Mönchengladbach Die Verbraucherzentrale bangt

Mönchengladbach · Die Stadt muss nach der Aufnahme in den Stärkungspakt noch mehr an freiwilligen Leistungen einsparen. Auch der Zuschuss für die Verbraucherzentrale ist ab 2014 gefährdet. Diese legte gestern eine Erfolgsbilanz für 2011 vor.

 Hanna Masuhr, Leiterin der Verbraucherzentrale Mönchengladabch, bangt um die Zukunft der Beratungsstelle.

Hanna Masuhr, Leiterin der Verbraucherzentrale Mönchengladabch, bangt um die Zukunft der Beratungsstelle.

Foto: Ilgner, Detlef

Sie sei "nicht völlig vom Hocker gefallen", als sie in der Zeitung las, was FDP-Fraktionschef Dr. Anno Jansen-Winkeln in seiner Haushaltsrede über freiwillige städtische Leistungen wie den Zuschuss für die Verbraucherzentrale sagte. "Wir leben ja schon lange mit dieser Haushaltssituation", sagt Hanna Masuhr, Leiterin der Beratungsstelle. Doch da die Stadt nun dem Stärkungspakt Stadtfinanzen beigetreten ist und noch mehr und stringenter sparen muss, könnten die 110 000 Euro, die sie der Verbraucherzentrale jährlich überweist, ab 2014 dem Streichkonzert zum Opfer fallen. Denn dann läuft der aktuelle Vertrag aus. "Alles ist möglich", sagt Masuhr. "Aber wir haben keine Panik. Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass es ernsthafter Wille sein könnte, in einer Stadt mit dieser Sozialstruktur eine solche Leistung zu streichen." Immerhin spare man dem Gemeinwesen durch Beratungs- und Unterstützungsangebote auch viele Kosten ein. "Quantifizierbar", gibt Masuhr zu, "ist das aber leider alles nicht."

Mönchengladbach: Die Verbraucherzentrale bangt
Foto: Julie Jacobson

Hauptthema Telekommunikation

Immerhin: 20 462 Kontakte mit Ratsuchenden gab es im Jahr 2011, dessen Bilanz die Verbraucherzentrale gestern vorstellte. Das sind auf den ersten Blick 8000 weniger als 2010, allerdings habe man das Erfassungssystem umgestellt, sagt Beraterin Ursula Winbeck: Kam früher eine Dreiergruppe und bat um Rat, gingen alle drei in die Statistik ein, heute werden nur noch die Fälle gezählt. Nach wie vor haben die meisten Beratungen (30 Prozent) mit der Telekommunikationsbranche zu tun — mit unseriösen Werbeanrufen etwa. "Was bei älteren Menschen die Telefonabzocke ist, etwa wenn es um vermeintlich gewonnene Reisen geht, sind bei jungen Leuten zunehmend Smartphone-Apps mit versteckten Kosten", sagt Winbeck. Eine Rechnung über 1700 Euro für automatische Handy-Updates sei bis dato der gravierendste Fall gewesen.

Auf Platz zwei der Beratungsrangliste folgen Energie und Umwelt (19 Prozent; hier bietet die Verbraucherzentrale etwa Beratungen zum Wechsel des Energieanbieters an) vor dem Bereich Haushalt und Haushaltsgeräte (14 Prozent). Ein wichtiges Betätigungsfeld ist auch die stets projektfinanzierte Beratungsarbeit in Schulen, wo es um wirtschaftliche Kompetenzbildung geht: 214 Schüler in 14 Schulen konnten 2010 auf diese Weise geschult werden. Dazu kommen noch 2132 Fälle von Rechtsberatung und -vertretung.

Nach wie vor hadern die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale — zu den 2,33 Planstellen kommen noch die Sonderberater — mit ihrer eigenen schlechten Erreichbarkeit; zu oft landeten Anrufer bei einem Besetztzeichen. Die Einführung eines neuen EDV-Systems Mitte 2011 und die geplante Aufschaltung einer zusätzlichen, dann landesweiten Nummer zur Terminvereinbarung sollen Abhilfe schaffen. Wichtiger ist für die Verbraucherzentrale aber wohl der Blick auf den 30. September: Bis dahin muss die Stadt der Bezirksregierung ihren Haushaltssanierungsplan im Rahmen des Stärkungspakts zur Genehmigung vorlegen. Möglicherweise bereits mit einer Aussage darüber, wie es mit der Bezuschussung der Beratungsstelle weitergeht.

(RP)
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