Serie Denkanstoss Die kleinen Himmelsboten

Mönchengladbach · Kinder vertrauen ihr Leben den Erwachsenen an. Unser Autor berichtet über eine besondere Taufe.

Sonntagmittag. Taufe in St. Benedikt. Zwei Mädchen sind angemeldet, beide ein paar Monate alt. Im Taufgespräch sprechen wir über die Zukunft der Kinder. Es stellt sich heraus, dass ein Mädchen schwer herzkrank ist und irgendwann ein Spenderherz brauchen wird. Deshalb macht sich die Mutter große Sorgen und wünscht eine Ganzkörpertaufe für ihr Kind. Es soll in das Taufwasser hinein gesetzt werden und dann aus dem Wasser herausgezogen werden. Dahinter steckt der Sinn jeder Taufe. Wasser kann tödlich sein. Wie schnell ertrinkt ein Mensch! Aber so wie der Täufling aus dem Wasser geholt wird, so rettet Gott den Menschen aus der Flut des Todes.

Alles war vorbereitet. Das Wasser angewärmt, das Mädchen ausgezogen, der Vater nahm es behutsam in den Arm und setzte es in das Taufbecken. Doch anstatt zu schreien, fing das Mädchen an zu planschen. Es machte ihm Spaß, in dem warmen Wasser zu sitzen und herum zu spritzen. Die größeren Kinder, die zuschauten, spielten mit. Selbst, als ich dem Mädchen das Wasser über den Kopf goss, juchzte es vor Freude und klatschte in seine Händchen. Auch die anderen Kinder strahlten über das ganze Gesicht. Das Mädchen wollte gar nicht mehr aus dem Wasser. Jetzt schrie es, als der Vater es aus dem Becken zog. Von Angst und Tod war in dem Moment nichts zu spüren. Im Gegenteil, es waren Minuten voller Hoffnung, und der Tod war in dem Moment besiegt. In jener Tauffeier wurde mir klar, wie Kinder den Erwachsenen ihr Leben anvertrauen. In den Armen des Vaters haben sie keine Angst vor dem Tod. Von ihm lassen sie sich sogar ins Wasser setzen. Sie glauben fest daran, dass er sie wieder herausholt. Wer sich dagegen an Kindern vergreift, zerstört ihr Leben. Für Jesus sind die Kinder Zeichen des Himmels. "Denn ihnen gehört das Reich Gottes." (Mk 10, 14) Lassen wir uns von den kleinen Himmelsboten an die Hand nehmen.

DER AUTOR IST SEELSORGER AN ST. BENEDIKT.

(RP)
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