Ehrenamt in Mönchengladbach Warme Mahlzeiten und Zeit für einen Plausch

Rheydt · Die Straßenkämpfer Rheydt und die Initiative „Gladbach packt an“ kümmern sich um die Obdachlosen in der Stadt.

 Franzi Schult (l.), Eddy Baudendistel und Gabi Apel von den Straßenkämpfern Rheydt.

Franzi Schult (l.), Eddy Baudendistel und Gabi Apel von den Straßenkämpfern Rheydt.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Gabi Apel, Franzi Schult und Eddy Baudendistel gehören „zum gleichen Menschenschlag“, wie sie selbst über sich sagen. Sie lachen viel gemeinsam, werden lieber geduzt als gesiezt und sie helfen bedürftigen Menschen. Die Drei gehören der Initiative Straßenkämpfer Rheydt an und engagieren sich für Obdachlose. Jeden Samstag zwischen 10.45 und 13.30 Uhr stehen sie hinter dem Stadttheater und verteilen eine warme Mahlzeit, Kuchen, Obst, Taschentücher, Wasser und all das, was sie sonst noch gespendet bekommen.

Das Essen kocht meistens Eddy. Gabi backt Kuchen und Franzi ist beim Transport des Equipments eingebunden. „Manchmal sehe ich Gabi öfter als meine Oma – und die wohnt direkt neben mir“, sagt Franzi frotzelnd. Und trotzdem bereut keiner der Drei die Stunden, die sie nahezu täglich in ihr wertvolles Ehrenamt investieren. „Man führt wirklich gute Gespräche und bekommt so viel Dankbarkeit entgegengebracht“, erzählt Gabi. Es sei wichtig, diese Menschen nicht zu vergessen: „Ich finde es so schade, dass viele erst auf Obdachlose aufmerksam werden, wenn es kalt wird.“

Die Gruppe hat sich vor rund vier Monaten gegründet. Damals finanzierten sie sich aus eigener Tasche, doch ohne Spenden könnten sie ihr Engagement nicht langfristig verwirklichen. Inzwischen hat die Gruppe bereits rund 150 Mitglieder bei Facebook. Auch mit anderen Obdachlosen-Initiativen der Stadt seien sie gut vernetzt.

„Wenn mal jemand etwas braucht – Pullover oder Isomatten oder Tee – dann helfen wir uns gegenseitig aus“, sagt Eddy. Er bildet Pflegekräfte aus und hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. „Ich hatte als Kind auch nicht viel“, erinnert er sich. Damals habe er Unterstützung von den Nachbarn bekommen. Jetzt sei die Zeit, etwas zurückzugeben. Und das gelingt am besten durch eine warme Mahlzeit wie Reisgyros, Brechbohnensuppe und Wurstgulasch. Ein „begabter Koch“ finden Gabi und Franzi. Beim gemeinsamen Essen käme man gut ins Gespräch.

Sie urteilen nicht über die Lebensgeschichten der Obdachlosen und die meisten ihrer Erfahrungen sind positiv: „Oft schmeißen selbst die, die wenig haben, etwas in das Töpfchen“, sagt Franzi. Manchmal sind es nur 20 Cent, aber die Geste zähle. Sollte die Gruppe künftig noch mehr Mitglieder haben, wollen die Straßenkämpfer versuchen, ihre Treffen am Stadttheater ganzjährig anzubieten.

In jedem Fall werden sie noch bis März weiter machen – egal, ob es stürmt, regnet oder schneit. Denn Eddy, Gabi und Franzi ist es wichtig, Beständigkeit zu zeigen und einfach da zu sein. Sie kämpfen für die Obdachlosen: „Auch, wenn es nur einer ist, der kommt.“

Gladbach packt an und hilft Obdachlosen in der Stadt

 Verena Metzner und ihr Team kümmern sich um Obdachlose bei der Wärmespendertour.

Verena Metzner und ihr Team kümmern sich um Obdachlose bei der Wärmespendertour.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Wenn der Winter naht und die Temperaturen nachts unter den Nullpunkt fallen, machen sich Verena Metzner und ihre Mitstreiter auf den Weg. Mit einem roten Bollerwagen ziehen sie durch die Straßen und haben ein Auge auf diejenigen, die viele nicht sehen (wollen). „Wir setzen uns für Menschen auf der Straße, für die in Not, ein“, sagt Metzner, Koordinatorin der Gruppe „Gladbach packt an“. Neben den Wärmespendetouren bieten sie und ein Team aus zehn ehrenamtlichen Helfern jeden vierten Samstag im Monat Obdachlosen Hilfe an. Im Bollerwagen halten sie eine warme Mahlzeit, heiße Getränke und Kleidung, Hygieneartikel oder eine Isomatte bereit. Und das bereits seit fünf Jahren.

In dieser Zeit haben sie die Obdachlosen gut kennengelernt. „Meistens halten wir einfach ein Schwätzchen“, erzählt Benedikt Bodewein, der mit zum Team gehört. Es kam aber auch vor, dass die Gruppe den Notarzt rufen musste: „Wir passen auf, dass uns keiner erfriert.“ Bei einer Tour kurz vor Weihnachten hätten sie einmal einen Obdachlosen nicht an seinem angestammten Platz vorgefunden. „Er war sonst immer da und hat auf uns gewartet“, erinnert sich Bodewein. Auch eine ältere, sehr gut gekleidete Dame habe vor seinem Isomatten-Stapel gestanden. „Dass sie auch auf ihn gewartet hat, hätte ich zuerst nicht erwartet“, sagt er. Gerade über solche Erlebnisse freut sich die durch Spenden finanzierte Gruppe. Das sei das wahre Mönchengladbach, in dem man zusammenhalte, in dem man anpackt und sich hilft. Auch denjenigen, die seit Jahren obdachlos sind und ihr Leben vermeintlich nicht ändern. Seit Weihnachten ist auch ihre Tochter Pia bei den Touren mit dabei. Damals war die ganze Familie unterwegs. Nur der Obdachlose vom angestammten Platz war nicht da. Ihn hatte die gut gekleidete Dame zum Essen eingeladen.

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