Mönchengladbach Die Wolfsburger Jecken

Mönchengladbach · Zum 30. Mal kommt Uwe Remus aus Wolfsburg 2012 mit Freunden zum Karnevalfeiern nach Gladbach. Ob das Hähnchen im Etablissement oder ein Bierfauxpas in Köln – die Karnevalstruppe kann viele Anekdoten erzählen.

Es gibt Dinge, die sind für den Rheinländer unvorstellbar. Auf sein Alt oder Kölsch zu verzichten etwa – oder aber gänzlich ohne Karneval aufzuwachsen. Eine solche Jugend musste Uwe Remus durchleben. Denn Remus kommt aus Wolfsburg, und dort, so wird kolportiert, kennt man den Karneval nur aus den Medien.

Doch der Wolfsburger überwand rasch diese Bildungslücke. Anfang der 80er Jahre machte er sich mit 16 weiteren Freunden im Bus auf den Weg nach Mönchengladbach, um einmal den rheinischen Karneval zu erleben. Seitdem ist er jedes Jahr wiedergekehrt. 2012 jährt sich seine Gladbacher Karnevalsinititation zum dreißigsten Mal.

Natürlich wird er auch da mit seinen Freunden Frank, Ecki und Alfred in die Vitusstadt kommen. "Wir werden immer wieder gefragt, warum gerade Mönchengladbach?", erzählt Remus. "Weil uns die Mentalität der Menschen, der Alte Markt mit seinen kleinen Kneipen und Cafés und natürlich Borussia ans Herz gewachsen sind." Viele Freundschaften hat die Reisetruppe in all den Jahren geschlossen. In der Parkklause am Wasserturm lernten sie die ehemaligen Bundesligaspieler Hans-Jörg Criens, Wolfgang Kleff und Rudi Pöggeler kennen. Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum lud sie Karnevalschef Bernd Gothe zum Empfang des Veilchendienstagszuges ein und überreichte Remus einen Karnevalsorden. Jedes Jahr reisen die vier Jecken passend zum Karnevalswochenende an, verbringen den Rosenmontag in Köln, Düsseldorf oder – wie dieses Jahr – in Rheydt. Nach dem Veilchendienstagzug in Mönchengladbach fahren sie wieder Heim.

Bei der Verkleidung setzen die Wolfsburger auf den Wiedererkennungswert: Irgendwann entschlossen sie sich, ausschließlich als "Blues Brothers" aufzulaufen. Inzwischen verteilen sie sogar Autogrammkarten. Doch wenn der Karneval einen Novizen einweiht, dann geschieht dies natürlich nicht ohne kleinere oder größere Unfälle. "An einem Rosenmontag sind wir nach Köln gefahren und bestellten am Bierwagen eine Runde Altbier", erinnert sich Remus. "Keine Reaktion der Kellnerin, nur ein böser Blick. Wir dachten: ,Die ist aber unfreundlich!'. Bis wir bemerkten, dass man hier Kölsch trinkt." Eines Nachts verspürten die Wolfsburger Hunger. Hähnchen sollte es sein, also sagten sie dem Taxifahrer: "Ab zum besten Imbiss der Stadt!" Wenig später trauten sie ihren Augen nicht. Leichtbekleidete Mädchen huschten an ihnen vorüber. "Aber es gab auch Hähnchen. Und die waren echt gut", sagt Remus.

Vielleicht weiß er inzwischen besser als mancher Rheinländer: Wer Karneval feiert, hat Geschichten zu erzählen.

(fae)
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