Mönchengladbach Die Last-Minute-Wahl

Mönchengladbach · 18 Prozent weniger als 2005 haben ihre Stimme per Brief abgegeben. Die Frage nach der Beteiligung scheint spannender als die nach dem Ergebnis. Auf RP Online gibt es Sonntag Zahlen, Analysen und Interviews.

Fast könnte man meinen, die Wahlkämpfer der Parteien und die Wähler zeigten Konditionsprobleme am Ende eines Drei-Wahlen-Jahres. Zwar hängen überall die Plakate, zwar gab es von Kugelschreibern über Luftballons bis zu Berlinern alles, was das Polit-Souvenirjäger-Herz begehrt. Doch die erregten Debatten in der Öffentlichkeit gab es nicht. Ganze zwei Podiumsdiskussionen mit den Kandidaten kamen zustande — beide in Schulen.

Dabei lohnte die Auseinandersetzung, wie sich beim Duell auf Cityvision zeigte. Auch wenn CDU und SPD gemeinsam Politik gemacht haben, sind die Unterschiede gerade in den besonders wichtigen Feldern Wirtschafts- und Familienpolitik groß. Doch so unterschiedlich die beiden aussichtsreichsten Kandidaten Dr. Günter Krings (CDU) und Hermann Josef Krichel-Mäurer (SPD) in Position und Auftreten sein mögen — echten Nervenkitzel verspricht die Frage, wer Wahlkreis 110 gewinnt nicht. Dazu scheinen die Verhältnisse zu eindeutig.

Forsa-Umfrage in Gladbach

In 15 von 16 Bundestagswahlen holte die CDU, meist mit großem Vorsprung, den Wahlkreis. Ein einziges Mal — 1998, als Rot-Grün die Ära Kohl beendete — siegte Hildegard Wester. Sie wäre gerne noch einmal für die SPD angetreten, unterlag aber Hermann-Josef Krichel-Mäurer. Der spielt, politisch gesehen, bisher in der Kommunal-Liga. Dr. Günter Krings hingegen hat sich in der Bundes-Liga etabliert, hat als Justitiar der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Zugang zu den innersten Machtzirkeln der Republik. Wie gut er vernetzt ist, zeigten die Hochkaräter, die er in seinen Wahlkampf einspannte: Ursula von der Leyen, Karl-Theodor zu Guttenberg und Wolfgang Schäuble gehörten dazu.

Für ein gemeinsames Wahlflyer-Bild lächelte auch Angela Merkel neben Krings. So war denn niemand wirklich überrascht, als das Prognoseinstitut "election.de" Krings diese Woche einen 17-Prozent-Vorsprung vor Krichel-Mäurer vorhersagte.

Zwar sind solche Prognosen schwieriger denn je, da sich immer mehr Wähler erst in allerletzter Minute entscheiden. Und doch dürfte bei aller gebotenen Vorsicht in Mönchengladbach die Frage nach der Wahlbeteiligung die spannendere sein als die nach dem Direktkandidaten. Seit vielen Jahren liegt sie rund fünf Prozentpunkte niedriger als im Bundesschnitt. Ob die 70-Prozent-Marke zu halten sein wird, ist fraglich. Zumal per Brief nur 23 717 gewählt haben. 2005 waren es 28 953 gewesen.

Dazu, dass um Punkt 18 Uhr schon klar ist, wer die Gewinner und wer die Verlierer sind, tragen auch Mönchengladbacher bei. Das Umfrageinstitut Forsa befragt sie in den Wahllokalen in der Grundschule Ringerberg und in der Kita Josef-Drauschke-Straße nach der Stimmabgabe stichprobenartig.

Weitere Informationen zur Bundestagswahl finden Sie in unserem Special. Um auf die Sonderseite zu gelangen, klicken Sie hier.

(RP)
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