Analyse Die Chancen der Landtagskandidaten

Mönchengladbach · Analyse Vier Abgeordnete aus Mönchengladbach sitzen im NRW-Landtag. Auch der Pirat Nico Kern hat einen Bezug zur Stadt. Bei der Landtagswahl am 14. Mai werden zwei Bewerber direkt einziehen. Doch es könnten mehr werden - wenn sie es über die Liste schaffen.

 Jochen Klenner (CDU): Er hat einen sicheren Wahlkreis.

Jochen Klenner (CDU): Er hat einen sicheren Wahlkreis.

Foto: CDU

Norbert Post (CDU), Hans-Willi Körfges und Angela Tillmann (beide SPD), Andreas Terhaag (FDP) und - er war lange in der Crew der Niers-Piraten und hat daher eine Verbindung zur Stadt - Nico Kern (Piratenpartei): So viele Mönchengladbacher Politiker vertreten die Stadt im Landtag. Auf direktem Wege haben es von ihnen 2012 nur Post und Körfges geschafft. Alle anderen gelangten über gute Listenplätze ihrer Partei ins NRW-Parlament. Terhaag und Tillmann auch erst vor einigen Monaten als Nachrücker, weil Abgeordnete der Liberalen und der SPD ausgeschieden waren. Wie wird die Situation nach der Wahl am 14. Mai sein? Auf direktem Wege können es nur zwei Kandidaten schaffen - je einer im Norden und im Süden der Stadt. Doch wer könnte noch von einem guten Listenplatz profitieren?

CDU Jürgen Klenner und Frank Boss müssen ihren Wahlkreis holen, um in den nächsten Landtag zu kommen. Klenner hat auf einen Listenplatz verzichtet, Boss steht auf Position 55. Und dieser Rang - auch das ist klar - zieht auf keinen Fall. Es wäre allerdings ungewöhnlich gewesen, wenn die CDU Klenner mit einem - dazu noch aussichtsreichen - Listenplatz versehen hätte: Der Mönchengladbacher Norden mit den Hochburgen in Neuwerk, Windberg und Rheindahlen ist klassisches CDU-Land. Es müsste bei den Wählern einen großen Wechselwillen geben, wenn die CDU diesen Wahlkreis verlieren würde. Bis jetzt hat sich Klenner gut geschlagen - er ist rhetorisch geschickt, relativ jung (38) und kommt mit seiner unaufdringlichen Art gut an.

 Angela Tillmann (SPD): Listenplatz 61 zieht auf keinen Fall. Hans-Willi Körfges (SPD): Enges Rennen, gute Listenposition.

Angela Tillmann (SPD): Listenplatz 61 zieht auf keinen Fall. Hans-Willi Körfges (SPD): Enges Rennen, gute Listenposition.

Foto: Ilgner

Kniffliger ist die Situation bei Frank Boss: Im Süd-Wahlkreis gibt es immer ein enges Rennen. Aber Boss' Vorgänger Michael Schroeren hat es in den Jahren 2000 und 2005 zweimal hintereinander geschafft, diesen Wahlkreis zu holen. Boss ist es ebenfalls zuzutrauen, dass er den SPD-Bewerber Körfges aus dem Feld schlägt: Der CDU-Mann aus Giesenkirchen hat viele Kontakte und profitiert von seiner Nähe zu Vereinen, lokalen Brauchtumsgruppen und Verbänden.

SPD Die Gladbacher Sozialdemokraten setzen auf Hans-Willi Körfges, der seit mehr als 16 Jahren Landtagsabgeordneter ist. Der Jurist ist stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion und für Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ein direkter Ansprechpartner, wenn es um Kommunalpolitik geht. Auf der Landesliste verteidigte er im Februar den Rang vier, den er auch bei der Landtagswahl 2012 hatte. Das ist zwar eine hervorragende Positionierung. Aber die NRW-Sozialdemokraten haben auch schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass sogar vordere Plätze nicht ziehen, weil es vor allem im Ruhrgebiet viele SPD-Kandidaten auf direktem Wege in den Landtag schaffen und vermeintlich gute Listenplätze am Ende nur etwas für die Statistik sind.

Für Angela Tillmann gibt es nur eine Chance: Sie muss im Norden CDU-Mann Klenner hinter sich lassen. Die Sozialpädagogin, die sich schon aus der aktuellen Politik zurückgezogen hatte und sich dann plötzlich als Nachrückerin im Landtag fand, bekam nur den Listenplatz 61 (2012 in den Zwanzigern). Der zieht auf keinen Fall. FDP Als Ende 2015 bei Andreas Terhaag das Telefon klingelte und FDP-Landeschef Christian Lindner den Gladbacher fragte, ob er als Nachrücker in den Landtag will, sagte Terhaag sofort zu. Inzwischen setzt der Versorgungsingenieur ganz auf die Karte Politik: Das Unternehmen, das er mit seiner Frau aufgebaut hatte, ist verkauft. 2012 war Terhaag auf Position 24, jetzt ist er auf Listenplatz 17. Das bedeutet: Bekommt die FDP rund sieben Prozent, sollte der 48-Jährige liberale und städtische Interessen weiter im Landtag vertreten können. Der junge FDP-Kandidat für den Süden, Daniel Winkens, hat dagegen keine Chance auf ein Mandat.

Grüne Sie haben zwei interessante Kandidaten: Den promovierten Juristen Boris Wolkowski und die junge Lena Zingsheim. Wolkowski repräsentiert das bürgerliche Lager, Zingsheim würde den Grünen gut zu Gesicht stehen, wenn man auf die Karte Jugend setzte. Ein Grüner aus Mönchengladbach im Landtag: Auch das wäre keine schlechte Option. Beide bekamen keinen Listenplatz. "Schade", hieß es dazu bei den Gladbacher Grünen.

Linke Torben Schultz und Rohat Yildirim haben weder einen Listenplatz noch eine Chance auf ein Direktmandat.

Piraten Die einst emsige Nierspiraten-Crew scheint sich aufgelöst zu haben. Der einzig verbliebene Pirat, Ratsherr Reiner Gutowski, hat die Partei verlassen und ist jetzt FDP-Mitglied. Trotzdem haben die Piraten vor einigen Tagen eine Aufstellungsversammlung eröffnet, und der stellvertretende Landesvorsitzende Harald Franz ist zuversichtlich, bis zum 1. April zwei Gladbacher Kandidaten benennen zu können. Die Landesliste ist allerdings schon verabschiedet. Und der ehemalige Nierspirat und Landtagsabgeordneter Nico Kern wohnt längst nicht mehr hier.

AfD Viola Marei Walendy, stellvertretende Sprecherin des AfD-Kreisverbandes und Mitglied der Bezirksvertretung Nord, tritt als Direktkandidatin an. Ebenso Stephan Habrich. Beide haben keinen Listenplatz.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort