Mönchengladbach Die Eltern schimpfen, die Ärztin warnt

Mönchengladbach · Manchmal sind es die Freunde, die in Panik geraten: Eben hat die Runde noch ausgelassen gefeiert, jetzt liegt einer der Jugendlichen im eigenen Erbrochenen und ist kaum noch ansprechbar. Per Handy wird dann der Rettungswagen gerufen, der Minderjährige in jedem Fall mitnehmen und ins Krankenhaus bringen muss. "Sie gehen voll gestylt aus dem Haus und kommen wenige Stunden später voll bespuckt hier an", erzählt Britta Winkler, Kinder- und Jugendärztin in der Kinderklinik Neuwerk, wo die Teenager in der Regel stationär aufgenommen werden. Im Krankenhaus bleiben die Mädchen und Jungen im Normalfall für 24 Stunden.

Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Atmung werden per Monitor überwacht. Der Alkohol-Spiegel wird gemessen, und ein Drogen-Screening veranlasst. Infusionen sorgen für Flüssigkeit und Elektrolyte. Und damit auch dafür, dass die Betroffenen am nächsten Morgen keinen "dicken Kopf" haben. Trotzdem seien die Kinder sehr kleinlaut, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen haben. "Sie sagen sehr oft bitte und danke", erzählt Britta Winkler schmunzelnd. Das Schimpfen überlässt die Kinderärztin den Eltern, aber sie redet den Teenagern ins Gewissen. Nicht selten werden sie von wildfremden Menschen am Alten Markt, irgendwo im Gebüsch, im Bus oder an der Bushaltestelle gefunden. "Es sind nicht immer nette Leute da, die einen Rettungswagen rufen. Da kann es passieren, dass man betrunken in der Ecke liegen bleibt und am nächsten Morgen nicht mehr aufwacht", warnt die 28-Jährige. Alle Minderjährigen werden dem Jugendamt gemeldet und müssen von den Erziehungsberechtigten abgeholt werden. "Wenn man dann als 16-Jähriger nur eine Windel und einen Kittel trägt, ist das auch ein bisschen heilsam."

(RP)
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