Mönchengladbach Der Winter hat die Stadt im Griff

Mönchengladbach · Eiszeit in Mönchengladbach: Baustellen sind verwaist, im Tierpark hacken Pfleger die Wasserbecken von Eis frei, und der ADAC rückt doppelt so oft aus wie sonst. Auch Berlin kämpft mit der Kälte: Bei Minusgraden steht Borussia-Fans beim DFB-Pokalspiel im Olympiastadion eine Zitterpartie bevor.

 Frostschutz: Im Tiergarten gießt Mike Vitz heißes Wasser in die Tränke im Wildgehege. Die meisten Tiere kommen mit der Kälte gut zurecht – für alle anderen werden die Käfige leicht erwärmt.

Frostschutz: Im Tiergarten gießt Mike Vitz heißes Wasser in die Tränke im Wildgehege. Die meisten Tiere kommen mit der Kälte gut zurecht – für alle anderen werden die Käfige leicht erwärmt.

Foto: Detlef Illgner

Wer derzeit durch den Mönchengladbacher Tiergarten spaziert, kann eigenartige Szenen beobachten: Vermummte Personen mit dampfenden Gießkannen stapfen durch die Anlage und verschwinden in den Gehegen. Der Grund: Die Trinkwasserbecken der Tiere vereisen. "Also füllen wir alle paar Stunden etwas warmes Wasser auf, damit sie nicht zufrieren", sagt Tiergartenleiter Norbert Oellers.

Mit Rotlicht gegen die Kälte

Im Bärengehege hingegen musste das Wasser abgelassen werden. "Nicht, dass die uns morgens auf einmal besuchen, weil sie über das Eis nach draußen gewandert sind", sagt Norbert Oellers. Besonders mollig brauchen es derzeit die Affen und Raubtiere: In ihren Käfigen bollert eine Fußbodenheizung. Nachts hängen wärmende Rotlichtlampen über fast allen Gehegen.

Solche würden sich die etwa 10 000 Borussia-Fans im Berliner Olympiastadion heute Abend wohl wünschen: Zur Viertelfinalpartie gegen Hertha BSC soll es um die minus acht Grad kalt werden. "Da hilft nur, lange Funktionsunterwäsche anzuziehen und Kopf, Hände und Füße besonders zu schützen", sagt Volker Heinsch. Der Allgemeinmediziner aus Mönchengladbach ist extra zum Spiel in die Hauptstadt gereist. Auf das Stadionbier sollte der Fan heute Abend seiner Meinung nach besser verzichten.

"Durch den Alkohol fühlt es sich zwar in Speiseröhre und Magen so an, als würde einem wärmer, aber eigentlich kühlt der Körper sogar aus." An die Dauerwirkung heißer Getränke glaubt der Arzt zwar nicht — doch viel zu trinken sei wegen der trockenen Winterluft äußerst wichtig. Ebenso wie die richtige Kleidung: "Mehrere Schichten wärmen, weil Luft dazwischen passt — enge Jeans und ähnliches sollte man also vermeiden."

Während der Mensch sich also möglichst dick einpackt, können Tiere dank ihres dichten Winterfells problemlos draußen herumtollen. "So bleiben sie warm — auch ohne Jäckchen oder Schuhe", sagt Tierärztin Veronika Dellwing. Nur sehr kleine Hunde mit kurzem Fell sollten nicht zu lange in der Kälte hocken. "Und wenn Wege gesalzt werden, muss man die Pfoten gut waschen, sonst entzündet sich die Haut schnell."

Auf den Baustellen der Stadt liegt die Arbeit derzeit im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis — so auch an der Korschenbroicher Straße. "Es können keine Abbrucharbeiten vorgenommen werden, auch das Erdreich lässt sich bei dieser Kälte nicht verschieben", sagt Stadtsprecher Walter Schröders. Auf der Baustelle des Franziskus-Krankenhauses hingegen geht die Arbeit nach wie vor voran.

"Wir bauen nur innen aus, sonst müssten wir wohl auch pausieren", sagt Sprecherin Natascha Morsbach. Nicht nur in Gladbach, auch in Berlin soll es in den kommenden Tagen weiterhin frostig bleiben. Borussia-Fans wie Volker Heinsch haben das beste Mittel gegen die Eiseskälte ohnehin schon gefunden: "Ein gutes, spannendes Pokal-Spiel. Dann bewegt man sich von ganz allein." Oder doch die Rotlichtlampe.

(RP)
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