Serie Was Macht Eigentlich? Die besten Ideen aus der Linkskurve

Mönchengladbach · Wolfgang Johann war ein gutes Vierteljahrhundert Vorstand der Gladbacher Bank. Er ist mit ab Montag 75 Jahren noch aktiver Freizeitsportler, Förderer der Kunst- und Kulturszene und hilft, das Münster der Öffentlichkeit näher zu bringen.

Ob es wirklich immer genau diese eine Linkskurve im Hardter Wald ist, sei dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass Dr. Wolfgang Johann nach seinen regelmäßigen Läufen, die ihn bis heute unter anderem in den Hardter Wald führen, verkündete, er habe wieder einmal in "seiner" Linkskurve eine Idee gehabt. Aus deren Umsetzung entstand dann schon mal etwas, das in dieser Stadt die eine oder andere Marke setzte: die Buchreihe "Zeugen Städtischer Vergangenheit" etwa, die "Aktion Offenes Münster" oder die Umwandlung des großen Klostergartens am Bunten Garten in die Seniorenresidenz Franziskushof zum Beispiel. "Beim Joggen kann ich entspannen und nachdenken", sagt er, "Da kommen die besten Ideen."

Wolfgang Johann war 28 Jahre, von 1973 bis 2001, gemeinsam mit Heinz Gotzens Vorstand der Gladbacher Bank AG beziehungsweise der Kreditbank Gladbach AG, wie sie zunächst noch hieß. Eine seiner Leidenschaften macht klar, dass Johann kein sturer Banker ist: Rund um sein Haus sind "mindestens 20 Festmeter" Kaminholz gelagert: "Wenn ein Baum gefällt wird, bringen Freude und Bekannte mir das Holz." Er hackt es in Stücke, klettert auch selbst mit der Kettensäge auf Bäume, wenn er seinen großen Garten in Schuss hält: "Das mache ich immer alleine, bis heute."

Die Leidenschaft für Holz kommt nicht von ungefähr. Denn Wolfgang Johann ist im Teutoburger Wald als Sohn eines Landforstmeisters in einem Forsthaus aufgewachsen, war mit dem Vater sehr viel im Wald unterwegs. "Dies hat mich geprägt", sagt er. "Holz ist mein Lieblingsstoff, ob zum Bauen, Basteln oder für den Kamin." Sein Bruder hat Forstwirtschaft studiert, er selbst hat schon früh zwar Vorträge über Holz und Wald gehalten, sich dann aber letztlich für Volkswirtschaft und das Bankwesen entschieden: "Ich wollte nicht, dass noch mehr Johanns die grüne Uniform trugen."

Wolfgang Johann kam 1973 auf eine Stellenausschreibung aus Essen nach Mönchengladbach und lernte die Stadt schnell schätzen und lieben. "Nicht nur wegen Borussia, die zu dieser Zeit Deutscher Meister war. Sondern auch wegen des Menschenschlags hier, der offen und fröhlich ist."

Wer die - nicht von ihm erstellte, sondern im RP-Archiv ausgegraben - lange Liste seines ehrenamtlichen Engagements liest, fragt, warum er all das neben dem Beruf gemacht hat? "Ich habe geholfen, wenn man mich gefragt hat, habe Ämter angenommen, wenn ich sah, etwas mitgestalten und erreichen zu können. Aber ich habe nie an einem Posten geklebt, sondern meine Ämter rechtzeitig an Jüngere übergeben."

An manchem hängt sein Herz immer noch. Wie zum Beispiel am Museum Abteiberg. Dafür hat er unter anderem zusammen mit dem ehemaligen Inhaber der Firma van Laack, Rolf Hoffmann (2001 verstorben), einen Förderkreis gegründet. Dessen Mitglieder ermöglichen mit Beiträgen im vierstelligen Bereich dem Museum Abteiberg in erheblichem Maße die Anschaffung von Kunstwerken.

Kunst, Kunstgeschichte und Architektur sind Themen, die Johann bis heute interessieren. Er engagiert sich bei den Freunden des Theaters in Mönchengladbach, hat nach seinem Eintritt in den Ruhestand 2001 mit sehr viel Arbeit und seinem neu entdeckten Hobby digitale Fotografie einen Bildband "Gemaltes Licht" herausgegeben, der alle 49 Künstlerfenster des Münsters zeigt und erklärt, ausführlich und nicht nur für Experten verständlich.

"Ich habe mich schon früh in das Münster verliebt", sagt der zugereiste Gladbacher. Da war klar, dass er, Mitglied des Kirchenvorstands der Pfarrgemeinde St. Vitus, 2009 sofort führend dabei war, als es galt, die "Aktion offenes Münster" zu starten, mit der das Gotteshaus für die Bürger offengehalten wird, statt es (zumindest) wochentags zu schließen, wie es die Kirchenleitung damals wollte. Rund 60 ehrenamtliche Münsterwächter beaufsichtigen bis heute die Basilika, führen Besucher durch das Gotteshaus und erklären ihre Schätze.

Wolfgang Johanns Einfall war auch die von der Gladbacher Bank herausgegebene Buchreihe "Zeugen Städtischer Vergangenheit". Ab 1984 sind darin 30 Bände erschienen. Die Idee war ihm natürlich in seiner Linkskurve gekommen: "Sinn war, das bis auf Borussia scheinbar gesichtslose Profil Mönchengladbachs zu stärken", erklärt er. "Es gab und gibt hier viele Persönlichkeiten, die es wert sind, einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgemacht zu werden."

Die Buchreihe sollte natürlich auch das Image der Bank fördern. Eine Marketing-Aktion, und für diesen Bereich war Dr. Wolfgang Johann unter anderem zuständig. Aktionen wie "Der Gladbanker", "Gladbanking" oder die "Gladbacher Bank" am Spielfeldrand des Bökelbergs wurden entwickelt, die Namensänderung von Kreditbank Gladbach zur Gladbacher Bank entworfen und vollzogen. Die Finanzierung des Abends mit der alljährlichen Sportabzeichenverleihung ist nicht nur seinem eigenen Ehrgeiz ("Nächstes Jahr mache ich zum 40. Mal das Goldene Sportabzeichen") geschuldet: "Das Sportabzeichen mit seinen Tausenden Absolventen ist auch eine gute Möglichkeit, Kunden für die Bank zu gewinnen."

(RP)
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