Mönchengladbach Dichter radeln im Rudel durch die Stadt

Mönchengladbach · Die Räderey, Poetry Slam auf Fahrrädern, führte vom Bunten Garten über den Bökelberg bis zur Bleichwiese. Das Spektakel präsentierte Dichter in ungewöhnlichem Rahmen und wirbt für die NRW-Poetry-Slam-Meisterschaften.

Poetry Slam auf dem Fahrrad in Mönchengladbach
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Es ist eine außergewöhnliche, aber passende Verbindung: Künstler Norbert Krause, Organisator der 200-Tage-Fahrradstadt-Aktion, und die Poetry-Slammer Marco Jonas Jahn und Markim Pause haben gemeinsam eine besondere Veranstaltung auf die Beine beziehungsweise auf die Räder gestellt. Die "Räderey" verknüpft auf spannende Weise Radfahren mit der Wortakrobatik und zeigt gleichzeitig Gladbach da, wo es am schönsten ist. Am Wochenende machten sich rund 25 Radfahrer zur Tour durch die Stadt auf - mit dabei die Poetry-Slammer Sascha Thamm, Sandra da Vina, Leonie Warnke und Dominic Erhard.

Los ging es am Aretzplätzke in Eicken, noch unter dunklen Wolken am Himmel. Als das Radlerrudel an der Konzertmuschel im Bunten Garten, dem ersten Auftrittsort, ankam, schien jedoch die Sonne, und dabei blieb es.

An jedem der Haltepunkte - es sollten noch der Bökelberg, der Schillerplatz und der Geroweiher folgen - trugen zwei der mitfahrenden Poeten ihre Texte vor. In der Konzertmuschel machte Sandra da Vina aus Essen den Anfang, die eine Begegnung schilderte, die jeden erwartet: das Treffen mit dem Tod. Sandra da Vinas Tod sprach mit der Synchronstimme von Bruce Willis, beschwerte sich über Leute, die ihn hinten mit t schreiben, als wäre er ein Adjektiv, und ließ die Erzählerin ein Poesiealbum ausfüllen. Als nächste betrat Leonie Warnke aus Leipzig "die schönste Bühne, auf der ich je stand" und gab ihre satirisch-feministische Version von Grimms Märchen zum Besten. Zum Schluss sollte das Publikum durch intensives Raunen die beiden Vorträge bewerten.

Die legendäre Haupttribüne des Bökelbergs bzw. was davon noch übrig ist, bildete den Rahmen für die Auftritte von Sascha Thamm aus Remscheid, der mit spitzen Worten und hochunterhaltsam seinen Aufenthalt an der Ostsee samt Konfrontation mit Quallen, Angelhaken und urlaubenden Rentner-Ehepaaren beschrieb. Dominic Erhard, U 20-Slam-Champion aus München, hatte einen Text dabei, in dem er über Rollenspiele, Perspektivwechsel und veränderte Standorte nachdachte. Am Bökelberg durfte das mitgereiste Publikum mit unterschiedlich lautem "Hört, Hört"-Rufen die Beiträge bewerten. Wieder setzte sich der Pulk in Bewegung, diesmal Richtung Schillerplatz. Da die Anzahl der Radfahrer groß genug war, fuhren alle als geschlossener Verband, eine Fortbewegungsart, die nicht alle Gladbacher Autofahrer kommentarlos wegstecken mochten.

Am Schillerplatz und später am Geroweiher wurde der Dichterwettstreit unter den erstaunten Blicken von Passanten und Spaziergängern fortgesetzt. Die Tour endete am Gladbach-Dock auf der Bleichwiese, wo alle vier Poeten nochmals ihr Können unter Beweis stellten mit satirischen, nachdenklichen, sogar kriminalistisch-erotischen Texten.

Der Siegerpreis, die goldene Luftpumpe, wurde an Sascha Thamm vergeben, der eine Quizfrage unter großem Applaus richtig beantwortet hatte - passendes Ende für eine originelle Veranstaltung. Wer mehr von den NRW-Teilnehmern Thamm und da Vina hören möchte, hat dazu bald Gelegenheit. Die Räderey ist Teil des Countdowns zur NRW-Poetry-Slam-Meisterschaft, die diesmal in Mönchengladbach stattfindet. Am 12. und 13. September messen sich die besten Slammer des Landes hier im Wettstreit.

(arie)
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