Mensch Gladbach Die smarte Politik der Strategen

Meinung | Mönchengladbach · Das Duell zweier CDU-Beigeordneter. Das stille Lachen der SPD. Die smarte City und das Kreuz mit dem freien W-Lan. Die Woche war wieder mal voll wunderlicher Phänomene.

Mensch Gladbach: Die smarte Politik der Strategen
Foto: seb (Archiv)

Haben Sie schon gehört? Im Mönchengladbacher Hauptbahnhof sollen jetzt die Sanierungsarbeiten im Foyer beginnen. Glauben Sie nicht? Das werde doch seit Monaten und Jahren immer wieder angekündigt, ohne dass etwas passiert? Also, jetzt mal Schluss mit der Skepsis. Das Glas muss auch mal halbvoll sein! Schließlich hat sich der Oberbürgermeister persönlich eingeschaltet. So wie zuvor schon Abgeordnete des Bundestags. Und Abgeordnete des Landtags. Die Deutsche Bahn AG und deren Regionalbeauftragten hat das bisher wenig beeindruckt. Aber immerhin: Er hat ein Gerüst aufbauen lassen. Und ja. Maler sollen auch schon gesichtet worden sein. Vielleicht bekommt der Hauptbahnhof mit Ende der kalten Jahreszeit auch endlich wieder Türen. Nach fast eineinhalb Jahren. Oder ist das alles nur Strategie?

Strategische Punkte konnte in der vergangenen Woche vor allem die SPD sammeln. Die hat nämlich ihrer Partnerin CDU den Vortritt gelassen bei der Besetzung eines mächtigen Postens im Rathaus - den des Stadtdirektors. Der ist der direkte Stellvertreter des Oberbürgermeisters, hat also das Sagen im Rathaus, wenn der eigentliche Chef mal keine Zeit hat. Diese Position ist so attraktiv, dass sich gleich zwei Beigeordnete der CDU dafür interessierten.

Und so kam es in der Fraktionssitzung zu einem bemerkenswerten Duell des Kulturdezernenten Gert Fischer und des Planungsdezernenten Gregor Bonin. Letzterer machte das Rennen mit 17 zu neun Stimmen. Positiv gesehen ist das eine deutliche Zustimmung für Bonin. (Wobei CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch seine persönliche Strategie an die Entscheidung Pro-Bonin gekoppelt haben dürfte). Allerdings sind neun Gegenstimmen aus den eigenen Reihen auch ein beachtliches Statement, das Unzufriedenheit spiegelt. Vermutlich wäre es smarter gewesen, es gar nicht zum Duell der Dezernenten kommen zu lassen.

Doch zurück zur SPD. Deren Fraktionschef Felix Heinrichs hat "schweren Herzens" auf die Besetzung des Stadtdirektor-Postens verzichtet - und gleichzeitig sehr smart verhandelt. Jedenfalls hat er seiner Partei die Entscheidungshoheit bei einem ur-sozialdemokratischen Thema gesichert: der Wohnungsbaupolitik. Die Spitze der städtischen Wohnungsbaugesellschaft wird nämlich bald neu besetzt. Und die SPD soll quasi Herrin des Verfahrens sein - so laut Heinrichs die Vereinbarung. Strategisch ein offenbar kluger Schachzug. Bei der CDU sind denn auch manche verschnupft. Der Preis sei, so ist zu hören, zu hoch gewesen für einen Stadtdirektor Bonin. Es wird sich bis zur Kommunalwahl 2020 zeigen, wer am Ende der smartere Stratege war.

Gar nicht smart bewegt sich die Stadt bisher in Richtung Smart City. Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis in den Innenstädten von Rheydt und Gladbach kostenloses W-Lan auf den Weg gebracht war. Das Konstrukt, das nach ewigem Hin und Her herausgekommen ist, ist auch noch wacklig, außerdem auf engen Raum, nämlich auf die Haupteinkaufsstraßen, und auch zeitlich stark begrenzt. Ein Zeichen für eine moderne, digital orientierte Stadt ist das nicht, andere Kommunen lösen das unbürokratischer. Das aber soll sich bald ändern. Denn der Masterplan, einst von klugen Köpfen als Vision städtischer Planung und unterfüttert mit konkreten Ideen entwickelt, soll mit dem Ziel einer echten "Smart City" frische Impulse bekommen.

Wir als offizielle Förderer des Queerdenkens freuen uns darauf. Darauf ein Hoch mit halbvollen Gläsern - und Ihnen ein smartes Wochenende!

(dr)
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