Mönchengladbach "Diskret erhöhtes" Risiko

Mönchengladbach · Die Reproduktionsmedizin werde in Zukunft einen immer relevanteren Stellenwert einnehmen, davon ist Dr. Georg Döhmen, Mitinhaber des Kinderwunschzentrums Mönchengladbach, überzeugt. "Dies ist nicht zuletzt mit der diesjährigen Verleihung des Medizin-Nobelpreises an Bob Edwards bestätigt worden", sagt der Reproduktionsmediziner. Die Nachfrage nach technischer Hilfe bei der Befruchtung steige, "da viele Paare aus beruflichen Gründen ihren Kinderwunsch ins spätere Lebensalter verschieben und insbesondere bei Frauen die biologische Uhr tickt", sagt Döhmen. Ab dem 35. Lebensjahr nehme die Fruchtbarkeit bei Frauen verstärkt ab.

Von den Patienten werde auch nach Fehlbildungen gefragt. Das Fehlbildungsrisiko bei reproduktionsmedizinischen Therapien sei "diskret erhöht", so Döhmen, der stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM) ist. Dieses erhöhte Risiko sei aber nicht auf die Art der Behandlung zurückzuführen, sondern vermutlich hätten "Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ein diskret erhöhtes genetisches Hintergrundrisiko", betont der Arzt.

Methoden der Diagnostik

Zum Thema Präimplantationsdiagnostik hält Dr. Döhmen fest: "Einem großen Teil der genetisch risikobehafteten Patientenpaare kann mit der auch in unserem Kinderwunschzentrum durchgeführten Polkörperchendiagnostik (PKD) weitergeholfen werden." Diese Analyse bietet die Möglichkeit, Eizellen genetisch zu untersuchen und solche Eizellen, deren Chromosomen verändert sind, von der Befruchtung auszuschließen. Diese Methode ist ethisch und rechtlich unstrittig, weil dafür keine Untersuchung am Embryo vorgenommen wird. "Mit der PKD kann allerdings nur denjenigen Paaren weitergeholfen werden, bei denen die genetische Problematik über die Eizellen weitergegeben werde." Dies betreffe ca. 80 Prozent aller Fälle. Bei Paaren, bei denen genetische Defekte durch die Samenzelle übertragen weden, könne ein Befund allein durch die umstrittene PID abgeklärt werden, hebt Dr. Döhmen hervor. "Diese Patienten mussten bis zur Entscheidung des Bundesgerichtshofes am 6. Juli 2010 ins Ausland zur Abklärung geschickt werden. Nun können sie, ich hoffe auch in Zukunft, auch in Deutschland optimal betreut werden!"

Noch ein Argument für die PID hat Döhmen: "Mit der Polkörperchendiagnostik und der Präimplantationsdiagnostik (PKD und PID) können Schwangerschaft auf Probe, Fehlgeburten und Totgeburten verhindert werden." Dies sei das "kleinere Übel im Vergleich zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs", betont der Arzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort