Mönchengladbach Die schnellsten Füße der Welt

Mönchengladbach · Er kann die Füße nicht stillhalten. Alberto Bautista Hidalgo sitzt an einem Tisch im Dorint Hotel Mönchengladbach, seinem Arbeitsplatz. Die genagelten Sohlen seiner roten Lederschuhe tippen auf den Boden, schaben hin und her. Er wippt mit den Beinen.

Kellner bringen Kaffee und fragen ihren Kollegen: "Tanzt du gleich?" Der 20-Jährige grinst. Wenn Alberto Bautista Hidalgo, Koch-Auszubildender im Dorint, Flamenco tanzt, gleicht das einem Naturereignis. Er hat die schnellsten Füße der Welt.

Er sagt: "Eine Minute kann sehr lang sein." Sie reicht bei ihm für eine Menge Flamenco-Tanzschritte. Nämlich für genau 884, das macht 15 Schritte pro Sekunde. Das ist amtlich gezählt, er hat damit den Weltrekord geknackt. Sein Chef Ben Lambers strahlt: "Unglaublich. Ein Weltrekordler im Hause."

Man muss vermutlich das ganze Leben lang tanzen, um irgendwann einmal 15 Schritte in der Sekunde zu schaffen. Alberto Bautista Hidalgo tanzt sein ganzes Leben lang. "Flamenco ist nicht nur Gesang, Gitarre und Tanz. Flamenco ist ein Leben, das man führt", sagt Hidalgo. Ein Leben, das sehr viel mit Leidenschaft für diesen ausdrucksstarken Hochleistungssport zu tun hat.

Und das prägte seine Mutter Paquita Hidalgo — mit 526 Schritten übrigens auch einst offizielle Weltrekordlerin. Sie nahm ihren Jungen immer mit in die eigene Tanzschule in Viersen. Was sollte er dort anderes lernen, als Flamenco? Mit fünf Jahren stand der kleine Alberto zum ersten Mal auf der Bühne, und mit elf Jahren kam der große Moment. Er stellte zum ersten Mal den Weltrekord auf mit 741 Schritten pro Minute — der hielt sich neun Jahre im Guinness Buch der Rekorde.

Im April übertrumpfte ihn ein Flamencotänzer aus Spanien. Das brachte die Redakteure der TV-Serie "Immer wieder sonntags" auf die Idee, Alberto Bautista Hidalgo könnte in ihrer Sendung den Rekord neu aufstellen. Das scheiterte nur daran, weil Hidalgos Füße so schnell, seine Schritte so wuchtig waren, dass die Sensoren der Messplatte versagten.

Allein die Hochgeschwindigkeitskamera hielt die 884 Schritte fest. Der Rekord ist aber nur offiziell, wenn beides gezählt wird. Und wenn die Jury der Guinness-Rekordsammler ihr Okay gibt. Deshalb will der schnelle Gladbacher den Rekord jetzt auch hochoffiziell noch einmal aufstellen. Mit mehr als 884 Schritten. "Ich habe mich da noch ein kleines bisschen zurückgehalten", sagt er.

Auch dafür trainiert er jeden Tag mindestens drei bis vier Stunden. Wenn er frei hat, sind es sogar rund acht Stunden. Dafür verbringt er seinen Urlaub stets in Spanien bei namhaften Flamenco-Lehrern, zuletzt bei Manolo Marín — eine Legende des Flamenco. Hotel-Chef Ben Lambers, der über den Koch im dritten Ausbildungsjahr schwärmt, hat eine Idee für das Training: "Wir lassen ihn auf dem Herd tanzen und drehen auf." Und wehe, er hält die Füße still.

(RP)
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