Serie: "Was macht eigentlich...?" Dr. Heinz Oberlack: "Ich wollte doch gar nicht hierhin"

Mönchengladbach · Nein, ein Missverständnis war es nicht, dass Dr. Heinz Oberlack 1964 in Mönchengladbach landete. In der Stadt, in die er gar nicht wollte. Der junge Mann aus dem Düsseldorfer Finanzministerium hatte nur einmal nicht "nein" sagen können.

"Heinz Schleberger, mein ehemaliger Kölner Studienkollege, hatte vorgeschlagen, uns gemeinsam in Gladbach zu bewerben. Er als Stadtdirektor, ich als Kämmerer. Doch diese Stadt hier sagte mir nichts, ich kannte sie nicht", erzählt Heinz Oberlack ein knappes halbes Jahrhundert später.

"Ich kam aus Rommerskirchen, und mein Traum war, Oberkreisdirektor zu werden, in einer ländlicheren Stadt, wie Grevenbroich." Doch weil Schleberger, der aus Rheindahlen kam, einfach keine Ruhe gab, hat sein Freund sich dann doch beworben. "Nur, um den Erwin loszuwerden. Ich dachte, die kennen mich nicht, die wählen mich auch nicht."

Ja, und dann kam der Tag, an dem für Heinz Oberlack sein Traum vom Job auf dem Lande zusammenbrach: mit dem Anruf aus Mönchengladbach und der Mitteilung, dass der Stadtrat ihn einstimmig zum Kämmerer gewählt habe. "Wie, ich wollte doch gar nicht": Das war Oberlacks erste Reaktion. Die Antwort: "Aber Sie haben sich doch beworben."

Und dann hat Heinz Oberlack, der pflichtbewusste Jurist und 34-jährige Oberregierungsrat aus dem Landes-Finanzministerium, die ungewollte Aufgabe halt angetreten. Und sehr bald gemerkt, dass er eine ganz falsche Vorstellung von Mönchengladbach gehabt hatte. "Mit seinem Zentrum und den Honschaften hatte sie irgendwie auch etwas ländlichen Charakter. Ich habe mich in der Stadt und in meiner Position schnell wohlgefühlt. Es hat kein Jahr gedauert, da war mir klar: Hier gehe ich nicht mehr weg." Auch, weil er sehr bald ein begeisterter Anhänger Borussias wurde, die 1964 zum Aufstieg in die Bundesliga startete.

An der Liebe zu Gladbach hat sich auch nichts geändert, als Oberlacks Ruf im Lande andere Kommunen aufhorchen ließen. "Ich hätte sogar später Oberkreisdirektor in Neuss werden können. Ich hätte nur ja sagen müssen Aber ich habe nie eine schlaflose Nacht verbracht, wenn die Angebote kamen. Ich habe mich bedankt und abgesagt."

Oberlacks Kommilitone Erwin Schleberger wurde übrigens nicht zum Stadtdirektor gewählt, sondern der Westfale Dr. Busso Diekamp. "Erwin war zwar Mönchengladbacher, aber als ein etwas rebellischer Mann aus der Jungen Union Rheindahlens vielen Politikern in der Stadt nicht so ganz geheuer", hat Dr. Oberlack später erfahren. Schleberger machte dann später woanders Karriere: Er wurde Regierungspräsident in Münster.

(RP)
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