Mönchengladbach Der Schuh-Baum von Wickrath

Mönchengladbach · Ein weltweites Phänomen ist in Mönchengladbach angekommen. In den Ästen eines Baumes in der Nähe des Schlossbads baumeln an die 100 ausgetretene Schuhe. Wer sie hoch schleuderte und warum – das ist unklar.

 In unmittelbarer Nähe des Schlossbads Wickrath hängen an die 100 ausgelatschte Treter in einem Baum.

In unmittelbarer Nähe des Schlossbads Wickrath hängen an die 100 ausgelatschte Treter in einem Baum.

Foto: Reichartz

Ein weltweites Phänomen ist in Mönchengladbach angekommen. In den Ästen eines Baumes in der Nähe des Schlossbads baumeln an die 100 ausgetretene Schuhe. Wer sie hoch schleuderte und warum — das ist unklar.

Unterm Strich kann niemand sagen, wie es begann. Unklar ist, wer es zuerst tat. Und warum? Das weiß so recht auch niemand. Aber Spekulationen gibt es reichlich. Das Phänomen — so viel ist sicher — ist jetzt auch in Mönchengladbach angekommen. Genauer: in Wickrath. In unmittelbarer Nähe des Schlossbads hängen an die 100 ausgelatschte Treter in einem Baum.

Entdeckt wurden sie von einer Wandergruppe. "Meine Freundin schrie auf, als wir in den Wald gingen", berichtet Margret Runge. Vor ihren Augen baumelte ein Schuh. "Sie dachte, da hätte sich jemand erhängt." Glücklicherweise war alles anders. "Wir schauten hoch und sahen die vielen Schuhe an den Zweigen", sagt Margret Runge. "Seitdem fragen wir uns: Was hat das zu bedeuten?"

"Shoefiti" als Kunstform

Viele Legenden ranken sich um das Phänomen, das weltweit auftritt. Schuhe baumeln in Amerika, England, Schottland, Österreich, Neuseeland, Spanien und in Deutschland an Bäumen, Laternenpfählen, Straßenschildern, Stromleitungen. Der Amerikaner Ed Kohler hat einen Begriff für das sonderbare Phänomen geprägt: In Anlehnung an die Kunstform Graffiti nennt er es "Shoefiti".

Einen eigenen Blog betreibt er im Internet. Unter www.shoefiti.com posten Menschen aus aller Welt Fotos, Berichte und Theorien über die hängenden Schuhe. Eine Theorie besagt, dass alles in Amerika — genauer in Nevada — begann. Auf dem Weg zur Hochzeit habe sich ein Brautpaar schrecklich gestritten. Vor lauter Wut habe der Bräutigam die Schuhe seiner Verlobten in einen Baum geschleudert. Der Zorn habe sich gelegt, die Brautleute sprachen miteinander und vertrugen sich wieder. Eine schöne Geschichte.

In der amerikanischen Polit-Satire "Wag the Dog" aus dem Jahr 1997 werfen Dustin Hoffman und Robert de Niro etliche Paar Schuhe in einen Baum. Die Aktion ist Teil einer Kampagne, die von einer öffentlich gewordenen Sex-Affäre des amerikanischen Präsidenten ablenken soll. Möglicherweise löste diese Szene aus dem Kult-Film die Shoefiti-Bewegung aus. Möglicherweise . . .

Profaner ist die Theorie, wonach Schüler und Studenten nach bestandenen Prüfungen ihre Schuhe paarweise in Bäume schleudern. Oder diese: Nach absolviertem Militärdienst trennen die Soldaten sich von ihren Kampfstiefeln, indem sie sie diese in die Luft schleudern, damit sie an Ästen, Kabeln oder Schildern ein luftiges Eigenleben führen können.

Eine schöne Idee ist auch diese: Menschen, die ihre Schuhe mit den Schnürsenkeln aneinanderbinden, um sie dann in die Bäume zu schleudern, werfen damit gleichzeitig ihre Sorgen von sich. Deshalb sind manche Schuhe auch mit Wünschen versehen.

Wer wann warum im Wickrather Schuh-Baum seine Treter entsorgte, ist unklar. Aber egal. Immerhin verbindet die lustige und unschädliche Aktion Mönchengladbach mit dem Rest der Welt.

(RP/ila)
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