Griesbarth Drei Tage dauert die große Sause

Griesbarth · Bei uns in Griesbarth, scherzt Christian Fischelmann gerne, da werden die Reibekuchen nur auf einer Seite gebraten. Griesbarth - etwas Halbgares? Er wartet mit der Pointe, kann sich aber kaum noch halten und erklärt schließlich: "Weil früher die Straße nur an einer Seite bebaut war. Sagt man so."

Sagt man heute aber nicht mehr so oft, weil die Straße Griesbarth nun von beiden Seiten bebaut ist. Die Stadt hat die Straße auch in ihr Herz geschlossen, nachdem zwei Frauen aus dem Ort dem damaligen OB einen Brief über ihr Dorf schickten. Die Stadt reagierte später und widmete den Wirtschaftsweg in eine Kreisstraße um. Seitdem fahren zwei Buslinien durch Griesbarth, das Dorf ist ein Umschlagsplatz für Schüler auf dem Schul- oder Nachhauseweg.

Das kann man so nicht einfach machen, fand Christian Fischermann. "Ist doch viel zu eng auf der Straße. Geht doch nicht", sagt er. Also zwackte er ein paar Quadratmeter von seinem Grundstück ab, das direkt vor den Bushaltestellen liegt - das Dorfzentrum gewissermaßen. Seitdem haben Schulbusse und Schüler mehr Platz. Die Griesbarther profitieren aber auch von der Lösung. Denn einmal im Jahr brauchen sie den Platz auch - zum Feiern.

Die Motive auf alten Bildern lassen erahnen, welch eine Sause das Erntedankfest in Griesbarth einmal gewesen sein muss. Weil aber heute in Griesbarth niemand mehr etwas erntet, die Bewohner aber nicht auf ein Fest verzichten wollen, wird nun einmal im Jahr - meistens im August - der rote Teppich ausgerollt. Die Straße wird gesperrt (auch für die Busse), Zelte aufgebaut, und dann wird gefeiert. "Da sind wir unheimlich kompetent", sagt Wolfgang Georges (52).

Das geht seit etwa zehn Jahren so. Wobei dieses Straßenfest mit den etwa 150 Gästen - es sollen auch schon Fremde gesichtet worden sein - zu einer Drei-Tages-Party gewachsen ist. "An einem Tag müssen wir aufbauen, das ist quasi auch schon eine Feier. Dann kommt das Fest selbst. Und am dritten Tag müssen wir wieder abbauen, wobei wir das auch wiederum feiern", zählt Wolfgang Georges auf.

Es wird getrunken und gegrillt. Nur: Reibekuchen wird nicht serviert, vor allem nicht einseitig gebraten. Der Ersatz: "Waffeln", sagt Wolfgang Georges. "Beidseitig gebacken."

(RP)
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