Wasserspaß Die Freizeitkapitäne vom Bresgespark

Mönchengladbach · Sonntags lassen die Mitglieder des Schiffsmodellbauclubs ihre Boote zu Wasser. Männer dominieren zahlenmäßig, an Nachwuchs fehlt es.

 Bootbauer Artur Ibach fand erst vor zwei Jahren zum Schiffsmodellbauclub. Nun steuert er einen Küstenfrachter.

Bootbauer Artur Ibach fand erst vor zwei Jahren zum Schiffsmodellbauclub. Nun steuert er einen Küstenfrachter.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Fast zwölf Kilogramm wiegt Willi Mangolds stolze „Küstenwache“. Der 78-Jährige hat das Modellbauschiff nach dessen Original nur aus der Erinnerung nachgebaut und einen alten Schiffsrumpf in Kleinformat als Basis verwertet. Seit seinem 16. Lebensjahr baut Mangold bereits Modelle, früher auch von Autos und Flugzeugen, inzwischen hat er sich auf Schiffe spezialisiert. Er hat die Entwicklung in der Fernsteuerung aktiv miterlebt. „Ich bin Pazifist. Darum fehlt die Kanone, die das Original hat“, erzählt der Wickrather. Zum Schaufahren des Schiffsmodellbauclubs Mönchengladbach im vereinseigenen Gewässer fährt er seine Küstenwache mit dem Wickrather Wappen am Bug auf einen eigens hergerichteten Rollwagen bis an den Steg.

Die Begeisterung für den Modellbau und kniffelige Details teilt Mangold mit den meisten Männern, die sich am Teich treffen. Gäste von anderen Vereinen ergänzen die Ansammlung der Schiffe und Boote zur beachtlichen Ausstellung der Vielfalt. Hier schwimmen und ruhen Schoner, Dampf- und Frachtschiffe sowie Schlepper in verschiedensten Größen.

Zu den auswärtigen Gästen zählt Rainer Westbrock. Sieben seiner insgesamt 21 Boote sind Dampfschiffe, tatsächlich nur von Dampf angetrieben. Mindestens einmal in der Woche steuert er einen Teil seiner Boote vom Ufer aus. „Wenn ich etwas gebaut habe, möchte ich auch sehen, dass es funktioniert“, betont Westbrock.

Fred Granderath, erster Vorsitzender des Clubs, hat sieben Modellboote und bekennt entspannt: „Hier sind einige dabei, die wesentlich mehr haben“. Das Gründungsmitglied des Clubs erinnert sich gerne an die gemeinsam mit weiteren Mitgliedern unternommene Fahrt auf dem Original-Feuerwehrlöschboot der Düsseldorfer Feuerwehr. Ein solches Löschboot zieht nun im wesentlich kleineren Nachbau seine Runden, während eine große Entenfamilie den See kreuzt – ohne Batterie, versteht sich.

Der Schiffsmodellbauclub wurde 1979 gegründet und 1980 als Verein anerkannt. Bei den Freizeitkapitänen dominieren eindeutig die Männer. „Ja, es gibt einige Frauen und Kinder im Club, doch die sind in der Regel Familienmitglieder“, sagt Guido Kitzhöfer. Vom Steg aus dirigiert er einen flotten Jetski, der die Staffel der behäbigeren Frachter ordentlich aufmischt. Der 33-Jährige ist eines der jüngsten Mitglieder. An Nachwuchs fehlt es, stellt Erwin Cohnen bedauernd fest. Zehn neue Mitglieder sind im Rentenalter.

Dabei scheint es, als könnte die Begeisterung für Schiffsmodelle ein Jungbrunnen sein. Der 84-jährige Gerold Schneppe steht den Jüngeren in Nichts nach. Er hat drei Boote und ein Modelldreirad für Obst und Gemüse mitgebracht. Seit über 40 Jahren baut der gelernte Schreiner Schiffsmodelle. Darüber fand er sogar eine Anstellung in einem Unternehmen zur Herstellung von Funktionsbaumodellen. Als Qualifikation genügte den Verantwortlichen ein Blick auf eines seiner Schiffe. „Es war die glücklichste Arbeitszeit meines Lebens“, bekennt Schneppe, der ein Kanu steuert, dass scheinbar durch die Muskelkraft einer paddelnden Puppe vorwärtskommt. Seinem Geschick verdankt Schneppe die Goldmedaille der Deutschen Meisterschaft im Schiffsmodellsport von Xanten.

Artur Ibach ist in diesem Zirkel beinahe ein Neuling. Er fand vor zwei Jahren zum Club und lenkt nun einen Küstenfrachter in der Art von Transportschiffen, wie sie bis vor der Wende in der damaligen DDR gebaut wurden, durch den See. Den eigentlichen Anstoß für die Leidenschaft gab Sohn Frank. „Mein Vater baute für mich ein Schiff, weil ich das damals nicht konnte“, erzählt der. Nun baut der 47-Jährige selbst. Ab und an verweilen Spaziergänger bei den ferngesteuerten Booten. Ein kleines Mädchen löchert den Vater mit Fragen. Beide bleiben lange stehen, genießen die beschauliche Ruhe unter leicht bewölktem Himmel. Für eine längere Verweildauer bietet der Club Stärkung und Sitzgelegenheiten an.

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