Mönchengladbach Der Schnupfenschreck kommt aus Hardt

Mönchengladbach · Mit einer Jahresernte von 350 Tonnen Holunderbeeren ist der Hof Busen in Hardt Deutschlands größter Produzent der kleinen schwarzen Wunderbeeren. Reiner Holundersaft ist eine Vitamin-C-Bombe und ein Mittel gegen Erkältungen.

"Bei Halsschmerzen trinke ich immer ein Glas reinen Holundersaft", sagt Peter Busen. "Den habe ich in diesem Jahr auch selbst gekocht." Der Effekt: Mit Erkältungen hat der Hardter Obstbauer wenig zu tun, denn die Holunderbeeren sind wahre Vitamin-C-Bomben. Peter Busen sitzt auch direkt an der Quelle: Er erntet 350 bis 400 Tonnen Holunderbeeren im Jahr. Damit ist er der größte Holunderbeerenproduzent Deutschlands, wahrscheinlich sogar der größte Europas.

Zehntausend Holunderbäume wachsen inzwischen auf dem Hof Busen. Begonnen hat alles 1990: Da begann der Hardter Landwirt versuchsweise mit dem Beerenanbau. "Das war damals noch Pionierarbeit, es machte kaum jemand", erzählt er. "Aber ich bin einfach mehr Obstbauer als Landwirt." Es war die richtige Entscheidung für ihn, zumal die Erzeugerpreise für Weizen oder Kartoffeln heute niedriger sind als zu Zeiten seines Großvaters. Inzwischen hat sich die Anbaufläche des Holunders von 10 Hektar auf insgesamt 22 Hektar erweitert.

Die Holunderbeerenproduktion ist durchaus anspruchsvoll. "Holunder ist eine Mimose", sagt Peter Busen. "Man muss ihn ständig im Auge haben." Gerade in diesem feuchtwarmen Jahr haben Schädlinge allen Obstbauern zu schaffen gemacht. Peter Busen konnte eine gute Ernte einfahren, aber es kann auch Jahre mit Totalausfall geben, wie 2002. "Wir leben und arbeiten mit der Natur", weiß der Obstbauer.

Deshalb setzt er auch natürliche Schädlingsbekämpfer ein: Turmfalken nisten in den eigens aufgehängten Nistkästen und ziehen dort ihre Jungen groß. Sie verhindern, dass die Wühlmäuse zur Plage werden. "Wühlmäuse können ganze Anlagen vernichten", erklärt Busen.

Im Augenblick ist Peter Busen dabei, mit einigen Mitarbeitern die Bäume zu beschneiden. Das ist bei 10 000 Bäumen eine echte Herkulesaufgabe. Jeden Tag sind sie mindestens acht Stunden in der Plantage beschäftigt: Bis Weihnachten soll der Schnitt beendet sein. Die Bäume sind so gezogen, dass die beerentragenden Zweige herunterhängen.

Die Erntehelfer können deshalb ohne Leiter arbeiten und bringen so Rekordmengen an Holunderbeeren ein. Hundert Helfer arbeiten in der Erntezeit auf dem Hardter Hof. Sie kommen meist aus Bulgarien, Rumänien und Serbien, und Peter Busen lobt sie als besonders fleißig und motiviert. Sagenhafte 130 Kilo Beeren schneidet ein guter Erntehelfer pro Stunde.

Die Beerenernte ist eine stressige Zeit auf dem Hof. Die Beeren müssen schnell an die Abnehmer geliefert werden, denn sie sind empfindlich. Viel geht an Obstkeltereien, die unter anderem reinen Holundersaft daraus herstellen, die Basis für den "Schnupfenschreck" oder das "Schietwettergetränk". Natürlich kann man auch ein wunderbares Gelee daraus machen oder Sirup, der sich hervorragend als Bestandteil eines Salatdressings macht oder als warme Soße zum Vanilleeis.

Wer den Saft selbst machen will, kann die Beeren in der Erntezeit auch auf dem Hof Busen kaufen. "Am besten verarbeitet man sie im Dampfentsafter weiter", sagt Susanne Busen, die Hausherrin. "Dabei werden sie auch gleich ausreichend erhitzt." Rohe Holunderbeeren sind nicht genießbar, sie verursachen Magenkrämpfe und Durchfall. Als fachmännisch hergestellter Saft aber ist er nicht nur Grundlage für Gelee und Sirup, sondern auch eine bekannte Wunderwaffe gegen Erkältungen.

Der Holunderbeerensaft aus den Hardter Beeren wird von der Obstkelterei van Nahmen aus Hamminkeln hergestellt und ist in einigen Supermärkten und Bauernläden in Mönchengladbach erhältlich.

(arie)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort