Mönchengladbach Die Blues-Band mit dem Huhn auf der CD

Mönchengladbach · Rund anderthalb Jahre brütete die Gruppe "Hier geht was" an ihrem ersten Album. Nun ist es "geschlüpft" und bereit, viele Gehörgänge zu erforschen. Dabei war der Proberaum einst Blues-freie Zone.

 Manfred "Manna" Meurer, Achim Guse und Stephan Schwiers (v.l.) blicken zusammengerechnet auf rund 100 Jahre Musikerfahrung zurück.

Manfred "Manna" Meurer, Achim Guse und Stephan Schwiers (v.l.) blicken zusammengerechnet auf rund 100 Jahre Musikerfahrung zurück.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Es war jeden Samstag-Nachmittag das gleiche Spiel. Mit Spannung wartete der damals siebenjährige Stephan Schwiers auf die ZDF-Sendung "Disco" mit Ilja Richter – doch da gab es ein Problem. "Mein Großvater konnte diese Musik nicht leiden. Für ihn war das nichts", erinnert sich der 48-Jährige schmunzelnd. "Meine Oma ist schließlich eingeschritten, und ich durfte dann doch die Sendung schauen", sagt der Rheindahlener.

Dort, wo Stephan Schwiers einst darum kämpfte, zu seinen Lieblingssongs zu wippen, erfüllt nun sein Gesang den Raum des rund 200 Jahre alten Gebäudes. Dazu sorgen er und sein Kumpel Manfred "Manna" Meurer für die passenden Gitarrenriffs. Und wenn Achim Guse dazu den Schlagzeug-Besen zückt, dann macht er gewiss keine Reinigungsarbeiten, sondern komplettiert mit seinen schwingenden Drums das charakteristische Klangbild der Gruppe. Gemeinsam bilden die drei Freunde das Trio "Hier geht was" – eine Akustik-Blues-Pop-Band mit deutschen Texten, die mal poetisch, mal schräg, mal leise, mal laut, aber immer intensiv und gefühlsecht daherkommen. Seit rund anderthalb Jahren existiert die Band in dieser Konstellation. Kennen tun sich die drei Vollblutmusiker aber bereits seit vielen Jahren. Zwar spielten sie zeitweise in unterschiedlichen Bands, doch aus den Ohren verloren haben sie sich nie und fanden schließlich zueinander.

Auf 18 produktive Monate können die Musiker mit dem gewissen Blues zurückblicken. Sie spielten nicht nur zahlreiche Auftritte im Mönchengladbacher Raum, sondern haben nun elf ihrer Stücke auf CD verewigt – ihr Erstlingswerk als "Hier geht was". Bereits beim Blick in und auf die Hülle des Tonträgers wird deutlich, dass sich die drei selber nicht ganz so ernst nehmen. So wurde nicht nur auf das Cover ein Huhn gedruckt, sondern auch auf die CD. Beim Herausnehmen des Silberlings blickt der Hörer auf drei Eier in einem Nest. Das Huhn hat somit noch andere Aufgaben außer Modell zu stehen. Für die Wahl des Geflügels auf dem Cover hat Stephan Schwiers eine simple Erklärung: "Das Huhn ist einfach fotogener als wir." Zudem stünde es für die ländlichen Wurzeln, die alle drei Bandmitglieder haben.

Auch wenn mal sanftere Töne angespielt werden, spielt Humor immer eine große Rolle bei "Hier geht was". Besonders bei Auftritten muss die Harmonie stimmen und eine Verbindung zum Publikum hergestellt werden. "Die Atmosphäre muss passen. Der Spaß steht immer im Vordergrund", sagt Gitarrist "Manna" Meurer, der wie seine Band-Kollegen auf mehrere Jahrzehnte Musikerfahrung zurückblicken kann. Zusammengerechnet sind es rund 100 Jahre, die jeden Montagabend zusammenkommen – denn dann wird gemeinsam geprobt. In dem Haus, das vor 200 Jahren noch eine Schmiede war und von Stephan Schwiers Großvater zu einem Bauernhaus gemacht wurde. "Ich weiß nicht, ob er erfreut gewesen wäre, wenn er wüsste, dass wir hier proben", sagt Schwiers scherzhaft. Doch würde sein Großvater sehen, mit wie viel Herzblut "Hier geht was" bei der Sache sind, er hätte ihm sicher verziehen.

(RP)
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