Serie Gladbacher Lesebuch (3) Dohr steckte früher voller Leben

Mönchengladbach · Heinz Walter Wirtz wuchs mitten in der Honschaft auf. Früher war dort richtig was los. Es gab einen Fußballverein und einen Turnverein. Im Konsum und im Drogerie-Markt von Martha Bähren versorgte man sich mit allem, was man so brauchte.

 Hund Palme und eine Verwandte von Heinz-Walter Wirtz beim winterlichen Spaziergang im Dohrer Busch.

Hund Palme und eine Verwandte von Heinz-Walter Wirtz beim winterlichen Spaziergang im Dohrer Busch.

Foto: Heinz-Walter Wirtz

Dohr Dohr ist meine Heimat. Eine Honschaft zwischen Mülfort, Giesenkirchen, Stadtmitte und Geneicken. Eingebettet zwischen Dohrer Busch, Bresgespark und Niers. Hier bin ich groß geworden. Mein Wissen stammt zum Teil aus der Vermittlung meiner Eltern, die ihren gesamten Lebensbereich und ihre Arbeit in Dohr wahrnehmen konnten. Dies geht heute kaum noch. Dohr beherbergte früher im unteren Drittel 25 Einzelhändler und kleinere Fachfirmen. Über Unternehmen und Vereine thronte der sogenannte "Bürgermeister von Dohr", wie man ihn kannte. Das Haus von Peter Lindgens ist heute noch zu bewundern. Peter Lindgens war wohl Ratsherr und für das Dohrer Wohl sowie für Vereine erster Ansprechpartner.

Auf zwei Einzelhändler, stellvertretend für viele andere, möchte ich gesondert eingehen. Da war zunächst der Konsum. Im Konsum gab es zu einem früheren Zeitpunkt Wertmarken, zum späteren Eintausch. Für mich war der Konsum, aus heutiger Sicht, der Erfinder des "Pay Back"-Systems. Fröhliche Veranstaltungen mit bekannten Künstlern halfen ein wenig darüber hinweg, die Aufbaujahre zu vergessen. Erwähnen möchte ich noch das Einzelhandelsgeschäft von Martha Bähren inklusive angeschlossenem Drogerie-Verkauf. Manches Pflaster hat geholfen, die entstandene Wunde zu schließen. Eine besondere Einrichtung in Dohr war der sogenannte Kaufmanns-Verein. Über Preisabsprachen sollte wohl nicht nachgedacht werden. Der letzte Bauernhof-Betreiber war die Familie Mühlen. Als junger Mensch konnte ich hier schlecht Einvernehmlichkeit erzielen.

Der zweite Kirchenbezirk Dohr wies unter dem Dirigat von Pastor Daase und Penz immer einen guten Zugang auf. Beide Pfarrer "kümmerten" sich. Manchmal würde ich mir einen solchen Zuspruch wieder wünschen. Schützenfeste wurden in Dohr auch gefeiert. Man bediente sich zum Teil der Laubach-Wiese direkt neben der ehemaligen Rheinpreussen-Tankstelle. Von den sportlichen Aktivitäten der Dohrer ist leider nur so viel zu berichten, dass der Fußballverein Dohr 05/07 seine Aktivitäten, die einst sogar bis nach Aachen führten, eingestellt hat. Der Sportplatz Am Torfbend wird wohl zum Bauland umgewidmet. Einen Turnverein gab es auch noch. Als Aushängeschild brachte der Turnverein einen Deutschen Jugendmeister hervor. Paul Friederichs durfte sich den Siegerkranz aufsetzen. Die von einem Textil-Baron aus Geneicken gesponserte Halle wird heute für den Schulsport genutzt.

 Die Brückenstraße trennte die beiden Honschaften Mülfort und Dohr voneinander. Dohr grenzt außerdem an Giesenkirchen, die Stadtmitte und Geneicken und ist eingebettet zwischen Dohrer Busch, Bresgespark und Niers.

Die Brückenstraße trennte die beiden Honschaften Mülfort und Dohr voneinander. Dohr grenzt außerdem an Giesenkirchen, die Stadtmitte und Geneicken und ist eingebettet zwischen Dohrer Busch, Bresgespark und Niers.

Foto: Heinz-Walter Wirtz

Abschließend möchte ich einen von meiner Mutter geprägten Ausspruch einbringen: "Dohr ist das Gelbe vom Ei." Auch ein Wunsch sei mir gestattet: Möge, dass mit wachsendem Baubedarf die Grundversorgung durch Lebensmittel wieder gesichert wird. Die Honschaft ist ein schöner Fleck auf der Mönchengladbacher Karte und hätte es verdient.

(RP)
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