Mönchengladbach Die Bewahrung des schönen Scheins

Mönchengladbach · Geschäftsmann Wolfgang Nolden ist ein Tyrann, seine Frau Elisa stärkt ihm den Rücken und erzieht die sechs Kinder unnachgiebig. Das Stück "Gelegenheit macht Diebe" des Jugendclubs feiert morgen im Studio des Theaters Premiere.

 Theaterpädagogin Silvia Behnke (l.) und Norina Ackermann, die Elisa Nolden spielt, in den Kulissen für das Theaterstück "Gelegenheit macht Diebe".

Theaterpädagogin Silvia Behnke (l.) und Norina Ackermann, die Elisa Nolden spielt, in den Kulissen für das Theaterstück "Gelegenheit macht Diebe".

Foto: Isa Raupold

Die Noldens sind eine Vorzeigefamilie. Nach außen hin. Elisa Nolden ist dafür zuständig, den schönen Schein zu wahren. Eine Rolle, die sie mit viel Engagement, unermesslicher Anstrengung und Disziplin, aber letztlich mit Bravour bewältigt. Dabei ist fast gar nichts in Ordnung. Ihr Mann Wolfgang, ein erfolgreicher Geschäftsmann, ist alles andere als nett. "Er ist ein Choleriker, explodiert bei der geringsten Kleinigkeit", sagt Silvia Behnke. Die Theaterpädagogin hat mit dem Jugendclub des Theaters das Stück "Gelegenheit macht Diebe" einstudiert, das morgen um 20 Uhr im Studio an der Odenkirchener Straße Premiere feiert.

Norina Ackermann spielt Elsia Nolden. "Diese Frau lebt ein anstrengendes Leben", sagt sie. "Sie muss einerseits solidarisch mit ihrem Mann sein und andererseits die Erziehung der sechs Kinder im Sinne ihres Mannes leisten." Wolfgang Nolden (Romain Clavareau) bindet voller Stolz auf sein Familienunternehmen die Söhne ins Geschäft ein - auch gegen ihren Willen. Dann kommt Jonathan (Serhan Demiri), der mittlere Sohn, nach einem längeren Auslandsaufenthalt zurück in die Familie. Und da prallen Welten aufeinander. Jonathan brüskiert seinen Vater mit seiner kreativen und freiheitlichen Denkweise. Die Familie gerät zunehmend unter Stress, der Unmut entlädt sich über dem aufmüpfigen Sohn.

"Das ist kein leichtes Thema", sagt Silvia Behnke. Und sicher eine Herausforderung für die Jugendclubber. Drei Darsteller sind erst 15 Jahre: Nina Brüls, Kim Kristin Ludwig und Julyet Sertoglu. Seit Oktober vergangenen Jahres arbeiten sie an dem Tanz-Theater, das die Theaterpädagogin geschrieben hat. Auch die Choreografie stammt von ihr. "Das heißt, die Darsteller mussten nicht nur ihre Texte und die Abfolgen lernen, sondern auch das Tanzen." Die Proben waren zeitintensiv und kraftzehrend. "Die Geschichte entwickelt sich anfangs mehr über die Sprache, dann zunehmend über den Tanz", sagt Silvia Behnke. Keine leichte Aufgabe für die jungen Leute.

Jonathan mischt mit seiner neuen Denkweise die Familie auf. Er will die Strenge und Kälte aufbrechen, fordert eine liebevolle und fürsorgliche Umgangsform - das kann seinem Vater nicht gefallen. Die Geschichte spitzt sich einen Tag vor der Hochzeit einer der Töchter zu. Da kommen alle zusammen, die Geschicke entwickeln sich auf engstem Raum. Und dann verschwindet ein wertvolles Schmuckstück. "Gelegenheit macht Diebe": Der Titel wurde bedacht gewählt. "Es werden nicht nur Dinge entwendet, auch Würde und Vertrauen werden geraubt", sagt Silvia Behnke. Schließlich stößt die Familie Jonathan in den Abgrund.

Das Stück spiegle nicht nur die Geschichte der Familie Nolden, sagt Norina Ackermann. Es gehe um gesellschaftliche Themen und Probleme. "Das aufzuzeigen, ist unser Anliegen", sagt Theaterpädagogin Silvia Behnke.

Die Premiere des Stücks "Gelegenheit macht Diebe" feiert am morgigen Samstag, 3. Juni, um 20 Uhr Premiere im Studio des Theaters. Karten (7 bzw. 4,50 Euro) gibt's unter 02166 6151-100 und auf www.theater-kr-mg.de

(RP)
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