Mönchengladbach Die Raute im Herzen über den Tod hinaus

Mönchengladbach · Auf dem Städtischen Friedhof Preyerstraße eröffnet die Mags am Dienstag ein Kolumbarium mit Borussia-Raute.

 Auf dem Städtischen Friedhof Preyerstraße gibt es ab der kommenden Woche ein Borussia-Kolumbarium. Fans des Fußball-Bundesligisten können sich hier begraben lassen. Bis zu 96 Urnen finden Platz.

Auf dem Städtischen Friedhof Preyerstraße gibt es ab der kommenden Woche ein Borussia-Kolumbarium. Fans des Fußball-Bundesligisten können sich hier begraben lassen. Bis zu 96 Urnen finden Platz.

Foto: Detlef Ilgner

Es gibt Menschen, die schwören nicht nur jeden Samstag Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein. Nein, sie sind mit Leib und Seele Borussia-Fans, 24 Stunden am Tag. Sie hissen die Borussiaflagge vor der Tür, sie schlafen im Trikot. Und jetzt können sie sich auch unter der Raute beisetzen lassen. Auf dem städtischen Friedhof Preyerstraße wird ein Kolumbarium für Borussia-Fans eröffnet. Schon vom Haupteingang aus ist die große Raute mit dem B zu erkennen. Auf einem ebenfalls rautenförmig angelegten gepflasterten Platz erhebt sich das Kolumbarium, in dem bis zu 96 Urnen Platz finden.

Ideen zu einem Borussen-Gräberfeld gibt es schon seit längerem. "Es wurde immer mal wieder angefragt", erklärt Sebastian Kieselbach-Peters von der Mags, die seit 2016 für die städtischen Friedhöfe zuständig ist. Als man sich Gedanken machte, wie die Attraktivität der Friedhöfe gesteigert werden könnte, war man schnell beim Thema Borussia. Fußball prägt, und es gibt bereits in Hamburg oder Gelsenkirchen entsprechende Angebote für HSV- oder Schalke-Fans. "Die Nachfrage existiert", ist Kieselbach-Peters überzeugt.

Die Borussia stand und steht dem Projekt positiv gegenüber. "Borussia Mönchengladbach ist eng mit seinen Fans verbunden", sagt Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers. "Diese Verbundenheit zeigt sich auch an dem Interesse an diesem Kolumbarium. Jeder Fan, der dort seine letzte Ruhe finden möchte, kann so auch nach dem Tod seine Leidenschaft für Borussia Mönchengladbach dokumentieren." Es gibt 48 Grabstätten, in die jeweils bis zu zwei Urnen passen. Verschlossen sind sie mit einer schwarzen Marmorplatte, die persönlich mit Namen, Daten oder Symbolen gestaltet werden kann. Auf dem rautenförmigen Platz um das Kolumbarium herum stehen Bänke. "Das ist ein stil- und pietätvoller Rahmen für die Trauer", findet Sebastian Kieselbach-Peters.

Was es am Kolumbarium nicht gibt, sind religiöse Symbole oder Bilder. Die Kirchenvertreter zeigen sich bei diesem Thema dennoch recht entspannt. "Ich sehe das Borussia-Kolumbarium undramatisch", sagt Pfarrer Dietrich Denker, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Gladbach-Neuss. "Wenn der Borussia-Fan am selben Tag, an dem er sein Neugeborenes beim Standesamt anmeldet, sein Kind als Mitglied bei Borussia registrieren lässt, ist es nicht verwunderlich, wenn er über den Tod hinaus, seine eigene Zugehörigkeit zur Fan-Gemeinde im Zeichen der Borussenraute zum Ausdruck bringen möchte." Das bedeute ja nicht, dass unter den Borussiafans nicht viele Christen seien. Auch sein katholisches Pendant, Regionaldekan Ulrich Clancett, äußert Verständnis: "Ich habe nichts dagegen. Für Menschen ist es wichtig, dass sie sich über den Tod hinaus in eine Gemeinschaft eingebunden fühlen."

Ganz neu ist die Idee einer Fan-Grabstätte auch für Mönchengladbach nicht. Auch in der Grabeskirche St. Josef gibt es eine in den Borussia-Farben gehaltenen Seitenkapelle. Und die Schützen haben im Kolumbarium St. Kamillus einen besonderen Bestattungsort.

Die Vielfalt der Bestattungsformen wächst also. "Wir versuchen unser Angebot so flexibel und individuell wie möglich zu gestalten", erklärt Kieselbach-Peters mit Blick auf die städtischen Friedhöfe, wo auch eine Beisetzung mit Haustier, unter einem Baum oder in einem Rosenfeld möglich ist.

(RP)
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