Mönchengladbach Die erste Schulstunde ihres Lebens

Mönchengladbach · Auf diesen Tag hat sich Leon (6) schon "seit 100 Jahren gefreut". Er gehört zu den 29 Schülern, die gestern ihre erste Unterrichtsstunde in der Klasse 1b der Katholischen Grundschule Bettrath-Hoven hatten. Sie malten, sangen, tanzten und schlossen Freundschaft mit Leo – einem Stoffraben.

Es ist die erste Schulstunde ihres Lebens. Alle 29 Schüler der 1b der Katholischen Grundschule Bettrath-Hoven haben bereits ihre Namensschilder vor sich auf den niedrigen Tischen stehen. Nur eins hat keiner mitgenommen. Noch immer steht es hinten im Raum. "Leo" - so soll sein Eigentümer heißen. "Wie kann das sein?", fragt Lehrerin Monika Florenz (57) in die ratlose Runde. "Haben wir irgendwen vergessen? Aber wir sind doch vollzählig. Wer ist Leo?" Und alle 29 Schüler suchen, bis sie ihn schließlich in seinem Körbchen auf der Fensterbank gefunden haben: Leo, den Plüschraben. Florenz nimmt die Handpuppe und öffnet mit ihrem Schnabel die Tafel. Bunte Pappdeckel mit Buchstaben sind an der Innenfläche befestigt. Zuerst dürfen die Kinder den Namen ihres neuen Stofftierfreundes buchstabieren, im Anschluss kommt jedes einzeln an die Tafel und zeigt auf den Anfangsbuchstaben seines Namens. Schnell ist die erste Unterrichtsstunde vorbei.

45 Minuten, in denen unter anderem gesungen, gemalt und getanzt wird. 45 Minuten, die - geht es nach den neugierigen und glücklichen Kindern - viel länger hätten dauern können. Sicher, ein wenig aufgeregt vor dem ersten Schultag sei er schon gewesen, sagt der sechsjährige Leon am Ende der Stunde. "Aber ich freue mich schon seit 100 Jahren auf diesen Tag. Seit mein Bruder hier auf die Schule geht. Er ist jetzt in der 3a. Endlich können wir wieder spielen!" Ebenso geht es Jakob (6), der ebenfalls einen älteren Bruder auf der Schule hat: "Mein Bruder war ja oft jetzt nicht zu Hause, weil er in die Schule muss. Wir konnten nicht mehr so viel spielen. Aber jetzt können wir ja zusammen auf den Pausenhof."

Auch die sechsjährige Anna ist glücklich, in der ersten Klasse zu sein. "Ich habe mich sehr auf heute gefreut", sagt sie. "Damit ich endlich ein bisschen was lernen kann." Und was hat ihr heute am besten gefallen? "Das Singen", erwidert sie und strahlt. Nathalie (7) kann sogar schon lesen. Kein Wunder also, dass ihr das Spiel mit den Buchstaben gut gefallen hat. "Ich habe das Lesen bei meiner Oma gelernt", erklärt sie stolz. Wer Furcht vor dem ersten Schultag erwartet hatte, der sah sich von diesen 29 Erstklässlern rasch eines Besseren belehrt. "Es mag an unserer Arbeitsgemeinschaft für Schulanfänger liegen", erklärt Monika Florenz. "Bereits ein halbes Jahr vor Unterrichtsbeginn kommen die neuen Schüler alle 14 Tage in die Schule, um sich und die Räumlichkeiten kennen zu lernen. Das nimmt ihnen die Angst, da sie am ersten Tag dann alles schon kennen."

Schulleiterin Uta Stricker (40) legt großen Wert darauf, dass der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule reibungslos verläuft. "Wir holen die Kinder dort ab, wo sie stehen", bekräftigt sie. "Wir telefonieren zum Beispiel im Vorfeld mit allen Kindergärten und sorgen dafür, dass sie sich untereinander aber auch uns kennen lernen." Stricker fährt fort: "Ich sage ihnen immer: Dieses Lied, in dem ihr von einem komischen Gefühl singt, das trifft auch auf uns Lehrer zu. Auch für uns ist der erste Schultag immer wieder aufregend."

(RP)
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