Mönchengladbach Ehemaliges Grabeland entzweit SPD: Mal dafür, mal dagegen

Mönchengladbach · Horst-Peter Vennen schien sich in seiner Haut nicht wohl fühlen. Der SPD-Sprecher im Bau- und Planungsausschuss musste in der gestrigen Sitzung auslöffeln, was ihm Parteifreunde in Rheydt-Mitte eingebrockt hatten. Vennen ist ein erklärter Befürworter des neuen Baugebiets an der Reitbahnstraße/Pestalozzistraße, wo mehr als 40 Stadthäuser für junge Familien entstehen sollen. Was ihn freut, hat die SPD in Rheydt-Mitte in der Allianz mit den Grünen und der FWG mehrfach zu torpedieren versucht. Auch jüngst wieder: Da stimmten die drei Fraktionen in der Bezirksvertretung einem Erschließungsvorhaben nicht zu. Ihr Votum ist in dieser Frage entscheidend: Denn über Straßenangelegenheiten bestimmen die Bezirksvertreter.

Die grüne Lunge

Im Viertel Reitbahnstraße/Pestalozzistraße/Lehwaldstraße gab es das so genannte Grabeland, eine grüne Lunge in Citynähe. Sie gehörte der evangelischen Kirche, die viele Jahre lang Parzellen an Hobbygärtner verpachtet hatte. Vor einigen Monaten verkaufte die Kirche das Gelände an einen Investor, um ihre Arbeit mit dem Erlös aus dem Grundstücksverkauf weiter finanzieren zu können. Das gefiel weder den Hobbygärtnern noch vielen Altanliegern, die lieber die Grünanlage behalten hätten und unter anderem erheblich mehr Verkehr befürchten, wenn die neuen Hausbesitzer eingezogen sind.

Dem will die Stadt Rechnung tragen, indem sie die drei Straßen etwas verbreitern und Parkstreifen und Gehwege anlegen lässt. Bezahlen muss dies der Investor. Dabei handelt es sich um das Architekturbüro des ehemaligen FDP-Ratsherrn Hans-Joachim Schoor. Als die Straßen-Verbreiterung die Bezirksvertretung erreichte, lehnte sie das Vorhaben mit der knappen Mehrheit von SPD, Grünen und FWG gegen CDU und FDP ab. Bereits bei früheren Entscheidungen hatte diese Allianz der Ausbaugegner das Bauprojekt zu verhindern versucht, das bei der SPD im Bau- und Planungsausschuss auf eine große Zustimmung stieß.

Deshalb versuchte Vennen gestern die Kuh vom Eis zu bekommen. Seine Parteifreunde hätten Antworten auf wichtige, von ihnen gestellte Fragen vermisst. Unter anderem nach möglicher Kostenbeteiligung der Altanlieger. Doch CDU-Ratsherr Joachim Roeske, der selbst in der Bezirksvertretung sitzt, wunderte sich: „Diese Fragen sind so nie gestellt worden.“ Am Ende bauten Verwaltung, CDU, SPD und FDP der Rheydt-Mitte-SPD eine Brücke: Sie soll die Chance bekommen, ihren Beschluss zu verändern. Grüne und FWG blieben gestern bei der Ablehnung. KOMMENTAR

(RP)
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