Mönchengladbach Designer mit Freude am Konstruieren

Mönchengladbach · Mit einer Vernissage verband die Volkshochschule ihren Neujahrsempfang für das Frühjahrssemester. Der Mönchengladbacher Künstler Jürgen Gansweid präsentiert die Ausstellung "Mutation der Form und Struktur".

 Mit Arbeiten des Mönchengladbacher Künstlers Jürgen Gansweid ist die Volkshochschule ins neue Semester gestartet. In Gansweids Schaffen führte beim Neujahrsempfang Dr. Marie Batzel fachkundig ein.

Mit Arbeiten des Mönchengladbacher Künstlers Jürgen Gansweid ist die Volkshochschule ins neue Semester gestartet. In Gansweids Schaffen führte beim Neujahrsempfang Dr. Marie Batzel fachkundig ein.

Foto: Detlef Ilgner

In entspannter Atmosphäre, doch zugleich recht ambitioniert verband die Volkshochschule (VHS) Mönchengladbach ihren Neujahrsempfang mit einer Ausstellungseröffnung. Der Mönchengladbacher Jürgen Gansweid zeigt (voraussichtlich bis Mai) im Haus Berggarten an der Lüpertzender Straße 85 Beispiele seines Frühwerks. "Wir experimentieren noch, wo und wie wir das neue Jahr am besten begrüßen. Doch mit dem Ergebnis heute bin ich schon recht zufrieden", kommentierte VHS-Leiter Dr. Thomas Erler die Premiere dieser Kombination.

Natürlich warb der Chef der Weiterbildungseinrichtung für mehr als nur einen Blick in das Programmheft mit 216 Seiten zum Veranstaltungsangebot. Eingeladen zum Empfang waren Dozenten und Freunde der VHS. Der kontaktfreudige Fachbereichsleiter Frank Füser fasste sich erkältungsbedingt wegen angeschlagener Stimmbänder kurz. Doch sichtlich stolz stellte er das Trio um den Dozenten und hauseigenen Gitarristen Bernd Kitzel vor.

Mit Dr. Marie Batzel, Programmbereichsleiterin Kulturelle Bildung, war der Einführungspart für die Ausstellung ebenfalls aus dem Haus besetzt. Batzel freute sich, in Gansweid einen Künstler vorzustellen, der in Gladbach "sehr beliebt und aktiv" sei und von Museumsleiterin Susanne Titz für die Künstlerförderung empfohlen wurde.

Jürgen Gansweid beschränkt sich bei seinem aktuellen Projekt aus technischen Gründen auf sein Frühwerk und gesteht: "Das tut mir in der Seele weh". Allerdings wollte er die Wände nicht mit Nägeln beschädigen, was sich bei einer Präsentation mit aktuellen Arbeiten nicht hätte vermeiden lassen. Zu sehen sind Siebdrucke aus den 80er- und frühen 90er-Jahren, farbige Strukturbilder in Ölkreide und filigrane Filzstiftzeichnungen.

Gansweid durchlief eine Lehre zum Vermessungstechniker und war Sachbearbeiter beim Katasteramt Mönchengladbach, bevor er ein Studium an der Fachhochschule für Design in Krefeld begann. Seine konstruktive Seite kann und will er in der Kunst nicht verleugnen. Über Flächenkinetik und fasziniert von Formmutationen schafft er in konstruktiv aufgebauten Siebdrucken die Illusion von Bewegungsabläufen. Drei Iris-Siebdrucke ergänzen das konstruktive Moment um Farben. Doch dominant vertreten sind Arbeiten im Schwarz-Weiß-Kontrast. Dazu gehört ein Blatt, bei dem im Wechsel von Positiv- und Negativformen immer zwei Quadrate im spiralförmigen Ablauf dazugenommen sind. In einem anderen Blatt summiert Gansweid schwarze Quadrate auf Weiß von zwei auf vier auf acht und so weiter — "bis es voll", also eine Stelle im dichten Schwarz besetzt, ist. Abgezirkelte Kästchen einer Arbeit sind verschieden stark gefüllt, so dass das Auge in der Gesamtkomposition Bewegungsverläufe zu erkennen meint.

Großformatigere und farbige Strukturbilder in Ölkreide zeigen ein sich durchdringendes Geflecht von Liniensegmenten. Sie sind für ihn "Fingerfertigkeit auf Leinwand", das filigrane Netzwerk von Filzstiftkringel hingegen Beispiel einer "Geduldsarbeit". In den 90er-Jahren entdeckte der Künstler für sich Palindrome, Anagramme und mit konkreter Poesie und Prosa die Lust an der Schriftstellerei. Zeitgleich entstand bei ihm der Wunsch, Sprache und Wortbilder grafisch zu visualisieren. Unterstützt von seiner Frau Isabel Kocsis gab Gansweid mit augenzwinkernd hintergründigen Wortspielen Einblicke in dieses "VerArtworten".

(anw)
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