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Bettrath Der Ort hinter den Brücken

Bettrath · Wer in die Honschaft Bettrath im Norden Mönchengladbachs will, muss Brückendurchfahrten und Tunnel überwinden. Dahinter trifft man aufherzliche und offene Menschen, einen echten Almbauern, schiefe Kreuzungen und liebevoll restaurierte Sakralkunst.

Bettrath Weiden gibt es rund um Bettrath zwar, Berge allerdings sind Mangelware. Eine Alm zu finden, ist deshalb in der Honschaft aussichtslos. Anders verhält es sich, wenn man in Bettrath auf die Suche nach einem Almbauern geht. Da ist die Erfolgsquote 100 Prozent. Vor knapp 30 Jahren hat er die Bergwiesen der Steiermark verlassen und sich im vergleichbar flachen Bettrath niedergelassen. Den Geschmack seiner Heimat hat er in Form von Schilcher Tresterbrand, den Grappa der Steiermark, Kirchelbrand (Zwetschgenbrand) und Marillenlikör mitgebracht. Mit einem kleinen Laden, in dem er auch Himbeeressige und Kürbiskernöle, sowie Seife aus Schafsmilch anbietet, hat Franz Weißnar mitten in Bettrath eine "Almhütte" eingerichtet.

An seinen ersten Eindruck von Bettrath kann sich Franz Weißnar noch lebhaft erinnern. "Am 19. März 1982 war das, der Seppeltag wie man bei uns sagt, weil an dem tag die Josefs Namenstag haben", erzählt der 56-jährige Österreicher. "Ich wollte über die Pässe fahren, aber das ging nicht, weil bei uns alles tief verschneit war." Weißnar musste sich eine andere Route durch das winterliche Österreich und den Süden Deutschlands suchen. "Hier kam ich dann direkt im Frühling an", beschreibt er seine erste Begegnung mit der Honschaft. "Alles hat geblüht."

Gleich von Anfang an, hat sich Weißnar in Bettrath wohl gefühlt. "Ich habe immer in einer ländlichen Gegend gewohnt. Und hier bin ich auch mitten in der Natur", sagt er und beschreibt mit seiner linken Hand einen Bogen. "Besonders diesen Winter habe ich genossen. Wenn man da durch die tief verschneite Donk gegangen ist, das war einfach super."

Als herzlich, offen und hilfsbereit hat Weißnar die Bettrather immer erlebt. "Wir hatten direkt Kontakt", erinnert er sich. Der hat sich im Lauf der Jahre intensiviert. Einen großen Beitrag dazu hat das Schützenwesen geleistet. Schon vor über 200 Jahren gründeten sich in Bettrath die Sankt-Johannes-Junggesellenbruderschaft Hoven-Bettrath-Lockhütte und die Sankt-Maria-Männerbruderschaft. "Schon oft haben wir bei der großen Parade gespielt", berichtet Weißnar, der in der Bundesschützenkapelle Schiefbahn die Tuba spielt. Wenn die Schützen ihr Fest feiern ist es für einige Stunden mit der Ruhe vorbei. Dann ist die ganze Honschaft auf den Beinen. Etwa 9000 Menschen wohnen hier, es gibt einen Kindergarten, eine Grundschule und zwei Kirchen: das evangelische Karl-Immer-Haus und die katholische Pfarre Herz-Jesu. Die Pfarre ist die Heimat der Schützen, an ihrer Kirche zieht die große Parade traditionell vorbei.

"In der Kirche gibt es einen sehr schönen Kreuzzug, den mein Landsmann Joseph Schapfl restauriert hat", berichtet Weißnar. Nicht nur der Kreuzzug, auch der Marienaltar kam durch Schapfls Kunst wieder zu neuem Glanz. Überhaupt waren die Bettrather in den letzten Jahren sehr aktiv bei der Restaurierung ihrer Sakralkunst. Ein Kleinod ist das Wegekreuz an der Hovener Straße, Ecke Hansastraße geworden.

Vor vier Jahren hat der Steinmetz Albert Schmid das Kreuz und den Corpus Christi, dem sogar ein Fuß abgebrochen war, in stundenlagen Sitzungen gepflegt bis er wieder wie früher strahlte. Zur Finanzierung wurde Geld zusammengelegt und eifrig Spenden gesammelt.

(RP)
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