Mönchengladbach Die fünf Baustellen in der Schulpolitik

Mönchengladbach · Müssen schon bald weitere Hauptschulen schließen? Und stehen auch die Förderschulen vor einem Aussterben? Mönchengladbachs Schulpolitiker müssen sich schon sehr bald mit drängenden Fragen auseinandersetzen.

Schüler mit Behinderungen sollen gleichberechtigt lernen dürfen. Also sollen sie auch in regulären Schulklassen integriert werden. Aber was heißt das? Und was hat das für Auswirkungen auf die Schullandschaft? Laut Gerd Schaeben, schulpolitischer Sprecher der Grünen, ist das nicht die einzige Baustelle, die es zurzeit im Schulbereich gibt. Die Politiker müssen sich mit vielen wichtigen Fragen auseinandersetzen.

Die erste große Frage: Was wird aus den Förderschulen? Seitdem Eltern das Recht haben, ihr Kind mit Handicap an Regelschulen anzumelden, schrumpft die Schulform. Rund 100 Kinder mit speziellem Förderbedarf sind bereits an Regelschulen angemeldet worden. Das heißt: 100 Kinder weniger für die acht Förderschulen in der Stadt. Bereits jetzt empfiehlt der Schulträger, die Schule Hehnerholt (Förderschwerpunkt: Lernen) auslaufend aufzulösen. Aber laut Schaeben liegen auch weitere Förderschulen, was die Schülerzahlen betrifft, im gefährlichen Grenzbereich. "Um die Auflösung von Förderschulen wird man nicht herumkommen", sagt er.

Zweite Frage: Müssen weitere Hauptschulen geschlossen werden? Vor wenigen Jahren gab es noch zwölf Hauptschulen in der Stadt, jetzt sind es nur noch acht, und ab kommendem Jahr wird noch die katholische Hauptschule Stadtmitte aufgelöst. Trotzdem gibt es weitere Wackelkandidaten, was auch mit dem demografischen Wandel zu tun hat. An der Hauptschule Frankfurter Straße wurden bis Mitte März nur 15 Kinder angemeldet. Auch wenn bis zum Schuljahresbeginn noch einige Anmeldungen hinzukommen werden, rosige Zukunftsaussichten sind das nicht für die Schule. Und wenn auch dieser Schulstandort wegfallen sollte, was macht man mit dem Gebäude? Laut Schaeben muss man sich mit der Frage auseinandersetzen. Die Schule sei schließlich erst vor kurzem renoviert worden und besitze eine Mensa.

Dritte Frage: Wie geht man mit der hohen Zahl der Abweisungen von Gesamtschulen um? Die Errichtung einer weiteren Gesamtschule hält der schulpolitische Sprecher der Grünen für ausgeschlossen. Der Grund? Ganz einfach: zu teuer. Die Einrichtung von Sekundarschulen wäre möglicherweise eine Lösung. Der Elternwunsch nach längerem gemeinsamen Lernen wäre damit erfüllt. Doch Schaeben mahnt auch zur Vorsicht. Es dürfe nicht passieren, dass mit der Sekundarschule die nächste Restschule entstehe. Eine Alternative zur Sekundarschule wären für den Grünenpolitiker Gesamtschul-Dependancen. An den Dependancen könnte Unterricht bis zur zehnten Klasse angeboten werden, Schüler, die in die Oberstufe wechseln wollten, könnten anschließend zum Hauptstandort wechseln.

Vierte Frage: Wie stemmt man den Umzug der Gesamtschule Stadtmitte in das Gebäude der katholischen Hauptschule Stadtmitte im kommenden Jahr? Laut Schaeben sind in dem Gebäude an der Aachener Straße offenbar umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig. "Das wird man nicht in den sechs Wochen Sommerferien erledigen können", sagt er.

Fünfte Frage: Muss es einen Schulentwicklungsplan für die Berufskollegs geben? Ja, findet Gerd Schaeben. Denn immer wieder müssten die Schulpolitiker über neue Bildungsgänge an den Berufskollegs entscheiden. Die neuen Angebote ergäben aber nur Sinn, wenn die Schulen sich nicht gegenseitig Schüler wegnähmen.

(RP)
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