Mönchengladbach Diamanten-Eddie und seine Weggefährten

Mönchengladbach · Sabine Kray stellt im Prolibri-Buchladen ihr Buch über ihren Großvater vor. Ein literarisches Denkmal.

"An einem Abend habe ich es auf 13 Bier gebracht, das war Rekord." Bei ihrer Reise in die Vergangenheit führte Sabine Krays Spurensuche direkt in die Gladbacher Kneipenszene, vor allem ins ehemalige "Piccos Pub". Mit Ingo und Picco heute auf Du und Du gleicht die Lesung in der Buchhandlung Prolibri einem Familientreffen. Dabei steht die Hauptperson "Diamanten-Eddie", so auch der Romantitel, im Mittelpunkt, ohne anwesend zu sein.

Nach Abschluss ihres Studiums in Berlin als Übersetzerin für Amerikanistik und Französisch widmete Sabine Kray sich der aufregenden Vergangenheit ihres Großvaters, um etwas über ihre eigene Herkunft zu erfahren. "Weil er ein Teil von mir ist." Schnell musste sie feststellen, dass das berüchtigte Leben von Edward Kray, genannt Diamanten-Eddie, einen Raum mit tiefem historischen Hintergrund eröffnete, der dazu führte, dass Kray die Geschichte aufschrieb.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der gebürtige Pole als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt, und damit tat sich für Kray ein zweites Leben ihres Opas und ein Thema auf, mit dem sie bisher keine Berührung hatte. Kray kannte ihren Großvater nicht persönlich, doch die Erzählungen seiner Weggefährten aus Gladbach zeichneten einen "zauberhaften Mann von zarter Empfindsamkeit", so dass sich eine innige Beziehung entwickelte, die Kray in einfühlsamen Bildern in ihrem Erstlingswerk schildert. Ingo und Picco und andere nicken während des Vorlesens öfter: "Genau so war's." "Sabinchen", wie die Herren die Autorin liebevoll nennen und nach Gladbacher Mentalität als eine der Ihren in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben, hat an diesem Abend vier Episoden zum Vorlesen ausgewählt, die weniger die kriminelle Vergangenheit des Diamanten- und Pelz-Hehlers beschreiben, als vielmehr seine Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft und Sorge um einen geliebten Menschen und seine Lebenslust.

Eine Borussia-Geschichte darf in Gladbach nicht fehlen, Eddie und Sohn Aki waren ja beim letzten Spiel um die Meisterschale 1971 im Frankfurter Waldstadion live dabei. Zeitlich versetzt verwebt die Autorin die beiden Leben eines Mannes mit Episoden aus der Zeit im Arbeitslager und der Gladbacher Zeit bis zu Eddies Tod 1994 ineinander. Ohne einen kausalen Zusammenhang zwischen den Erlebnissen während des Krieges und seiner kriminellen "Karriere" zu ziehen. Außer diesem literarischen Denkmal, das Kray ihrem Großvater auf 700 Seiten setzt, trägt sie als Ausdruck der Verbundenheit an ihrem rechten Ringfinger ein "Erbstück" unbekannter Herkunft, einen mit diamantenbesetztem Turmalin.

(apo)
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