Prozess in Mönchengladbach Drogensüchtiger erinnert sich nicht an Überfall

Mönchengladbach · Wegen schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung musste sich gestern erneut ein Wegberger (21) vor dem Mönchengladbacher Jugendschöffengericht verantworten.

Der aus Kasachstan stammende junge Mann hatte auf der Straße einen 13-Jährigen überfallen, den Jungen mit einer Spielzeugpistole heftig auf den Kopf geschlagen und ihn zur Herausgabe seiner Jacke gezwungen. Dabei war der Angeklagte kurz zuvor mit einer ähnlichen Tat aufgefallen. Da hatte er einem 17-Jährigen T-Shirt und Jacke "abgenommen". Als dem verängstigten Opfer damals das iPad aus der Tasche fiel, händigte es der 17-Jährige dem Täter ebenfalls aus. Als Quittung gab es später eine einjährige Jugendstrafe mit Bewährung.

An den Überfall auf den 13-Jährigen erinnerte sich der Angeklagte gestern allerdings nicht. Er habe damals eine Menge Drogen konsumiert, so der 21-Jährige. Doch die Zeugenaussage des 13-jährigen Opfers wirkte im Gerichtssaal derart überzeugend, dass weder Gericht noch Staatsanwältin an der Schuld des Junkies zweifelten. Dann gab es eine Überraschung. "Der Angeklagte hat einen guten Anfang gemacht", berichtete der Bewährungshelfer. Der 21-Jährige habe inzwischen nach der Entgiftung eine sechsmonatige Drogentherapie erfolgreich abgeschlossen, Drogen-Screenings gemacht und sich um gemeinnützige Arbeit bemüht.

Der junge Mann, der 1998 mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland kam, habe hier nie richtig Fuß gefasst. Der Bewährungshelfer schlug vor, ihm eine letzte Chance zu geben. Diesem Rat schloss sich das Jugendschöffengericht an. Es verurteilte den Angeklagten zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. Aber ob diese erneut zur Bewährung ausgesetzt wird, entscheidet die Jugendrichterin erst nach einem halben Jahr. Bemüht sich der Angeklagte nicht um ein Praktikum, gemeinnützige Arbeit und Drogen-Screenings, muss er die anderthalb Jahre verbüßen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort