Mönchengladbach Der Schlagloch-Fahnder

Mönchengladbach · Unterwegs mit einem Straßenbegeher: Jürgen Harings' Beruf ist es, die Straßen und Gehwege in der Stadt nach Schlaglöchern abzusuchen. Täglich marschiert er bis zu 20 Kilometer ab. Er meint: "Ein Traumjob."

Vorsichtig hebt Jürgen Harings einen Teil der schweren Steinplatte an. Er lugt darunter und blickt in schwarze Leere. Dort, wo eigentlich stabiler Untergrund sein müsste. Es ist 8 Uhr am morgen an der Wüllenweber Straße in Neuwerk, und Jürgen Harings hat einen Schaden im Gehweg entdeckt, der in die Kategorie "gemein-gefährlich" gehört. Eher eine Falle als ein Gehweg. "Wer da drauf getreten wäre, wäre sofort gestolpert", sagt der 48-Jährige. Wäre, denn es gibt ja ihn und seine Kollegen vom Straßenmanagement der Stadt. Harings ist einer der acht Straßenbegeher, die jeden Tag die Wege genau unter die Lupe nehmen.

Täglich dreht Jürgen Harings seine Runde im Bezirk Neuwerk, läuft etwa 20 Kilometer. Er trägt Kappe, warme Jacke, Wanderschuhe und marschiert schnurstracks durch die Straßen. Ein Spaziergang sieht anders aus. Gerade im verschneiten Winter oder im glühend heißen Sommer. "Das ist Arbeit", sagt er knapp. "Aber eine, die Spaß macht: Ich bin an der frischen Luft, habe viel Bewegung, treffe viele Menschen und bin unabhängig."

Man könnte sagen, als Schlagloch-Fahnder kennt jede Platte im Gehweg und jeden Meter Straßenasphalt in Neuwerk, Bettrath, Lürrip und Uedding in- und auswendig. Und wenn etwas nicht stimmt, zückt er seinen kleinen Taschencomputer, einen so genannten Palm, und trägt jeden Schaden penibel genau ins Straßenkataster ein. Abends wird das Gerät dann an den Zentralcomputer angeschlossen und die Schadenskartei auf den neuesten Stand gebracht. Der erstellt eine Prioritätenliste, nach der Straßen und Gehwege dann repariert werden. Von der Entdeckung eines Schadens bis zur Beseitigung kann ein bisschen Zeit verstreichen. Nicht selten ist der Schaden bei der nächsten Begehung noch da. Nebenstraßen werden alle vier Wochen, Hauptverkehrsstraßen alle 14 Tage kontrolliert.

Die Steinplatte an der Wüllenweber Straße allerdings, diese fiese Trittfalle, kann nicht so liegen bleiben. Der Schaden muss sofort behoben werden. Jürgen Harings zückt sein Handy, ruft die Zentrale an. Dann greift er sich eine Mülltonne und parkt sie über der Platte. "So wird keiner mehr da lang gehen", sagt Harings.

Acht solcher Straßenbegeher sind täglich in der Stadt im Einsatz. Jeder hat seinen eigenen Bezirk. Jeder noch so kleine Weg, sofern es kein Privatweg ist, muss genau abgesucht werden. Die Stadt ist dazu verpflichtet, allerdings fehlt das Geld, um alle Schäden auszubessern. Gerade nach dem harten Winter hatten die Begeher richtig etwas zu tun. Genau die Zeit, in der Harings an seinem Beruf am meisten Spaß hat.

Nach gut eineinhalb Stunden hat er den ersten Teil seiner Runde durch Neuwerk beendet. Vor der Pause schaut er nochmal an der Falle an der Wüllenweber Straße vorbei. Dort liegt inzwischen eine neue Platte, die Fugen mit frischem Sand verfüllt. Der Notfall-Trupp aus der Zentrale war schon da. Jürgen Harings nickt zufrieden.

(RP)
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