Mönchengladbach Die Mühle der Nonnen

Mönchengladbach · Einst war sie die Getreidemühle eines Benediktinerinnenklosters. In Zukunft sollen die Backsteingebäude einen Firmensitz oder Wohnungen beheimaten. Schon immer aber war die Nonnenmühle ein Wahrzeichen Ueddings.

Bis über das Jahr 1327 reicht ihre Geschichte zurück: Die Neuwerker Nonnenmühle findet ihre erste Erwähnung in einer Urkunde. Damals hieß die Mühle aber noch "Juffernmühle" – abgeleitet vom Wort Jungfrauen, als Begriff für Nonnen. Die Ordensschwestern des alten Neuwerker Benediktinerinnenklosters ließen hier Getreide mahlen. Idyllisch gelegen, dort wo sich der Gladbach und die Niers bis auf 60 Meter annäherten, war die Nonnenmühle von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das Kloster und die Region. Angetrieben wurde ihr Mühlrad dann auch vom angestauten Flusslauf der Niers – sie führte auch im heißesten Sommer stets genügend Wasser.

Im Jahr 1408 gaben die Nonnen die Mühle erstmals in Erbpacht. Die Bauern, die die umliegenden Ländereien des Klosters gepachtet hatten, mussten aber wegen des geltenden "Mühlenbanns" weiterhin in der Nonnenmühle das Getreide zum Mahlen geben. "Das führte gelegentlich zu Kontroversen, beispielsweise mit dem Müller der Neersener Schlossmühle", heißt es in einer Informationsbroschüre, die Holger Schallenburger 2006 verfasst hat. Schallenburger ist Mitglied des Vereins der Neuwerker Heimatfreunde und bekam bei seiner umfassenden Arbeit über die Mühle tatkräftige Unterstützung vom Familienforscher und Nonnenmühlen-Experten Franz Kleine.

Die Nonnenmühle machte in ihrer langen Geschichte aber immer wieder bewegte Zeiten mit, mehrmals wechselten die Besitzer. 1510 wurde der Betrieb den Eheleuten Hentgen und Bela to Hameß und deren Nachkommen in Erbpacht gegeben – eine Verbindung, die 300 Jahre halten sollte und den Familiennamen "Nonnenmühlen" hervorbrachte. Letzter Pächter dieser Familie war Adam Nonnenmühlen – dessen Nachfahre in fünfter Generation, Peter Nonnenmühlen, wurde später Oberbürgermeister von Mönchengladbach und Ehrenbürger der Stadt. Im frühen 19. Jahrhundert folgte dann eine Periode zahlreicher Besitzerwechsel. Unter anderem kaufte sie 1803 der damalige Viersener Bürgermeister Franz Joseph Frey für 11 000 Franken. Trotzdem blieb die Mühle in Betrieb. Zu einem florierenden Unternehmen wurde sie aber erst wieder im Besitz von Theodor Esser aus Wegberg. Der kaufte sie 1848, ließ dort später Leinsamen aus russischen Ostseeprovinzen zu Öl verarbeiten. Allein 1923 wurden dort 46 000 Sack Roggen und 600 Sack Weizen gemahlen, sagt Franz Kleine. Doch als der Gladbach 1902 kanalisiert und die Niers 1938 verlegt wurde, musste Strom als Energiequelle für das Mahlwerk verwendet werden. 1955 aber kam das endgültige Aus für den Betrieb der Mühle, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte. Bis in die 1990er Jahre gehörte die Mühle der Familie Esser. Seitdem drehte sich das Karussell der Besitzerwechsel wieder. Heute gehört die mittlerweile stark verfallene und vollständig entkernte Mühle dem Textilunternehmer Manfred Lebek.

(RP)
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