Mönchengladbach Die VHS macht eine gute Figur

Mönchengladbach · Englisch kann man in der Volkshochschule lernen, und die ersten Versuche in der Landschaftsmalerei werden gefördert. Richtig – aber im Haus Berggarten passiert noch viel mehr. Beispielsweise erfahren Geschäftsleute, wie sie im Umgang mit asiatischen Kunden Fettnäpfchen umgehen.

Ihr Chef schickt Sie in ein asiatisches Land. Sie sollen das Firmenprodukt an den Mann bringen und einen guten Eindruck machen. Statt dessen benehmen Sie sich wie der Elefant im Porzellanladen und lassen kein Fettnäpfchen aus. Das Resultat: Ihr Geschäftspartner verliert sein Gesicht und Sie Ihren Job. Das muss nicht sein: In der Volkshochschule (VHS) werden Sie mit den Gepflogenheiten und der Kultur ferner Länder vertraut gemacht. Damit so etwas nie wieder passiert. „Arbeiten im interkulturellen Umfeld“, heißt der Lehrgang. Er ist einer von mehr als 600 Kursen, die im aktuellen VHS-Programm (Seite 25) verzeichnet sind.

Also, Schluss mit der Einschätzung: In der Volkshochschule kann ich Englisch lernen, nackte Menschen zeichnen oder auch erste Versuche auf dem Klavier wagen. „Diese veraltete Meinung über unsere Einrichtung hält sich hartnäckig“, sagt Fachbereichsleiter Frank Füser. „Wir gehen mit der Zeit und richten uns nach den speziellen Bedürfnissen der Menschen heute.“

Dazu gehören beispielsweise auch zukunftsgerichtete Kurse im Bereich EDV. Die Arbeit mit dem neuen Vista-Programm oder auch mit Office 2007 wird ebenso erläutert wie Spezialthemen in der Arbeit mit dem Excel-Programm. Und wer bisher der Meinung war, dass Podcast ein futuristisches Möbelstück ist, sollte sich ganz schnell eines Besseren belehren lassen. „Kommen Sie zu uns, bevor Ihre Kinder Sie auslachen“, warnt der zuständige Programmbereichsleiter Dr. Thomas Erler schmunzelnd.

Ein ganz wesentlicher Bereich im Programm der VHS heißt: Deutsch als Fremdsprache. Und auch da reagiert die VHS ganz aktuell. Beispiel: Seit der Verabschiedung des neuen Staatsangehörigengesetzes im August 2007 ist für die Einbürgerung der Nachweis von Deutschkenntnissen erforderlich. Die entsprechende Prüfungsvorbereitung wird auf Seite 160 des Programms angeboten.

Die „Sorgenkinder“ der Stadt sind junge Menschen ohne Schulabschluss und ohne die geringste Chance, auf dem Arbeitsmarkt eine Ausbildungsstelle zu ergattern. In der Volkshochschule können sie den Hauptschulabschluss oder die Fachoberschulreife erlangen. Zweimal im Jahr sind es 30 Lernwillige, die diese Chance nutzen. Dieser Bereich wird komplett vom Förderverein finanziert. „Das Ziel ist ein vernünftiger Ausbildungsplatz“, sagt der Vorsitzende Hans-Peter Ulepic. „Und jetzt werden wir noch kreativer.“ Zum ersten Mal absolvieren die Schüler einen Bewerbungsworkshop. Der geht über zwei Tage und wird von zwei speziell ausgebildeten Sozialarbeitern geleitet.Geübt werden Formulierungen für das korrekte Anschreiben, die eigene Darstellung im Lebenslauf, die Zusammenstellung und Gestaltung der Bewerbungsmappe und das Bewerbungsgespräch. „Alle 30 Absolventen der derzeitigen Abschlussklassen haben ihre Teilnahme angemeldet“, freut sich Hans-Peter Ulepic.

Noch eine gute Nachricht konnte gestern VHS-Chef Dr. Klaus Evers-zumrode verkünden: „Das Land hat versprochen, bis 2010 die Fördermittel stabil zu halten.“ In den vergangenen Jahren waren aus der Landeshauptstadt die Mittel immer spärlicher geflossen, 27 Prozent Einsparungen musste die Einrichtung nach und nach verkraften. „Jetzt können wir erst einmal ruhig weiterarbeiten.“

(RP)
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