Mönchengladbach Die bunte Reihe der Wahl-Kandidaten

Mönchengladbach · Die älteste Partei Deutschlands hat in Mönchengladbach die jüngsten Kandidaten. In Dahl/Hermges/Ohler treten zwei Top-Politiker von CDU und SPD gegeneinander an. Und eine SPD-Bundestagsabgeordnete versucht ein Comeback.

Mönchengladbach: Diese 10 Kandidaten wollen Oberbürgermeister werden
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Unter den 323 Frauen und Männer, die für einen Sitz in den 33 Kommunalwahlbezirken Gladbachs kandidieren, nimmt Peter Blümel eine Sonderrolle ein: Der frühere FWG-Politiker wagt es als Einzelbewerber und tritt in Rheindahlen an. Normalerweise ist er chancenlos - auf diesen Wahlbezirk ist die CDU abonniert. Markus Spinnen ist der klare Favorit, und sogar einen ehemaligen Fußball-Nationalspieler gibt es hier: Karlheinz Pflipsen versucht es so quasi als Nachfolger Blümels als Kandidat der Freien Wähler.

Dieser Wahlbezirk 1 steht stellvertretend für die politische Landschaft Mönchengladbachs bei dieser Kommunalwahl: Denn hier treten bis auf die AfD alle Parteien an, die es in den Rat schaffen wollen. Und selbst das Ausscheren der AfD ist nicht ungewöhnlich. Denn die Partei besetzt nur 15 der 33 Wahlbezirke mit eigenen Bewerbern - für eine Gruppierung, die sich als kommende politische Kraft sieht und der Meinungsforscher bei der Europawahl einen sicheren Einzug ins Europaparlament vorhersagen, ist das etwas eigenartig. Aber es fällt noch mehr auf.

Werbeexperte beurteilt Wahlplakate
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CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke, NPD, Zentrum, Die Partei und Piraten stellen in allen 33 Wahlbezirken eigene Bewerber. Pro NRW ist nur in einem Bezirk nicht vertreten. Die Folgen des parteiinternen Konflikts mit mehreren Austritten musste die FWG bewältigen: Sie kann fünf Wahlbezirke nicht mit Bewerbern besetzen. Etwas überraschend ist das AfD-Ergebnis: Die Alternative hat in 18 Bezirken keine Kandidaten.

In einigen Wahlbezirken gibt es sehr interessante Vergleiche. Etwa im Bezirk Hermges/Dahl/Ohler (Bezirk 9): Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Hans Peter Schlegelmilch trifft hier auf den einflussreichen SPD-Politiker und Vorsteher des Bezirks Nord, Reinhold Schiffers. Im Bezirk Bunter Garten/Großheide/Windberg-Nord (6) messen sich vier Politiker mit Ausstrahlung: Annette Bonin bei der CDU, FDP-Oberbürgermeister-Kandidatin Nicole Finger, der grüne Landtagskandidat Dr. Boris Wolkowski und SPD-Hoffnungsträger Felix Heinrichs. In Pongs/Hockstein (19) versucht die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Hildegard Wester ein Comeback und muss sich da mit Verena Rhein (CDU) und Klaus Oberem (FWG) auseinandersetzen. Auf ein ähnlich gutes Ergebnis wie bei der Kommunalwahl 2009 hofft in Bonnenbroich/Geneicken (25) der OB-Kandidat der Grünen, Karl Sasserath: Er misst sich vor allem mit Wolfgang Wolff (CDU). In Giesenkirchen-Nord (30) treffen mit dem früheren Bezirksvorsteher Frank Boss (CDU) und Horst Peter Vennen (SPD) zwei erfahrene Kommunalpolitiker aufeinander.

Die CDU hat die meisten Kandidaten auf der Liste: Insgesamt sind es 70 Frauen und Männer. Die Partei meldete dagegen nur vier Listen-Bewerber. Die wichtigsten Politiker haben vordere Listenplätze. Bei der CDU sind es in dieser Reihenfolge Schlegelmilch, Landtagsabgeordneter Norbert Post und Boss. Oberbürgermeister Norbert Bude führt die Liste der SPD vor Monika Berten und Heinrichs an. Die Grünen setzen auf das Trio Sasserath, Ulla Brombeis und Anna Bögner, die FDP auf Finger, Burkhard Küpper und Natascha Stephan. Klaus und Erich Oberem sowie Stefan Wimmers geben bei der FWG den Ton an. Und die Linke scheint ihre jetzige Ratsmannschaft austauschen zu wollen: Fraktionsvorsitzender Helmut Schaper steht als einziger aus der bisherigen Mannschaft nur noch auf Rang 5, Torben Schultz führt die Liste vor Rohat Yildirim und Mario Bocks an.

Mönchengladbach: Die OB-Kandidaten im Internet-Check
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Bei den anderen Parteien sticht auf den Reservelisten ein Name heraus: Hans Werner Schoutz, der die Reserveliste der AfD anführt, war früher CDU-Ratsherr. Auch interessant: Die CDU hat als einzige Partei bei der Ratswahl Ersatzbewerber - und zwar gleich auf 31 Plätzen. Sollte zum Beispiel OB-Kandidat Hans Wilhelm Reiners neuer Oberbürgermeister werden, rückt mit Christoph Dohmen gleich ein Kandidat aus Eicken-Süd nach. So wollen die Christdemokraten sicherstellen, dass nachrückende Kandidaten immer auch aus den jeweiligen Wahlbezirken kommen: Wer Eicken vertritt, soll dann nicht etwa aus Wickrath kommen.

Welche Partei hat in der Reservelisten im Vergleich zur Gesamtzahl der Plätze die meisten jüngeren Kandidaten? Die Auswertung ergibt eine große Überraschung: Es ist die älteste Partei Deutschland, das 1870 gegründete Zentrum. Von 18 Bewerbern in Mönchengladbach sind 15 von Jahrgang 1984 und jünger. Bei den Grünen findet sich bei 34 Bewerbern in dieser Altersgruppe nur eine einzige Kandidatin. Und die Piraten - angeblich eine junge Partei, die sich an Jüngere wendet - weisen hier auch nur zwei Bewerber unter insgesamt zehn aus, die 30 Jahre und jünger sind. Auch die Etablierten glänzen da mit Zurückhaltung: drei bei der CDU, vier bei der SPD, drei bei der FDP, keiner bei FWG, Linken und NPD. Und wer hat die ältesten Kandidaten? Auch eine Überraschung: Im Vergleich zu der Anzahl der Plätze auf der Reserveliste sind es die Grünen - 23 von 34 Bewerbern sind von Jahrgang 1964 und älter. Bei der CDU ist es genau die Hälfte: 35 von 70. Bei der SPD sind es 25 von 43, bei der FDP neun von 20, bei der Linken sechs von 13. Die immer als "alt" bezeichnete FWG hat von zwölf Listenplätzen nicht mal die Hälfte (5) mit Kandidaten besetzt, die 50 Jahre und älter sind. Auch da überrascht das Zentrum: Es gibt keinen einzigen aus dieser Altersgruppe.

(RP)
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