Mönchengladbach Grippewelle schwappt über Gladbach

Mönchengladbach · Die Zahl der Neuinfektionen steigt rasanter als in den vergangenen Jahren. Ein Grund könnte die nicht greifende Impfung gegen bestimmte Typen der Influenza sein. Die Wartezimmer der Ärzte sind überfüllt.

 Wenn einen die Grippe richtig erwischt hat, hilft nur noch strenge Bettruhe.

Wenn einen die Grippe richtig erwischt hat, hilft nur noch strenge Bettruhe.

Foto: dpa

Winter-Zeit ist Grippe-Zeit. Im ersten Quartal des Jahres treten in der Regel die meisten Erkrankungen auf. Aber die Zahl der Grippe-Neuinfektion steige 2018 rasanter als in den Jahren zuvor - das berichten Ärzte in ganz Deutschland, so auch in Mönchengladbacher Praxen. "Patienten rennen mir die Bude ein, ich komme gar nicht mehr hinterher", sagt Allgemeinmediziner Heribert Hüren. "Gefühlt ist es mehr als im Vorjahr."

Aktuelle Zahlen aus dem städtischen Gesundheitsamt bestätigen das Gefühl des Arztes: Wurden im Januar 2017 in Mönchengladbach noch 17 Influenza-Fälle gemeldet, waren es bis Ende des ersten Monats 2018 bereits 56. Im Februar 2017 lag die Zahl bei 101; heutiger Stand für Mitte Februar 2018: 72. Bis zur sechsten Kalenderwoche wurden im Jahr 2016 gerade einmal 14 Fälle registriert.

"Ein möglicher Grund für den Anstieg könnte die Grippeimpfung sein", mutmaßt Hüren. "Der Impfstoff greift nämlich nur bei Influenza A." Der wöchentliche Influenza-Saisonbericht des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen zeigt, dass nur 21 Prozent der gemeldeten Virus-Grippen in Mönchengladbach vom Influenza-A-Stamm sind. Ganze 77 Prozent der Grippen wurden von Influenza-B-Viren ausgelöst.

Die übliche und günstigere Dreifach-Impfung schützt vor zwei Virenstämmen des Typs A sowie gegen einen vom Typ B. Der teurere Vierfach-Impfstoff, der von den meisten Kassen nicht bezahlt wird, enthält einen zusätzlichen B-Stamm - der jetzt die zahlreichen Grippefälle auslöst.

Die Wochenkarte der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts macht deutlich, dass die Grippe sich in ganz NRW immer weiter verbreitet. Das Bundesland liegt deutschlandweit auf Platz drei, hinter Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Auch die Region Niederrhein verzeichnet einen leichten Anstieg zum Vorjahr: 2018 wurden bislang 748 Fälle gemeldet, 2017 waren es bis zur sechsten Kalenderwoche 721. Vor zwei Jahren wurden gerade einmal 124 Fälle von Influenza gemeldet.

Im vergangenen Jahr war der Januar der Monat mit dem höchsten Krankenstand, wie die Stadtverwaltung Mönchengladbach mitteilt. "Aktuell ist nicht feststellbar, dass in 2018 bisher eine ungewöhnlich abweichende Ausfallquote in der Verwaltung besteht", sagt Pressesprecher Wolfgang Speen. "Der Krankenstand bei der Stadtverwaltung betrug im Kalenderjahr 2016 insgesamt 7,35 Prozent, was für Kommunalverwaltungen im Vergleich einen üblichen Wert darstellt." Die Daten für das vergangene Jahren seien noch nicht abschließend ausgewertet. Ob sich Arbeitnehmer wegen Grippe oder anderer Krankheiten abmelden, ist dem Arbeitgeber aber nicht bekannt.

Auch ob die Zahl der Influenza-Neuinfektionen im Februar weiter rasant steigt, wird sich noch zeigen. In den Mönchengladbacher Apotheken stellen Mitarbeiter lediglich fest, dass nach Karneval mehr Menschen mit Anzeichen für grippale Infekte Medikamente kaufen. "Das ist aber typisch für die Zeit um Weihnachten, Silvester und Karneval", sagt Wilhelm Schürhoff-Goeters, Inhaber der Hirsch-Apotheke.

Eine Grippe ist dabei nicht gleichzusetzen mit einem grippalen Infekt, also einer Erkältung. Sie werden oft miteinander verwechselt, da sich die Symptome ähneln. Die echte Grippe wird vom Influenza-Virus ausgelöst, ist langwieriger und wird von hohem Fieber begleitet. Ein grippaler Infekt baut sich nach und nach mit Halsschmerzen, Husten und Schnupfen auf, verschwindet aber meist nach wenigen Tagen wieder.

"Nicht nur die Grippe, auch der grippale Infekt boomt in meiner Praxis", sagt Allgemeinmediziner Hüren. Zum Thema, ob man sich gegen Grippe impfen lassen sollte, sagt er: "Grundsätzlich ja, warum nicht?" Der Arzt empfiehlt Menschenansammlungen zu meiden, wenn Anzeichen einer Grippe auftauchen. "Grundsätzlich empfehle ich auch häufig benutzte Gegenstände wie Handy oder Tastatur zu reinigen."

(laha)
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