Mönchengladbach Die Rückkehr des Hausmeisters

Mönchengladbach · Brachial-Komödiant Tom Gerhardt tritt am 7. November im Kunstwerk auf. "Nackt und in Farbe" heißt das Programm, das bekannte Rollen mit neuen Alter Egos vermischt und eine Parodie auf Castingshows darstellt. Ein Vorgespräch.

Tom Gerhardt in seinen witzigsten Rollen
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Tom Gerhardt in seinen witzigsten Rollen

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Ein hochgewachsener Mann steigt aus einem alten Mercedes, Kölner Kennzeichen. In der einen Hand hält er einen Schlapphut, in der anderen lässig-routiniert einen ollen Kittel: Requisiten. Er schlendert umher, blickt interessiert-prüfend drein, wie ein Statiker; fast wirkt es, als würde er gerne mal mit den Fingerknöcheln gegen eine tragende Wand klopfen. Er blickt sich um, lässt die Szenerie auf sich wirken. Das Wickrather "Kunstwerk" ist an diesem Nachmittag quasi entkernt, tags darauf beginnt hier eine Messe; heute räumen nur ein paar Leutchen Zeug hin und her, und von Bühne ist wenig zu sehen.

Doch wegen der Bühne ist der Mann hier. Am 7. November wird er auf ihr stehen — und seinem Ruf als Rampensau der deutschen Comedyszene alle Ehre machen. Heute macht er "Promo", wirbt also für seinen Auftritt, und er tut es im persönlichen Gespräch bedächtig, zurückhaltend fast, und mit leuchtenden Augen, wenn er frisch von der Leber weg plaudert. Doch wehe, wenn er losgelassen. Dafür braucht er nur seine Requisiten — den Schlapphut aufgestülpt, den grauen Kittel umgeworfen, und Tom Gerhardt legt den Schalter um. Von einer Sekunde auf die nächste schlüpft er in seine Paraderolle, in die des prollig-piefigen Hausmeisters Krause, jener Kunstfigur, die das kleingeistige Nach-oben-Buckeln-und-nach-unten-Treten verkörpert wie keine zweite. Krause, der erzkonservative Vereinsmeier, Krause, der den Dackel krault.

Mitgebracht hat er an diesem Nachmittag einen alten Weggefährten, Detlev Redinger, der in der TV-Serie "Hausmeister Krause" den stotternden Adlatus gibt. "He-He-Herbert" ist er dann, und das ist er auch in Gerhardts zweistündigem Bühnenprogramm, das "Nackt und in Farbe heißt" und elf von dessen Alter Egos beinhaltet. Tommy mit der Pudelmütze, den Hausmeister, das "Asi-Luder Carmen". Ob er denn zeit seines Lebens mit diesen Rollen assoziiert werden möchte, die, wie er sagt, überraschend viele junge Leute in seine Shows spülen? "Warum nicht? Erstens gibt es auch neue Rollen — und zweitens beschweren sich die Leute, wenn wir die alten weglassen", sagt Gerhardt. Redinger fügt hinzu: "Wenn die Rolling Stones spielen, verzichten sie ja auch nicht auf ,Satisfaction'."

Sein Programm sei "eine Parodie auf dämliche Castingshows", sagt Gerhardt, der einst seine Examensarbeit über "Die Sprachphilosophie des Nikolaus Cusanus" schrieb und Ehrenbürger von Köln-Kalk ist. Vor einem Jahr waren sie schon einmal hier, er und Redinger, im "Roten Krokodil", auf der kleinen Bühne also. "Wir haben uns damals nach einem Jahrzehnt Bühnenabstinenz ausprobiert, mal angetestet", sagt Gerhardt. Er freue sich auch über 50 Besucher, aber ein Traum wäre es schon, den großen Saal voll zu bekommen. "Wir wollen die Leute zum Weinen bringen — vor Lachen."

Nicht zufällig sei Gladbach nach Köln gleich die zweite Station seiner Tour. "Hier im Kervan Saray, im Kölner Ateliertheater, in Düsseldorf und in Dortmund fing ich damals vor 20 Jahren an", erinnert sich der 54-Jährige. "Ganz klein. Ich weiß noch, wie der Vorhang aussah und wie es da roch." Das ist so ein Moment, in dem Tom Gerhardts Augen glänzen. Auch in den Jahren danach hat ihn Gladbach nie losgelassen: Er tobte im Veilchendienstagszug mit, als Killerwels Kuno das bestimmende Thema war, kickte im Hockeypark Seit an Seit mit Uwe Kamps, Arie van Lent und Michael Schroeren bei einem Benefizturnier. "Wir werden hier in Gladbach anfangen, uns die Bühnen zurückzuerobern", sagt Gerhardt lachend. "Das seid ihr uns schuldig, nachdem ihr den FC vernichtet habt."

Dann verstaut er Hut und Kittel, es geht schon wieder weiter, zu Borussia. Promo. Alles für den Dackel, alles für den Klub.

(RP)
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