Mönchengladbach Drogenmafia am Platz der Republik

Mönchengladbach · Asylsuchende aus Schwarzafrika, die einen florierenden Drogenhandel betreiben: Das hört sich an wie der ARD-Tatort vom vergangenen Sonntag, ist aber Realität. Mehr als 50 Dealer verkaufen mitten in Gladbach Marihuana auch an Kinder.

 Als unser Fotograf am Platz der Republik auftaucht, erscheinen gleich mehrere Schwarzafrikaner aus verschiedenen Ecken, die natürlich nichts mit dem Drogenhandel zu tun haben müssen. Auf die Kamera reagieren sie aggressiv.

Als unser Fotograf am Platz der Republik auftaucht, erscheinen gleich mehrere Schwarzafrikaner aus verschiedenen Ecken, die natürlich nichts mit dem Drogenhandel zu tun haben müssen. Auf die Kamera reagieren sie aggressiv.

Foto: Jörg Knappe

Seit Mai gibt es bei der Polizei die Ermittlungskommission "Republik". Denn schon seit mehreren Monaten betreibt eine vielköpfige Gruppierung von jungen Schwarzafrikanern aus Guinea im Bereich von unterer Hindenburgstraße, Hauptbahnhof und vor allem am Platz der Republik einen schwunghaften Handel mit Marihuana. Die Dealer haben sich publikumsstarke Plätze ausgesucht. Schüler, Berufspendler, Geschäftskunden sind hier unterwegs. Potenzielle Kunden, darunter auch Kinder, werden von den Händlern offen angesprochen, die Drogen an Ort und Stelle verkaufen.

Bis jetzt sind der Polizei bereits 50 Tatverdächtige bekannt, über 100 Strafverfahren wegen Handels mit Betäubungsmitteln wurden schon eingeleitet, acht Männer sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Nach jetzigen Erkenntnissen kann bei der Gruppierung, die aus Jugendlichen und Heranwachsenden besteht, von einer bandenmäßigen Struktur gesprochen werden, mit Lieferanten, Verteilern und Straßenverkäufern. Ob es einen Kopf der Bande gibt, der die Asylbewerber gezielt anheuert, oder einen Ort, an dem die Männer speziell angeworben werden, muss die Polizei noch ermitteln. "Wir versuchen natürlich, an die Hintermänner zu kommen", sagt Polizeisprecher Jürgen Lützen.

Seitdem es die Ermittlungskommission "Republik" gibt, kontrolliert die Polizei täglich an der unteren Hindenburgstraße, im Bereich des Hauptbahnhofes und am Platz der Republik. Bei ihrer Arbeit steht die Kommission in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach. Es findet auch ein reger Erfahrungsaustausch mit der Bundespolizei, dem Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt und der Leitung der Berufsschule am Platz der Republik statt.

Doch trotz der Kontrollen geht der Drogenhandel weiter. Als unser Fotograf zum Platz der Republik kommt, fährt dort ein zwölf- bis 13-jähriger, dunkelhäutiger Junge auf dem Fahrrad herum. Plötzlich gibt er ein Zeichen, woraufhin aus mehreren Ecken Schwarzafrikaner auftauchen, die auf ein junges Pärchen und einen Mann zugehen. Als sie die Kamera unseres Fotografen bemerken, werden sie aggressiv, verschwinden aber wieder.

Seit der vergangenen Woche erfährt die Ermittlungskommission "Republik", die von allen möglichen Dienststellen des Polizeipräsidiums in Uniform und auch Zivil unterstützt wird, zusätzliche Hilfe durch die Einsatzhundertschaft. Personell derart gestärkt, gibt es seitdem fast täglich Festnahmen von Tatverdächtigen. So wurden allein in der vergangenen Woche 17 Strafverfahren eingeleitet und neben 55 so genannten Snaptütchen mit Marihuana etliche Handys und auch das vorgefundene sogenannte Dealgeld sichergestellt.

Die Tatverdächtigen wohnen vorwiegend in Mönchengladbach und im Umfeld. Zuletzt wurde ein 21-Jähriger aus Krefeld ergriffen. Er wurde dabei beobachtet, wie er am Platz der Republik Marihuana an zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen abgab. "Diese Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige stellt einen Verbrechenstatbestand dar und wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft", sagt Jürgen Lützen. Hinzu komme noch der Umstand, dass der 21-Jährige alleine im April dieses Jahres fünfmal mit Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz auffiel. Deshalb sitzt der 21-Jährige jetzt in Untersuchungshaft.

(RP)
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