Mönchengladbach Die Wahl wird in der City entschieden

Mönchengladbach · CDU-Kandidat Reiners liegt in den ländlichen Stadtteilen mit hoher Wahlbeteiligung vorne, Bude in der Innenstadt, wo mehr Menschen leben, aber vergleichsweise wenige wählen. Beide stimmen ihre Wahlkampf-Strategie darauf ab.

Die Ergebnisse der Oberbürgermeisterwahl in Mönchengladbach
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Wenn Sie den wahlkämpfenden Oberbürgermeister in den kommenden elf Tagen live erleben wollen, sollten sie nicht nach Windberg und in den Bunten Garten fahren. Denn der Name täuscht: Der Bunte Garten ist in Wahrheit schwarz. Sogar tiefschwarz. Der Wahlbezirk ist Reiners-Land. 49,4 Prozent der Stimmen holte CDU-Oberbürgermeisterkandidat Hans Wilhelm Reiners dort im ersten Wahlgang. Nirgendwo sonst war er so stark. Und Bude und Reiners wissen genau, wo sie sich in diesen Tagen verstärkt blicken lassen müssen: Dort, wo besonders viele ihrer Anhänger wohnen. Der Kampf um die Abtei wird auf den letzten Metern entschieden. Gewinnen wird derjenige, der aus seinen Sympathisanten ein zweites Mal Wähler macht. Es gilt, die eigenen Leute zu überzeugen, am 15. Juni wieder ins Wahllokal zu gehen. Das kann sich Bude in Windberg sparen.

So wie umgekehrt Reiners in Bonnenbroich/Geneicken. Nur knapp vier Kilometer liegen zwischen den beiden Wahlbezirken - in der Wählergunst sind es jedoch ganze Welten. 46,6 Prozent der Stimmen hat der SPD-Oberbürgermeister Norbert Bude hier bekommen, mehr als 400 Stimmen liegt er vor Hans Wilhelm Reiners. Das ist nicht zu drehen.

Das war der Wahlabend in Mönchengladbach
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Das Bild aus dem ersten Wahlgang ist aufschlussreich: Reiners ist in den ländlichen Stadtteilen uneinholbar vorn, in Windberg, Venn, im Rheindahlener Land, im Wickrather Land und in Hardt. Damit hat Reiners einen Trumpf in der Hand, der am Ende wahlentscheidend sein kann. Denn überall dort leben die zuverlässigsten Wähler. Die Chance, dass viele von ihnen auch zur Stichwahl gehen, ist hoch. Da damit zu rechnen ist, dass die Beteiligung stadtweit kaum über 30 Prozent liegen wird, sind die Stadtränder wichtig.

Wie wichtig sie sind, hängt jedoch davon ab, wie sich die anderen Mönchengladbacher entscheiden. Spannend wird es vor allem im Zentrum der Stadt, aber zum Beispiel auch in Holt und in bürgerlichen Stadtteilen wie Hockstein oder Giesenkirchen. Überall dort lieferten sich die beiden Kandidaten am 25. Mai ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Zwölf der 33 Wahlbezirke sind so hart umkämpft - mehr als ein Drittel aller Wahlbezirke. Acht Bezirke konnte Reiners mit einem Abstand von mehr als fünf Prozentpunkten für sich gewinnen, bei Norbert Bude waren es 13. Die liegen allerdings überwiegend in der Innenstadt. Und dort ist die Wahlbeteiligung niedrig. Oft stimmten im ersten Wahlgang in den Bude-Hochburgen nur knapp 40 Prozent der Wahlberechtigten ab.

So ist die Frage, die am Ende die Wahl entscheidet, wohl diese: Schafft Amtsinhaber Norbert Bude es, seine Anhänger, vor allem die aus der Innenstadt, noch einmal ins Wahllokal zu bringen? Beide Kandidaten haben einen Plan, was zu tun ist. Sie wollen beide möglichst viele Bürger treffen in den letzten Tagen vor der Stichwahl - und besonders viele Sympathisanten. Den Oberbürgermeister wird man darum besonders viel an den Info-Ständen in den beiden Innenstädten treffen, mit leichtem Schwerpunkt auf Rheydt. Hans Wilhelm Reiners wird zwar dort zum Teil auch sein. Konzentrieren wird er sich aber auf die Marktplätze in den ländlichen Stadtteilen.

Der CDU-Herausforderer Reiners hat unzweifelhaft den Vorteil, dass seine Reihen geschlossener hinter ihm stehen, dass er gefühlt im ersten Wahlgang einen Coup gelandet hat und mit Rückenwind in den zweiten geht. Und dennoch startet Bude mit einem - wenn auch nur knappen - Vorsprung in die Stichwahl, in der der Bonus des Amtsinhabers vielleicht eine größere Rolle spielt als beim ersten Mal. Denn bei dem Duell Mann gegen Mann spielt weniger die Partei eine Rolle, aus der die beiden Kandidaten kommen, als die Persönlichkeit. Reiners holte im ersten Wahlgang nicht alle CDU-Stimmen, Bude überzeugte viele Mönchengladbacher, die nicht die SPD gewählt haben. Wie entscheiden sich die knapp 20 Prozent, die am 25. Mai weder für Bude noch für Reiners votierten? Werden sie mehr zu Bude, mehr zu Reiners oder mehr zu den Nicht-Wählern wandern? Wollten im ersten Wahlgang viele zwar Bude einen Denkzettel mitgeben, finden den Amtsinhaber aber letztlich doch geeigneter als den Herausforderer? Spielt es eine Rolle, dass die CDU die Kommunalwahl klar gewonnen hat? Und spricht das mehr dafür, dass nun die meisten auch einen CDU-Oberbürgermeister haben wollen - oder im Gegenteil lieber einen SPD-Oberbürgermeister als Gegengewicht? Die Antworten auf all diese Fragen gibt es am 15. Juni, wohl spätestens um 19.30 Uhr.

(RP)
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