Mönchengladbach Die Fusion: Hochzeit im Himmel?

Mönchengladbach · Krefeld, Nettetal und Grefrath haben sie im Blick: Die neue NVV AG, die aus dem Zusammenschluss der jetzigen NVV mit den Niederrheinwerken hervorgehen soll, will expandieren. Bis Ende nächsten Jahres soll die Fusion vollzogen sein. Auch die Kunden haben Vorteile.

Das Leitmotiv ist plakativ: "Gemeinsam stärker" heißt es, gemeint ist die geplante Fusion der NVV AG mit den Viersener Niederrheinwerken. "Uns steht sehr viel Arbeit bevor. Wir rechnen nicht damit, dass die Fusion vor Ende 2011 vollzogen wird", erklärten NVV-Vorstandsvorsitzender Friedhelm Kirchhartz und Niederrheinwerke-Chef Frank Kindervatter gestern. Welche Auswirkungen hat sie auf Strategie, Mitarbeiter und Kunden?

Die Fusion Die NVV AG ist bereits jetzt mit 50 Prozent an den Viersener Niederrheinwerken beteiligt, die andere Hälfte gehört der Stadt Viersen. Die Stadt Mönchengladbach und RWE halten jeweils 50 Prozent an der NVV AG. Nun ist daran gedacht, dass beide Städte ihre Anteile in einer Holding zusammenführen. Unter ihrem Dach werden die kommunalen Verkehrs- und Bäderbetriebe geführt. Außerdem wäre die Holding mit 50,1 Prozent an der Versorgungssparte beteiligt, RWE blieben 49,9 Prozent. Gelingt dies, wäre die neue NVV AG das Dach der Viersener und Gladbacher Versorgungsbetriebe sowie deren Töchter und Beteiligungen.

Das ziel Es gibt steuerliche und strategische Gründe. Die neue Holdingstruktur ermöglicht es, rund acht Millionen Euro Steuern zu sparen. Da der Energiemarkt ein hart umkämpftes Terrain und die Konkurrenz der Unternehmen riesig ist, stärkt die neue NVV AG die Marktposition beider Versorger. NVV und Niederrheinwerke sind sich bereits jetzt nahe. Die Zusammenarbeit ist vertrauensvoll, die Vorstände verstehen sich, die Politik zieht mit. Ganz wichtig: Mönchengladbach wird in Viersen endlich als Partner wahrgenommen, der nicht hochnäsig auf die Kreisstadt herunterblickt.

Die Strategie Ganz klar: Die neue Gesellschaft will expandieren. "Das ist ein offenes Kooperationsmodell", sagt NVV-Chef Kirchhartz. Und meint damit: Die neue NVV AG wird ihre Fühler ausstrecken — etwa nach Grefrath, Nettetal, Willich, Kempen. Und vielleicht auch nach Krefeld? Kirchhartz und Kindervatter denken strategisch und wollen "zusammenhängende Räume" schaffen. Dafür wollen sie mit der Fusion die Grundlage schaffen. Niederrheinwerke-Chef Kindervatter sagt ganz klar: "Wer zum Mitessen einlädt, muss vorher den Tisch decken." Auch zusätzliche Aktivitäten etwa im Bereich der erneuerbaren Energien sind geplant. Die jetzige NVV AG ist auf diesem Feld mit Solar-, Biogas- und Windanlagen bereits sehr rege.

Die mitarbeiter Es wird die so genannten Synergien geben. In Teilbereichen werden vermutlich Arbeitsplätze wegfallen. Aber Kirchhartz betont: "Wir brauchen in Zukunft sogar neues Personal. Auch in der Führungsetage stehen Wechsel an, weil bisherige Kräfte ausscheiden." Kirchhartz und Kindervatter heben hervor, dass ein starkes neues Unternehmen mit einer verbesserten Position Arbeitsplätze sichert. "Im Grundsatz" begrüßt der NVV-Betriebsrat die Entscheidungen, weil sie, so Betriebsratsvorsitzender Michael Jans, "den ÖPNV sichert und die Bäder erhält". Er sagt aber: "Wir fordern tarifrechtliche Regelungen zur Sicherung der Arbeitsbedingungen und zur Förderung einer optimalen betriebsverfassungsrechtlichen Vertretung."

Die Politik Bisher sind die Signale positiv. Reiner Brandts (CDU), Aufsichtsratsvorsitzender der NVV, und sein Pendant bei den Niederrheinwerken, Thomas Gütgens (CDU), wollen die Fusion.

Die kunden Für sie hat eine mögliche Fusion keine unmittelbaren Folgen. Das heißt auch: Strom und Gas werden dadurch wohl nicht billiger. Aber eine starke Gesellschaft hat auch auf dem Markt mehr Gewicht. Auf dem Energiemarkt wirkt sich im Übrigen der Kauf großer Mengen nicht kostensenkend aus. Auch ein Vorteil: Bäder und Verkehrsbetriebe bleiben erhalten.

Die hürden Das Kartellamt muss zustimmen. Und RWE. Aber auch von dort gibt es eine positive Haltung.

(RP)
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