sich ein Kriminalbeamter gestern in seiner Zeugenaussage sicher, dass die Kinder in den Vernehmungen zurückhaltend und schambesetzt von Übergriffen des Angeklagten berichtet hatten. "Die Kinder konnten die Vorfälle zeitlich nicht einordnen. Aber die Aussagen waren schlüssig", so der Zeuge. Dagegen konnte die Schwester der Ehefrau nur von harten Erziehungsmethoden des "strengen Vaters" berichten.

(RP/rl)
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